Klar ist seit Samstag-Abend, dass der burgenländische Landesverbandschef Gerhard Milletich, 65, neuer ÖFB-Boss werden wird. Der 20 Jahre jüngere Wiener Vienna-Sponsor, Rapid-Fan und finanzkräftige Unternehmer Roland Schmid hatte das Nachsehen.
Hat der Neue als Alternative zum angezählten Teamchef Franco Foda einen Wunderwuzzi an der Angel?
Nein. Zumindest jene österreichischen Trainer, die von allen Spielern, Fans und Medien respektiert würden, haben heuer in Deutschland (Adi Hütter, Oliver Glasner), Ungarn (Peter Stöger) neue Verträge unterschrieben bzw. den bisherigen in England (Ralph Hasenhüttl) verlängert.
Oder wurde von Österreichs Jungkickern in jüngster Zeit in Länderspielen alles Gleichaltrige niedergerannt, weshalb große Zuversicht hinsichtlich 2026 angebracht ist?
Nochmals nein.
Nach eineinhalbjähriger Corona-Zwangspause wurden von zwölf Länderspielen im U 19-, U 18, U 17 und U 16-Bereich drei gewonnen. Was frustrierte Akademie-Leiter nicht überrascht. Sie vermissen vom ÖFB ein einheitliches, auf neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen basierendes Nachwuchskonzept. Schweizer, Dänen, Belgier, Norweger – warnen erfahrene Ex-Legionäre wie der unbequeme Paul Scharner – seien Jahre voraus.
Warum also sollte es dann für Österreich leichter sein, sich für 2026 zu qualifizieren?
Weil die FIFA das Starterfeld erneut aufbläht, im Vergleich zu 1978 und 1982 (als es Herbert Prohaska & Co unter 16 Nationen jeweils in die Zwischenrunde schafften) verdreifacht. Weil an der grenzüberschreitenden WM 2026 in USA, Kanada, Mexiko 48 Teams teilnehmen dürfen. Und der Weltverband bei 80 Spielen mit einem Rekord an TV- und Sponsoreinnahmen spekulieren darf.
Der Match-Inflation nicht genug. FIFA-Boss Gianni Infantino, ein Schweizer Nimmersatt, plant die Abkehr vom Vier-Jahres-Rhythmus, indem er alle zwei Jahre um den WM-Titel spielen lassen will. Naheliegend, dass sich die Klubs querlegen. Zumal sie es sind, die Spieler das ganze Jahr bezahlen, ehe sich die Verbände der Profis im Nationalteam bedienen.
Ob bei FIFA , UEFA oder bei Real in Madrid, wo das Super-League-Projekt immer noch nicht fallengelassen wird – überall hat Gewinnmaximierung oberste Priorität.
Verglichen dazu muten die Vorgänge beim ÖFB-Präsidenten-Spiel nahezu bieder an. Hier geht’s mehr um Eitelkeiten als um Geld. Oder ist auch das zu naiv gedacht?
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