Die Konkurrenz? Sauer. Das eigene Auftreten? Forsch bis arrogant. Verbündete in der Liga? Die Minderheit. Klingt wie der LASK seit der Corona-Krise. Gemeint ist freilich Rapid bis zur Corona-Krise.Um 18.30 Uhr kommt es zum Duell der Vereine, die derzeit die meisten Emotionen auslösen: LASK gegen Rapid. Seit dem 4:0 der Hütteldorfer in Pasching am 1. Dezember hat sich einiges verändert. Nach den Sanktionen für die verbotenen Mannschaftstrainings beim LASK wurde mit Rapid der Platz in der Tabelle getauscht. Gewechselt wurde auch die Besetzung der Außenseiterrolle: Die Linzer haben sich in der Corona-Pause ins Abseits gedribbelt, Rapid gilt in der Liga wieder als mehrheitsfähig.
Rasch an die Spitze
Rückblick: In Graz ist aufgefallen, wie vom LASK nach dem Aufstieg 2017 zu hören war, dass der Platz von Sturm unter den „Großen Vier“ (neben Salzburg, Rapid und Austria) eingenommen werden soll. Seither wurden einige Aktionen aus Pasching als bewusste Verdrängungsmanöver wahrgenommen.
Nach den ersten Erfolgen haben die Linzer als neuen Reibebaum Rapid auserkoren. Präsident Gruber hat die neue Feindschaft angeheizt.
In der Krone erklärte er, dass er keinen Rapid-Spieler verpflichten würde: „Charakter kann man nicht kaufen.“ Potzmann wurde später dennoch gekauft.
Auf der Gegenseite war es für die Wiener ein Genuss, die öffentlich nicht bekannte Klausel bei Ullmann zu ziehen, um den Linksverteidiger weit unter dem Marktwert einzukaufen.
Neue Verbündete
Auf der Suche nach Verbündeten in der Bundesliga war der LASK erfolgreicher als die allzu selbstbewusst auftretenden Wiener. Bei nahezu jeder Weichenstellung gab es eine Mehrheit gegen Rapid.
Im Verbund mit Salzburg, Austria und Admira haben die Linzer die Hütteldorfer ein ums andere Mal auflaufen lassen. Eskaliert ist der Streit bei der Neuverteilung der TV-Gelder.
Seither sind die Schwarzen und die Grünen einander in herzlicher Abneigung verbunden.
Dass es so nicht weitergehen kann, hat Präsident Bruckner bei seiner Wahl klargestellt. Mit tipp3-Boss Newald wurde bewusst ein „Brückenbauer“, der mit allen Vereinen eine Gesprächsbasis hat, in die Rapid-Spitze geholt.
Die Veränderung lässt sich auch so erklären: Ex-Präsident Krammer kommt aus der in Österreich extrem umkämpften Mobilfunk-Branche, wo es darum geht, schneller und cleverer als die Konkurrenz zu sein. In einem KURIER-Interview hat er der Bundesliga ausgerichtet, dass sie nicht einmal wüsste, wie man Marketing buchstabiert.
Neuer Stil
Der ruhigere Nachfolger Bruckner kommt aus dem Banken- und Versicherungswesen, wo es um langfristige Strategien und dauerhafte Allianzen geht. Ein Präsidiumsmitglied meint zum neuen Stil: „Geschäftsführer Peschek weiß, dass er nicht in jede Konferenz mit dem Schwert reingehen muss, um für Rapid etwas zu erreichen.“
Das Tauwetter für den einstigen Buhmann Rapid hängt aber auch mit Corona zusammen. Die verbotenen Mannschaftstrainings der Linzer haben bei der Konkurrenz einen noch nie da gewesenen Zusammenhalt ausgelöst. Noch in der Winterpause wäre es undenkbar gewesen, dass Entscheidungsträger von Red Bull und den beiden Wiener Vereinen gemeinsame, vertrauliche Videokonferenzen abhalten, um weitere Schritte zur Rettung der Saison zu besprechen.
Es wird noch dauern, bis die Linzer wieder in den Kreis des Vertrauens aufgenommen werden. Dass der LASK zu Beginn der Corona-Krise für den Saisonabbruch eingetreten ist und damit den Konkurs von mehreren Vereinen in Kauf genommen hätte, wird länger spürbar bleiben als die sechs Strafpunkte.
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