Wie gut spielen die Ryder-Cup-Stars im Vergleich zu Hobbygolfern?
Kaum eine Sportart liefert eine so gute Vergleichbarkeit von Spitzen- mit Hobbyspielern wie Golf. Wie gut sind die Ryder-Cup-Stars wirklich? Tausende Daten beantworten das.
"Golf ist täuschend einfach und endlos kompliziert." Der Satz der 2016 verstorbenen US-Golflegende Arnold Palmer hat in seiner Schlichtheit etwas Philosophisches, in Branchenkreisen genießt der Einzeiler Kultstatus. Wohl auch, weil jeder Golfspieler weiß: Dieser Satz ist - leider - wahr.
Wunderbar erkennen lässt sich das dieser Tage auf der Anlage des Marco Simone Golf & Country Club nahe Rom, dem Schauplatz des 44. Ryder Cups. Der Wettstreit zwischen den besten Golfern der USA und aus Europa im Zwei-Jahres-Rhythmus ist das größte Schauspiel einer Branche, die die übrigen 103 der 104 Wochen ohne Ryder Cup eher unter sich bleibt. Nirgendwo sonst kommen so viele Golfer unterschiedlichster Leistungsklassen zusammen als beim Teamwettbewerb der Kontinente.
Wie gut sind die 24 besten Spieler der Erde aber wirklich? Es ist eine Frage, die in den meisten Sportarten aufgrund der fehlenden Vergleichbarkeit nie ganz zu beantworten sein wird. Im Golf jedoch schon. Das Jahrhunderte alte Spiel hat dabei den Vorteil, dass jeder Hobbygolfer auf nahezu jeder Golfanlage, auf der auch die Besten ihre Champions küren, eine Runde drehen kann (ausgenommen sind Privatplätze wie der Masters-Schauplatz in Augusta).
Der diesjährige Ryder-Cup-Schauplatz ist etwa wieder ab 4. Oktober (für 350 Euro) für jedermann bespielbar. Moderne Golf-Tracking-Programme und Apps machen es dank Satelliteninformationen möglich, jeden Schlag, den Rory McIlroy oder Sepp Straka in den kommenden drei Wettkampftagen tätigen, auf einem Handy oder ein Tablet darzustellen. Auch Vergangenes, wie etwa Strakas Abschlag auf Loch 1 in der vierten Runde der British Open im Juli dieses Jahres.
Wo McIlroy, Straka und Co. unschlagbar sind
Das ermöglicht eine noch nie da gewesene Vergleichbarkeit der Weltklasse mit Hobbysportlern. Kürzlich veranschaulicht hat das zuletzt das Fachmedium Golf Digest anhand der PGA-Tour-Daten aus der Saison 2021/2022. So ist etwa bei Annäherungsschlägen aus den sandigen Bunkern der Unterschied von der PGA-Tour-Spitze zu allen anderen Golfern enorm (siehe Grafik unten).
Im österreichischen Golfverband (ÖGV) ist Dominic Angkawidjaja der Mann der Zahlen. "Aus Daten lässt sich wirklich viel über das eigene Spiel lernen. Man muss die Zahlen aber auch interpretieren können", sagt der Steirer, der 2004 an der Seite von Rory McIlroy am Junior Ryder Cup, dem Kontinentalwettstreit der besten Nachwuchsgolfer auf beiden Seiten des Atlantiks, teilgenommen hat.
Nicht jeden Schlag müsse man stundenlang trainieren, meint der ÖGV-Nationaltrainer: "Generell wird von Hobbyspielern im Training zu wenig geputtet", sagt Angkawidjaja. Denn im Turnier nimmt man im Schnitt bei vier von zehn Schlägen den Putter in die Hand.
Was ist ein schlechter Schlag für Rory McIlroy?
Die Konstanz der Besten mache womöglich den größten Unterschied aus: "Die Spieler im österreichischen Nationalkader, also sehr gute Amateure, kommen im Schnitt auf einen Strafschlag pro Runde, die weltbesten Golfer hingegen nur alle sechs bis acht Runden."
Die Definition von "gut" und "schlecht" spielt ebenfalls eine Rolle, erklärt der Coach: "Die guten Schläge machen nicht den großen Unterschied, die sind bei einem österreichischen Nationalspieler gleich gut wie etwa bei Rory McIlroy. Aber ein schlechter Schlag von McIlroy ist um so vieles besser, als ein schlechter Schlag von einem Amateur."
Datenanalyse spielt im Golf mittlerweile auf fast jeder Ebene eine mitentscheidende Rolle. Die europäischen Spielpaarungen für den Ryder Cup werden laut Teamkapitän Luke Donald zu einem hohen Prozentsatz dank statistischer Parameter zusammengestellt. Bauchgefühl und aktuelle Form geben nur in den seltensten Fällen den Ausschlag. Die Gastgeber bilden damit freilich keine Ausnahme. Team USA beschäftigt einen Experten, der früher im Pentagon für das US-Verteidigungsministerium Prognosen entwickelt hat.
Die Statistik zeigt, was Amerikaner hassen
Optimiert für den eigenen Erfolg wird nahezu jeder Bereich des Spiels. Sogar beim Platzdesign für den Ryder Cup in Rom vertrauten die Europäer den Statistiken - wie auch schon beim Heimsieg im Jahr 2018 in Paris. Sie wussten, dass die Schlüsselspieler der Amerikaner prinzipiell weiter abschlagen als sie selbst. Jedoch auch mit etwas größerer Streuung abseits der Fairways (Spielbahnen). Ein hohes und dichtes Rough neben der Fairways war rasch wachsen gelassen.
Um dieses aber auch während der gesamten Turnierwoche zu erhalten, verschoben sie die Zuschauer-Begrenzungen weiter nach hinten. Andernfalls hätten die Hunderttausenden Besucher den Wettbewerbsvorteil der Europäer kurz und klein getrampelt. Das zahlte sich aus: Team Europa gewann vor fünf Jahren überlegen den Ryder Cup.
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