Straka ist nämlich bereits der zweite Österreicher nach Bernd Wiesberger vor zwei Jahren, der für den Ryder Cup auserwählt wurde. Damit stellt man gleich viele Spieler wie Deutschland (Bernhard Langer, Martin Kaymer).
Der populäre Teamwettstreit mit den USA war auf europäischer Seite jahrzehntelang den britischen Inseln vorbehalten. Erst 1979 ließ man auch Golfer von Kontinentaleuropa zu. Seither schafften es Spieler aus lediglich zehn Nationen vom Festland zum Ryder Cup.
Dabei bewegt der Weltsport Golf auch in vielen Ländern Europas die Massen. In Österreich sind die Golfer mit mehr als 100.000 Mitgliedern der viertgrößte Fachverband des Landes. Im Vergleich zu anderen, zum Teil traditionellen Golf-Nationen schafften es zuletzt viele Österreicher in die (erweiterte) Weltspitze.
An der Quantität kann das nicht liegen. Laut offiziellen Zahlen des heimischen Golfverbandes ÖGV ist nur ein Bruchteil der Zigtausenden Mitglieder jünger als 21 Jahre. Golf auf Turnierniveau betreiben davon gar nur etwas mehr als 900.
Auch Sepp Straka hat im KURIER-Gespräch für diesen bemerkenswerten Umstand keine Erklärung, erinnert sich aber an seine eigene Jugendzeit im GC Fontana in Oberwaltersdorf: „Das war zu einer Zeit, als jemand wie Markus Brier begonnen hat, auf der European Tour vorne mitzuspielen. Es war enorm wichtig für mich, jemanden aus Österreich zu sehen, der es bis weit nach oben schafft.“
Straka verdankt zwar seine Profikarriere den USA, wohin er als Teenager mit seiner Familie übersiedelt ist, „Made in America“ ist aber nicht alles an ihm. Die Liebe zum Spiel hat er viel früher in Oberwaltersdorf entwickelt.
Sigi Wolf verpasste den Coup
Auf der Anlage südlich von Wien, erbaut von Frank Stronach und mittlerweile im Besitz von Sigi Wolf, sollen auch künftig die Topgolfer von morgen gefunden und gefördert werden – nur noch viel systematischer. Der ÖGV eröffnet Anfang Oktober dort sein neues Hauptquartier. Die aus dem Sportbudget mitfinanzierte und insgesamt mehr als sechs Millionen Euro teure Indoor-Anlage soll bei ihrer endgültigen Fertigstellung Ende 2024 das modernste Kompetenzzentrum für den Golfsport in Europa sein.
Und beinahe wäre dieser Text gar nicht in Rom geschrieben worden, sondern in Fontana. Die Anlage galt 2015 als aussichtsreicher Mitbewerber für die Austragung des Ryder Cups. Dass es doch der GC Marco Simone mit seinem Schlösschen aus dem 11. Jahrhundert wurde, lag am Geschäftssinn der römischen Club-Chefin: Designerin und Schlossbewohnerin Laura Biagiotti, weltweit bekannt als Parfumentwicklerin, bewies auch hier den richtigen Riecher. Sie verstand es, die Stadt und private Investoren für das Projekt zu begeistern.
Der Golfkurs sei „der größte grüne Rock, den ich je entworfen habe“, sagte Biagiotti, die ihr Herzensprojekt Ryder Cup nicht mehr erleben sollte. Sie starb 2017. Schloss und Präsidentinnen-Amt im Golfclub führt nun ihre Tochter weiter.
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