Ich sag’s offen: Ich habe mir externe Hilfe geholt. Ohne dem wäre es nicht gegangen. Seither habe ich eine andere Sicht der Dinge und kann auch super ausgleichen. Ich bin in diesen Wochen extrem viel allein im Wald unterwegs und schotte mich ganz bewusst ab. Da habe ich die Kopfhörer auf und bin froh, wenn ich niemanden sehe.
Und dann denken Sie nicht an den Fußball und den Abstiegskampf?
Das funktioniert nicht, du denkst ja permanent über das nächste Spiel und die Mannschaft nach. Ich führe dann so eine Art Selbstgespräch, das Thema ist immer präsent. Es ist jetzt aber zum Glück nicht so, dass ich nicht schlafen könnte. Und gewisse Dinge lassen einen erden.
Sie sprechen von Ihrem Motorradunfall 2020, bei dem Sie beinahe Ihr Bein verloren hätten?
Das war mit Abstand die schlimmste Zeit. Seit damals denke ich anders. Ich war heuer vor dem Qualirunden-Auftakt gegen den WAC wenige Stunden vor dem Anpfiff im Krankenhaus in Hochzirl, wo ein Freund von mir nach einem schweren Schlaganfall liegt. Das relativiert alles. Der kämpft darum, dass er irgendwie ins Leben zurückkommt und ich muss mich darüber ärgern, ob wir den WAC besiegen oder nicht.
Hilft Ihnen der Erfahrungsschatz von mittlerweile vier Qualirunden?
Das höchste Gut eines Trainers ist die Routine. Die Mannschaft merkt sofort, ob du ein Trainer bist, der herumflippt oder ob du cool und gelassen auftrittst und weißt, wovon du redest und was die Spieler brauchen. Meine Mannschaft braucht zum Beispiel jedes Jahr einmal einen komplett diktatorischen Ansatz.
Einen diktatorischen Ansatz?
Sie lechzen direkt danach und kriegen es auch radikal serviert. Da haben wir dann drei Wochen im Stile von Putin. Wenn du nicht mitziehst, dann raus. Nach drei Wochen weiche ich das wieder auf, und dann funktionieren wir wieder. Das kannst du aber nur einmal in der Saison machen, weil solche Ansätze nur kurzzeitig funktionieren. Ich bin damit gut gefahren.
Wie sehr hat der neue Modus die Situation im Abstiegskampf verändert?
Dieser Modus ist definitiv ein Brandbeschleuniger für Trainerwechsel. Die Lebenszeit für einen Trainer ist dadurch noch kürzer geworden. Allein an der Art des Fußballs, der in der Qualigruppe gespielt wird, erkannt man, wie groß der Druck ist. Alles ist darauf ausgerichtet, das Spiel zu zerstören. Nicht umsonst hat’s bis jetzt praktisch nur Unentschieden gegeben.
Welchen Druck verspüren Sie persönlich? Und ist es ein Vorteil, dass sie wissen, dass Sie im Sommer den Verein verlassen?
Ich empfinde es in gewisser Weise als Befreiung, dass das Ende in Sicht ist. Zugleich spüre ich eine große Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern des Vereins. Als ich begonnen habe, war ich der einzige Hauptberufliche, inzwischen hängen da viele Vollzeitmitarbeiter dran. Wir haben einen sozialen Auftrag. Wenn wir die Liga verlassen, dann sind diese Jobs alle weg. Diese Mitarbeiter liegen mir am Herzen. Die Spieler sind mir ziemlich wurscht.
Wie meinen Sie das?
Der Spieler ruft nach dem Abstieg seinen Manager an und zieht ein Haus weiter. Den Spielern ist es scheißegal, was mit dem Verein passiert. Mir ist aber auch klar, dass es mir nie mehr so ergehen wird wie jetzt bei der WSG. Weil ich bei keinem Verein mehr elf Jahre Trainer sein werde. Wenn ich morgen, jetzt nur eine Hausnummer, bei Altach einen Zweijahresvertrag unterschreibe, dann sage ich mir: Ob ich das Ende der zwei Jahre erlebe, oder nicht, ist mir im Grunde scheißegal. Der Verein ist dann nur mein Dienstgeber, der andere Verein, die WSG ist aber in meinem Herzen drinnen.
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