Österreich: Handball-Sensation, aber leider keine Sportnation

Österreich: Handball-Sensation, aber leider keine Sportnation
Das Fundament für den Erfolg des Nationalteams wurde lange vor der EM gelegt. Für langfristige Entwicklungen müssen Politik und Gesellschaft deutlicher Stellung beziehen.
Philipp Albrechtsberger

Philipp Albrechtsberger

Zwischen dem Tag, an dem Österreichs Handball-Meister mangels finanzieller Unterstützung den Profibetrieb einstellte, und der Woche, in der das Nationalteam noch reelle Chancen auf das EM-Halbfinale hat, liegen gerade einmal sieben Monate.

Es mag sehr unterschiedliche Begründungen geben für diese beiden kaum zu glaubenden Tatsachen, aber die Optik könnte schlechter kaum sein für den (Rand-)Sport in Österreich.

Das Fundament für den aktuellen Erfolgslauf der Handballer wurde lange vor der EM-Endrunde in Deutschland gelegt. Der Großteil der aktuellen Teamspieler kennt einander seit Jugendtagen, durchlief dieselbe Grundausbildung und spielte bereits in diversen Jugend-Nationalteams erfolgreich für Rot-Weiß-Rot.

Es ist erst sechs Jahre her, dass Österreich mit Constantin Möstl und Lukas Hutecek Gold bei der Schüler-WM holte. Beide sind Eckpfeiler im aktuellen EM-Team.

Man sollte bei aller Begeisterung nicht glauben, dass Österreich nun auf dem schnellsten Weg zu einer Handball-Nation ist. Es kommt gerade viel Positives auf einmal zusammen. Welchen Stellenwert ein Sport tatsächlich hat, zeigt sich viel eher im Misserfolgsfall. Wenn das Rampenlicht ausgegangen ist und Fördergeld verteilt wird.

„Wir machen aus wenig viel. Aber aus nichts können wir nichts machen“, sagte Roland Marouschek zuletzt in einem Interview. Er war viele Jahre lang Trainer diverser Nachwuchs-Nationalteams und ist aktuell Sportdirektor von Westwien – jenem österreichischen Meister, der keine Zukunft haben durfte.

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