Zoran Barisic: "Es gibt noch so viel zu lernen"
Vor vier Monaten hat Rapid Zoran Barisic zurückgeholt. Seither hat der neue Sportdirektor intern an vielen Schrauben gedreht, nach außen aber nur das Nötigste kommuniziert. Vor dem Heimspiel gegen die Admira (14.30 Uhr) nimmt sich der 49-jährige Wiener Zeit für ein KURIER-Interview.
KURIER: Ist es nach dem Derby-Sieg nötig, die Mannschaft vor der durch einen Trainerwechsel veränderten Admira zu warnen?
Zoran Barisic: Der Derbysieg war sehr, sehr wichtig für uns. Aber wenn wir jetzt nicht nachlegen und glauben, es geht mit 98 Prozent, wird es ein böses Erwachen geben. Ich erwarte mir von Beginn an einen total fokussierten Auftritt. Mit einem Sieg könnten wir auch den Abstand zu den unteren Sechs vergrößern.
Am letzten Transfertag wäre beinahe noch Husein Balic vom SKN gekommen. Versuchen Sie es im Winter erneut?
Es beginnt jetzt die Arbeit für die nächsten Transferperioden. Balic ist ein sehr interessanter, schneller Spieler mit großem Potenzial, den Didi Kühbauer aus St. Pölten sehr gut kennt und der bei der U-21-EM aufgezeigt hat. Aber zu Details über eine mögliche Verpflichtung äußere ich mich natürlich nicht.
In der Länderspielpause haben Sie erstmals seit Ihrer Rückkehr mehrere Tage hintereinander frei gemacht. Müssen Sie aufpassen, sich nicht zu überfordern?
Die Intensität und der Arbeitsumfang stören mich überhaupt nicht. Es gibt noch so viel zu lernen. Ich habe viele sehr gute Leute um mich. Diese Zusammenarbeit gibt mir neue Energie, die ich gerne weitergebe. Es lohnt sich, für eine bessere Zukunft von Rapid hart zu arbeiten.
Wofür hatten Sie bisher zu wenig Zeit?
Von der U-15 bis zu Rapid II kann ich mich jetzt mehr im Detail einbringen. Da gibt es sehr viele große Talente, wo ich auch einige Verträge vorab verlängern will.
Dass das 16-jährige Supertalent Yusuf Demir verlängert hat, lag auch an der Überzeugungsarbeit von Steffen Hofmann. Ist der Talentemanager Ihre Spezialkraft für solche Themen?
Ja. Steffen trägt nicht seinen großen Namen spazieren, sondern macht einen Top-Job. Wie er sich um die Jungen kümmert, ist außergewöhnlich. Ich freu mich sehr über unsere Zusammenarbeit.
Sein Nachfolger als Kapitän hat einen auslaufenden Vertrag. Werden Sie mit Stefan Schwab verlängern?
Es ist mit Stefan vereinbart, dass wir das kommende Woche in Angriff nehmen. Er ist als Kapitän nicht nur ein wichtiger Spieler, sondern auch ein wichtiger Mensch. Ich würde mich sehr über eine Verlängerung freuen.
Sie haben als Trainer besonders auf den Charakter geachtet. Rechtsverteidiger Filip Stojkovic hatte bei Roter Stern Belgrad Streit und ist aus dem Nationalteam von Montenegro geflogen. Ist das nicht ein riskanter Transfer?
Es ist ganz wichtig, dass Neuzugänge nicht nur als Spieler, sondern auch mit ihrem Charakter zu uns passen. Achtung vor vorschnellen Urteilen! Bei Montenegro ist es um ein Spiel gegen den Kosovo, also um ein Politikum gegangen. Verbandspräsident Savicevic hat mir bestätigt, dass Filip mit guten Leistungen bei uns wieder zurück ins Team kommen kann.
Ohne den Streit bei Roter Stern hätten Sie einen Stammspieler von einem Champions-League-Starter aber nicht bekommen, oder?
Ja. Ich habe aber auch mit mit Roter-Stern Trainer Vladan Milojevic, der früher bei mir hospitiert hat, gesprochen. Auch er hat mir bestätigt: Filip ist ein toller Charakter und ein guter Trainierer. Milojevic hat sogar entscheidend beigetragen, dass wir Stojkovic bekommen können.
Es wirkt so, dass viele Fans glücklich sind, wenn Talente einlaufen. Doch beim ersten Durchhänger – wie etwa letzte Saison bei Ljubicic – kommt schnell das große Murren. Wie erleben Sie den Wunsch nach mehr Jugend?
Als ich Trainer war, haben immer viele Junge gespielt, ohne dass das breite Beachtung gefunden hätte. Es ist vom Verein und von den Fans gewünscht, dass viele Talente nachkommen – wir investieren das viele Geld ja auch nicht nur in den Breitensport, sondern vorrangig in Spitzensport. Generell gilt: Junge Spieler brauchen Zeit, machen auch Fehler. Es ist falsch, sie zu schnell zu beurteilen und damit auch oft zu verurteilen.
Wie sehen Sie die Zukunft des 18-jährigen Derby-Debütanten Dalibor Velimirovic?
Es war nicht selbstverständlich, dass der Trainer so einen jungen Buam in einem Auswärtsderby ins kalte Wasser geschmissen hat. Was wir dann gesehen haben, war eine echte Talentprobe. Aber wir haben nicht nur Velimirovic, sondern viele gute Junge. Wir müssen auf die Talente aufpassen, andererseits liegt es auch an ihnen, den Weg bei uns nach oben zu machen.
Sie betonen den engen Austausch mit Didi Kühbauer. Hat Sie Ihre Freundschaft bisher vor Streit bewahrt?
Didi und ich sind nicht immer einer Meinung. Aber das ist auch nicht das Wichtigste. Es geht darum, einen gemeinsamen Nenner zu finden – das gelingt sehr gut.
Und wenn es kracht ...
... ist das kein Problem. Didi ist ein grundehrlicher Mensch, der seine Meinung grade raus sagt. Das ist mir lieber als ein Trainer, der mir seine Meinung verschweigt und wir deshalb einmal echte Probleme bekommen.
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