Handball-EM: Ein Endspiel ohne Favoriten

Wiedersehen: Vergangene Woche konnten Spanier und Kroaten in Wien keinen Sieger ermitteln.
Mit Spanien und Kroatien kämpfen zwei Teams auf Augenhöhe um den Titel.

Favoriten? Gibt es keinen, wenn am Sonntag (16.30 Uhr/live ORF Sport+) der EM-Titel im Handball in Stockholm ausgespielt wird. Spanien und Kroatien marschierten im Gleichschritt durch das Turnier, gegen beide Nationen konnte Österreich in der Hauptrunde in der Wiener Stadthalle phasenweise mithalten, verlor aber letztlich doch klar. Österreichs Ex-Teamspieler Konrad Wilczynski meinte beim Sport Talk auf SchauTV: „Wir waren knapp dran, am Ende wurden uns aber dennoch die Grenzen aufgezeigt. Vor allem dann von den Deutschen.“

Das finale EM-Duell verspricht jedenfalls ein Maximum an Spannung, weil viele Faktoren die beiden Handball-Nationen verbinden. In Wien endete der Schlagabtausch 22:22, wobei Spanien eine deutliche Führung aus der Hand gab, um dann knapp vor Schluss doch noch auszugleichen. Beide Teams sind mannschaftlich sehr geschlossen, verfügen aber auch über hervorragende Individualisten und starke Torhüter: Spaniens Gonzalo Pérez de Vargas wehrte im Turnier bisher 58 Würfe ab, was einer Quote von 32 Prozent entspricht. Kroatiens Marin Sego hat fast die gleiche Bilanz aufzuweisen: Er hielt 59 Bälle und kommt damit auf eine Quote von 31 Prozent.

Viel Tradition

Ähnlich sieht es im Angriff aus, wo bei den Spaniern Alex Duschebajew (35 Tore) und Ángel Fernández (32) wirbeln. Kroatiens Kapitän Domagoj Duvnjak und Igor Karacic bringen es auf je 31 Treffer. Auch Namen wie Raúl Entrerríos oder Luka Cindric lassen viele Handball-Experten mit der Zunge schnalzen.

Beides sind große Handball-Nationen. Die Spanier stehen bereits zum sechsten Mal in einem EM-Endspiel. Nach vier vergeblichen Anläufen klappte es 2018 endlich mit dem ersten Titel, der nun verteidigt werden soll. Für Kroatien ist es das dritte Finale nach 2008 und 2010. Beide gingen verloren. Spanien wurde außerdem 2005 und 2013 Weltmeister. Kroatien triumphierte 2003 und holte zudem 1996 und 2004 Olympia-Gold.

Bei den statistischen Details spricht für die Spanier ihre Angriffswucht. Mit 256 Treffern sind sie das torhungrigste Team der EM, und mit 68 Prozent verwandelter Versuche verzeichnen sie auch die höchste Wurfeffizienz. Kroatien erzielte lediglich 207 Tore und brachte nur 59 Prozent der Würfe im gegnerischen Tor unter. Dafür steht die Abwehr stabiler. Während die Kroaten in acht Spielen nur 183 Gegentore kassierten, waren es bei Spanien immerhin 206.

Internationale Bühne

Auch ORF-Experte und Co-Kommentator Wilczynski freut sich auf das Finale. Als Vizepräsident der österreichischen Liga hofft er, dass die EM-Euphorie noch lange nachhallt. „Die Liga ist bei uns sehr ausgeglichen. Wir brauchen aber auch Vereine, die regelmäßig im Europacup engagiert sind. In den letzten Tagen sind einige Türen aufgegangen, durch die man jetzt durchgehen muss.“

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