EM-Held Möstl: Der Handball-Goalie, der nicht ins Tor wollte
Die Fachwelt staunt über seine Paraden, hat aber noch Probleme mit dem Namen des 23-Jährigen, der das Gesicht des EM-Erfolgs ist. In Österreich ist Möstl seit Jahrzehnten ein Begriff.
Es ist ein klingender Name, jedenfalls im österreichischen Handball: Möstl. Werner Möstl, heute 55, verriegelte in den 1980er- und 90er-Jahren für viele das Tor – bei Westwien in der Champions League und mehr als 100-mal im österreichischen Nationalteam.
SohnConstantin, 23 Jahre jung, tut es ihm bereits gleich, derzeit bei der EM-Endrunde in Deutschland, wo er Samstagabend die favorisierten Gastgeber beim für sie schmeichelhaften 22:22 vor zahlreiche Probleme stellte. Zunächst mit seiner Vielzahl an Paraden, dank denen er zum dritten Mal in der fünften EM-Partie zum Spieler des Matches gewählt wurde.
Mühe mit Möstl hatten die angeschlagenen Deutschen aber auch im Nachgang bei der Analyse. Von Möschtl war da mitunter die Rede, so manches Medium schrieb wiederum von den starken Reflexen eines gewissen Möstle.
Und nun am Montag kommen die Franzosen (18 Uhr/live ORF1). Über deren Aussprache wollen wir an dieser Stelle kein Wort verlieren, aber bei der Spielvorbereitung auf das vorletzte Hauptrundenspiel wird der Olympiasieger den Namen Möstl wohl dick markiert haben.
Wie auch einige andere im internationalen Handball. „Ich halte es für ausgeschlossen, dass Constantin nächste Saison noch in Österreich spielt“, sagt Konrad Wilczynski über den derzeitigen Tormann des HC Hard.
Der langjährige Teamspieler hat Möstls Karriere von Beginn weg begleitet als Manager von Westwien, wo der 23-Jährige bis zum vergangenen Sommer unter Vertrag stand. Der Wechsel an den Bodensee war alles andere als geplant, vielmehr fast alternativlos, nachdem Westwien den Profibetrieb einstellen musste. Zuvor gab es noch den Meistertitel als emotionalen Schlusspunkt.
Kein EM-Goalie hat mehr Paraden als Constantin Möstl
„Das Meisterjahr hat ihn reifen lassen. Er hat gesehen, dass er einer der Besten sein kann“, sagt Wilczynski über den einstigen „Kabinen-Clown“ von Westwien. Aber: „Er gibt einer Mannschaft so viel mehr als nur Paraden.“ 59 sind es im bisherigen EM-Verlauf, kein anderer Goalie konnte nach fünf Spieltagen mehr vorweisen.
Mit einer gehörigen Portion an Emotionen und einem Schuss Leichtigkeit ist Möstl auch zum Gesicht des österreichischen Höhenflugs geworden. Auf die Frage, ob er denn wisse, dass seine Beine so beweglich seien, antwortete er: „Ja, natürlich.“
Erst ein später Wachstumsschub auf 1,86 Meter ließ ihn zurück ins Tor wandern. „Er wollte immer raus aus dem Tor und Feldspieler sein“, erinnert sich Wilczynski an die Anfänge. „Wir haben immer gesagt: Bleib’ im Tor, du hast alle Anlagen um irgendwann Österreichs Nummer eins zu werden!“
Auch Vater Werner sah in seinem Sohn anfangs eher keine Nummer eins. Überhaupt war das Verhältnis von Vater und Sohn in der Handball-Halle lange kein einfaches, wie beide im Sommer im Rahmen eines Gesprächs für das Handball-Magazin des KURIER verrieten.
„Er sagt mir, was ihm aufgefallen ist. Er ist sehr, sehr kritisch. Das kann auch mal ausarten, am nächsten Tag müssen wir uns nicht unbedingt sehen. Es ist nicht das Leichteste, einen Vater zu haben, der auf derselben Position selbst so erfolgreich war“, sagte Constantin Möstl.
Der Vater sei „hartnäckig“ gewesen, vor allem als Constantin mit dem Handball schon aufgehört hatte. „Er kann von Erfahrungen, die ich gemacht habe, profitieren“, sagt Werner Möstl und formuliert einen Wunsch: „Ich wünsche mir aber, dass sich die Wahrnehmung einmal dreht: Dass nicht er der Sohn von Werner ist, sondern ich der Vater von Constantin.“ Der Nachname ist ja ein Begriff – zumindest in Österreich.
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