Angst in der 2. Liga: Gibt es die Lizenz zum Weiterspielen?

Symbolbild mit Zündschnur und Fußball: Zündstoff in der Bundesliga. Viele Vereine der 2. Liga kämpfen um die Lizenz und damit um die Existenz
Heute werden die Lizenzen für kommende Saison vergeben. Viele Vereine der 2. Liga kämpfen um die Existenz. Das birgt Zündstoff für die gesamte Bundesliga.

Heute werden die Lizenzen der Bundesliga in erster Instanz vergeben. Nur jene Vereine, die sicherstellen können, auch in der kommenden Saison zahlungsfähig zu bleiben, haben eine Zukunft in der Liga.

In den vergangenen Jahren war der mediale Fokus stets auf die Austria und ihre Finanznöte gerichtet. Heuer ist der violette Optimismus wesentlich größer.

Viele kritische Rückfragen 

Dafür geht in der 2. Liga mit 16 Teams die Angst um. Unüblich viele Vereine hatten kritische Rückfragen aus der Bundesliga zu beantworten – von West (Dornbirn) bis Ost, wo in Niederösterreich gleich mehrere Klubs um die Lizenz zum Weiterspielen ringen.

Die 2. Liga ist die Spielwiese von Klubs wie Lafnitz oder Stripfing. Klingt nicht nach weiter Fußball-Welt, dennoch ist ihr Fortbestand im Profibereich essenziell für die gesamte Bundesliga.

Zittern muss mit dem SKN St. Pölten auch der Zweitligist mit dem bisher größten Budget, das nach dem Ausstieg des deutschen Kooperationspartners Wolfsburg massiv reduziert werden muss.

Noch größere Sorgen hat Stripfing. Beim Kooperationspartner der Wiener Austria gibt es eine lange Liste an offenen Fragen – dafür aber einen neuen Obmann mit umso mehr Enthusiasmus.

Angst in der 2. Liga: Gibt es die Lizenz zum Weiterspielen?

Christoph Pelczar packt beim Stadionumbau an. Der "Rapid-Pfarrer" ist neuer Obmann von Stripfing

„Ich bin seit 21 Jahren Pfarrer in der Gemeinde. Ich wurde gefragt und bin es gewohnt, in der Not zu helfen“, erklärt Christoph Pelczar.

"Rapid bleibt große Liebe" 

Pikantes Detail beim violetten Partnerverein: Der Stripfing-Obmann ist der breiteren Öffentlichkeit als „Rapid-Pfarrer“ bekannt: „Rapid wird immer meine große Liebe im Fußball bleiben.“

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Stripfing ist hingegen die große Liebe von Erich Kirisits. Der Mäzen war einmal sogar als Rapid-Präsident im Gespräch, steckte viel Geld in den damaligen Amateurverein. Nur die Infrastruktur wuchs nicht mit. Aktuell wird beim FAC in Floridsdorf gespielt. 

Der verpflichtende Umbau in Stripfing wurde erst unter Pelczar gestartet – viel zu spät. Deswegen soll ein juristischer Trick helfen: Der Vereinssitz wurde nach Deutsch-Wagram verlegt.

Angst in der 2. Liga: Gibt es die Lizenz zum Weiterspielen?

Die neue Adresse liegt noch im Heimatbundesland (das ist Liga-Vorgabe), aber weniger als die maximal erlaubten 20 km von der Austria-Arena entfernt, um ab Sommer dort kicken zu dürfen.

„Mit mir wird es keine unrechten Dinge geben“, sagt Pelczar zum KURIER und führt aus: „Wir wollen Stripfing als attraktivsten Verein im Weinviertel und als Zentrum der Region Gänserndorf mit insgesamt 100.000 Einwohnern aufbauen. Wir arbeiten an einer Nachwuchs-Offensive und haben jetzt die Energie für etwas Nachhaltiges. Die Bundesliga soll uns noch eine Chance geben.“

"Baby nicht fallen lassen" 

Mäzen Kirisits wird weiter einzahlen („Er hat mir versprochen, dass er sein Baby nicht fallen lässt“), Pelczar soll die Zahl der Schäfchen vergrößern: „Unsere Worte müssen Fleisch werden.“

Für die erste Instanz hilft aber nur noch beten. „Wir könnten für die 2. Instanz etwas nachlegen, ich gebe nicht auf.“

Mehrfach wird gezittert

Aufgeben will auch Matthias Gebauer nicht, obwohl der Wind für den SKN-Manager nach dem Wolfsburg-Aus rau wird. Über Vermittlung von Spielermanager Frank Schreier gibt es Interesse von potenziellen Geldgebern – die Gespräche gehen gerade ins Finale, zu spät für die Abrechnung in 1. Instanz.

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SKN-Spitze: Sportchef Schlaudraff, Präsident Schwarzl, Geschäftsführer Gebauer (v. li.)

Die meisten der teuren Spielerverträge laufen bis 2025. Wie sich die Lizenz dennoch ausgehen soll? „Es gibt bei den Fixkosten einige Punkte, die wir streichen oder absenken können.“ Für den Tiroler bleibt „nur ein großes Fragezeichen: Einige treue Partner haben Absichtserklärungen, aber noch keine Verträge für die kommende Saison vorgelegt. Da ist die Frage, ob das der Liga reicht.“

Hat die Liga Zukunft? 

Bei mehreren Vereinen wird es laut KURIER-Recherchen nicht reichen.

In der 2. Instanz geht es dann um die Existenz der 2. Liga in aktueller Form. Bleiben zu viele Vereine ohne Lizenz, ist die gesamte Bundesliga-Struktur mit 28 Vereinen gefährdet.

Gut möglich, dass die Bundesliga, ihre Vereine und der ÖFB bald in einer Krisensitzung klären, ob sich, wie festgelegt, zwei Profi-Ligen noch ausgehen und Sinn ergeben?

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