Winheims Tagebuch: Geisterspiele und Hintertürln
Ohne Chinesen beginnt acht Monate nach ihren olympischen Heimspielen, von denen sich die Skiwirtschaft zu früh zu viel versprach, der Weltcup. Abgesehen davon, dass die Staatsamateure am Tiroler Gletscher brutal überfordert wären – China beginnt sich im Sport wieder abzunabeln und schickt Entwicklungshelfer heim. Wer bleibt, durchläuft einen Quarantäne-Marathon. Wie zwei Fußball-Österreicher.
Verblüffende Erfolge mit Aufsteiger Chengdu, der gegen Spitzenklubs kaum Tore zulässt, sind ziemlich der einzige Trost für Tormann-Trainer Hans Peter Berger und Verteidiger Richard Windbichler (ehemals Admira bzw. Austria).
Nie hätten die zwei gedacht, dass sie alle bisherigen 20 Liga-Spiele nur fernab von Chengdu in einer Bubble plus Zwangskasernierungen in einem hermetisch abgeriegelten Hotel erleben würden. Training war tagelang bloß auf dem Hotel-Parkplatz erlaubt. Panikartig wurde Chengdus Mannschaft zwischenzeitlich sogar zur Insel Hainan ausgeflogen. Und das wegen 28 Covid-Fällen in der 22-Millionen-Einwohner-Stadt.
In den letzten zwei Wochen wurden wegen des Volkskongresses chinaweit alle Spiele abgesagt. TV-Sport sollte die Menschen nicht ablenken während der kollektiven Bewunderung für Staatschef Xi Jinping. Von Russlands Ukraine-Krieg bekomme man in Chinas Sendern, so Berger, ohnehin „null mit“.
Die Ski-Groteske
Hierzulande wiederum ist die Berichterstattung zwangsläufig dermaßen von Tragödien dominiert, dass Grotesken wie die folgende kaum bekannt werden: So produzierten Ukrainer im Werk des österreichischen Fischer-Konzerns in Mukatschewo 20.000 von Russen vorab bezahlte Paar Langlaufskier. Weil nicht einmal ein kleiner Frontverkehr möglich ist, erfolgt der Transport auf großem Umweg Richtung Kasachstan. Um dort durchs Hintertürl im Land des wintersportbegeisterten Aggressors Putin zu landen.
In Sibirien werden isolierte Russen schon in Kürze auf Skiern „made in Ukraine“ um die Wette rutschen. Vermutlich mit einigen Chinesen.
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