Georg Pangl: Einst Berlusconi-Double, bald ÖFB-Präsident?

Es war einmal: Georg Pangl als Generalsekretär der Vereinigung der europäischen Profiligen
Die außergewöhnliche Karriere von Georg Pangl gibt es nun auch in Buchform zum Nachlesen. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Er habe in einer gepanzerten Limousine hinter dunklen Scheiben sitzend für den Milan-Präsidenten und späteren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi in Absprache mit den Sicherheitskräften dessen Double gespielt. Wegen Terrorgefahr, und um Paparazzi im Riesentrubel vor dem Wiener Champions-League-Finale 1990 Milan – Benfica (1:0) auf die falsche Fährte zu lenken. Der Trick gelang. Berlusconi saß unerkannt in einem anderen schwarzen Gefährt Richtung Prater-Stadion.

Das verrät Georg Pangl, der als Jugendsekretär beim ÖFB begonnen hatte und bald zur Betreuung ausländischer Gäste eingeteilt worden war, auf Seite 34 seines neuen Buches. Er hat es soeben im Beisein von Hans Krankl und Toni Polster präsentiert. Auf Seite 221 kokettiert Pangl mit der Rolle als ÖFB-Präsident.

Die Pangl-Methode

Vom Ehrgeiz besessen war der Burgenländer schon im vergangenen Jahrtausend, als er von der europäischen Fußball-Union UEFA als Venue Director eingesetzt wurde. In dieser Funktion sei ihm in Absprache mit den Schiedsrichtern und zur Freude der TV-Sender stets ein pünktlicher Spielbeginn gelungen. Seine Methoden, so schreibt er, würden heute noch zum Einsatz kommen. Jetzt, da er mit Europas einflussreichsten Fußball-Promis (Ex-Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge würdigt Pangl im Vorwort) per Du ist, hat er mit der UEFA nichts mehr am Hut.

KURIER Sport Talk mit Georg Pangl

2004 ließ er sich vom damaligen Bundesliga-Präsidenten Frank Stronach und dessen Nachfolger Martin Pucher zur Heimkehr und zur Annahme des Jobs als Liga-Vorstand überreden. Vorsorglich hatte der damals ob seiner Handschlagqualität im Fußball noch geschätzte Pucher gegenüber Pangl eine halbe Euro-Million an Liga-Schulden verschwiegen. Aus heutiger Sicht war das einer der harmlosesten Finten des Mister Mattersburg.

Topjob in der Schweiz

Konflikte mit Pucher-Nachfolger Hans Rinner (2017) erleichterten den Entschluss zum Jobwechsel. Nach zehn Vorstandsjahren wurde Pangl Generalsekretär der EFPL, der Vereinigung der europäischen Ligen. Fünfeinhalb Jahr lang kämpfte Pangl, so Pangl, für eine Besserstellung der kleineren Ligen.

Einigkeit mit den Millionenklubs bestand 2014 immerhin darin, was die Entrüstung über die Verlegung der Wüsten-WM 2022 in die Adventzeit betraf. Die Topklubs befürchteten (und befürchten noch immer) ein hohes Verletzungsrisiko für ihre kurz vor der WM aus dem Klubbetrieb herausgerissenen Profis.

Georg Pangl: Einst Berlusconi-Double, bald ÖFB-Präsident?

Alles in Ordnung: Findet jedenfalls FIFA-Präsident Gianni Infantino

Der Alleingang der FIFA-Chefs

Obwohl Europas Ligen verglichen mit Afrika, Südamerika oder Asien die Mehrheit der WM-Spieler stellen, verpufften Argumente. In Wahrheit hatten sich der damalige FIFA-Präsident Sepp Blatter und dessen Schweizer Landsmann und Nachfolger Gianni Infantino – wie Pangl 2014 beim Kongress feststellten musste – schon vorher im Alleingang für die Endrunde im europäischen Winter entschieden. Jene beiden schlitzohrigen Advokaten, die heute als ziemlich beste Feinde gelten.

Pangl trat als EFPL-General nach fünfeinhalb Jahren ab. Er lebt längst wieder mit seiner Familie im Burgenland. Wo er 2024 Fußball-Präsident werden will – nicht nur jener des burgenländischen Verbandes. Pangl, 57, hält sich für befähigt, erster bezahlter ÖFB-Präsident zu werden. Passend zum Buchtitel „Mein Theater der Träume“.

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