Väter mit Kindern und Pensionistinnen stürmen über den Golfplatz, Installateure und Wall-Street-Banker. Kein Geld der Welt sichert jemanden hier einen Fixplatz.
Der Ryder Cup ist eine demokratische Veranstaltung, dennoch gilt das Gesetz des Schnelleren für diesen Platz an der Sonne. Die taucht noch lange nicht auf. Man sitzt also in der römischen Dunkelheit und glaubt, am anderen Ende der Welt zu sein: beim Karneval von Rio.
Auf der einen Seite die Anhänger des Teams USA, mit Weißkopfseeadler-Masken oder rot-blauen Plastikhörnern. Deren heiliger Patriotismus hat etwas Kindliches. Gleich daneben die unüberblickbare Masse an europäischen Fans in Verkleidungen, die man albern oder genial finden kann. Schweden mit Hüten aus Ikea-Sackerln, Italiener mit Pizzaschnitten auf dem Kopf, Österreicherinnen im Dirndl und Iren, wirklich überall erblickt man Iren.
Einmalige Atmosphäre
Man staunt und lauscht, was hier alles zum guten Ton gehört. Gesänge, welche die Stille des frühen Morgens durchbrechen; Klatsch-Choreografien, die das Stadion vibrieren lassen. Die strenge Etikette, die den Golfsport mitdefiniert, hat hier Pause.
Der einmaligen Atmosphäre und speziellen Konstellation können sich selbst Routiniers nicht entziehen. „Du siehst bei der Eröffnung, wie die europäische Fahne aufgezogen wird. Eine Fahne, die dir nie etwas bedeutet hat“, sagt der Belgier Nicolas Colsaerts, der beim diesjährigen Ryder Cup als einer der Vizekapitäne fungiert, „doch plötzlich passiert etwas mit dir. Du bist stolz, dass europäische Trikot zu tragen und spürst, dass ganz Europa, Deutsche, Franzosen, Spanier, hinter dir stehen.“
Nur vier Schläge
Zu sehen gibt es viel auf dieser Haupttribüne, nur gar nicht so viele Golfschläge. An einem Ryder-Cup-Vormittag sind es exakt vier (!) Abschläge in den vier Foursome-Duellen. Enttäuscht ist auf der „größten Bühne des Golfsports“ (Zitat: Rory McIlroy) dennoch niemand.
Der Nordire liebt die Klarheit dieses Wettbewerbs. „Wir bekommen hier keinen Cent, haben aber auch keine Sponsorverpflichtungen. Es geht nur um das Spiel“, sagt der siebenfache Ryder-Cup-Teilnehmer.
Teure Souvenirs
Dass es hier ausnahmsweise nicht ums Geld geht, wagt man zu bezweifeln, wenn man etwa vor dem offiziellen Ryder-Cup-Fanshop steht. So groß wie eine Interspar-Filiale und ähnlich gut sortiert, gibt es hier alles (und noch viel mehr), was das Golfer-Herz begehrt: das Merinowollpullöverchen für frische Herbstabende auf der Clubhaus-Terrasse um 320 Euro ebenso wie den Ryder-Cup-Bademantel.
Im Ryder-Cup-Dorf darf man sich natürlich in das mehr als hunderttausend Euro teure Neuerzeugnis des offiziellen Ryder-Cup-Autopartners setzen.
Aber es stimmt schon: Vieles hier wirkt weniger gezwungen und gekünstelt, nicht alles wird bis aufs Letzte ausgequetscht. Am Austragungsrhythmus alle zwei Jahre wird ebenfalls nicht gerüttelt. Der Ryder Cup will etwas Besonderes bleiben – für Spieler und Fans.
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