Wacker-Coach Grumser: "Wer würde schon zugeben, dass er Angst hat"
Normalerweise ist der Absteiger aus der Bundesliga immer auch einer der Anwärter auf den Aufstieg. Doch mit Wacker Innsbruck verhält es sich diesmal anders. Der zehnfache Meister beschreitet notgedrungen neue Wege und plant vorerst nicht mit einer baldigen Rückkehr in die oberste Spielklasse. Zum einen weil den Innsbruckern das Geld und die Perspektiven fehlen, zum anderen weil der Lokalrivale Wattens in die Bundesliga aufgestiegen ist. „Zwei Tiroler Vereine ganz oben verträgt es nicht“, sagt Wacker-Präsident Gerhard Stocker.
Die Innsbrucker wollen sich als Ausbildungsverein und Talenteschmiede positionieren. Von der letztjährigen Mannschaft ist mit Verteidiger Stefan Meusburger nur ein Spieler übrig geblieben, das Team wird von jungen Fußballern gebildet, die in der vergangenen Saison mit Wacker II bereits in der zweiten Liga am Ball waren. Geblieben ist dafür der Trainer: Thomas Grumser durfte nach dem Abstieg weiter machen. „Für mich hat sich die Frage nicht gestellt“, sagt der 39-Jährige vor dem Auftaktmatch am Freitag in Steyr.
Wie lange hat der Abstieg bei Ihnen nachgewirkt?
Ich habe schon zehn Tage gebraucht, um die letzte Saison zu verarbeiten. Ich habe sie auch ganz bewusst aufgearbeitet und analysiert, weil das meiner Ansicht nach wichtig ist. Ich habe mich deshalb mit externen Coaches ausgetauscht und mir auch noch einmal alle zwölf Partien im Frühjahr angesehen.
Welche Erkenntnis haben Sie gewonnen?
Übers Jahr gesehen war es einfach zu wenig. Man braucht sich nur die Zahlen anzusehen, dann weiß man, dass wir nicht zufällig abgestiegen sind. Aber es ist müßig jetzt darüber zu reden, ab dem ersten Trainingstag habe ich mich nicht mehr damit beschäftigt. Für mich ist die letzte Saison abgehakt.
Dann lassen Sie uns doch über die neue Saison reden. Wie präsentiert sich der neue FC Wacker?
Fakt ist, dass wir eine extrem junge Mannschaft haben. Der Altersschnitt liegt gerade einmal bei 20 Jahren, es wird sicher Leistungsschwankungen geben. Das ist uns bewusst, aber das ist der Weg, zu dem wir uns bekannt haben.
Wo sind die Wacker-Spieler gelandet, die letzte Saison abgestiegen sind?
Christopher Knett (Panetolikos/GRI)
Hidajet Hankic (FC Botosani/RUM)
Christoph Freitag (Austria Lustenau)
Daniele Gabriele (Carl Zeiss Jena)
Matthias Maak (Altach)
Stefan Rakowitz (Hartberg)
Christian Klem (Hartberg)
Bryan Henning (Osnabrück)
Roman Kerschbaum (Admira)
Okan Yilmaz (Vorwärts Steyr)
Stefan Peric (WAC)
Matthäus Taferner (Dynamo Dresden)
Sascha Horvath (Dynamo Dresden)
Cheikhou Dieng (Basaksehir)
Florian Rieder (WSG Tirol)
Zlatko Dedic (WSG Tirol)
Florian Buchacher (WSG Tirol)
Wie kommen die jungen Spieler damit zurecht, dass sie jetzt plötzlich im Fokus stehen, vor Tausenden Zuschauern spielen und von den Fans angefeuert werden wie zuletzt beim 7:0 im Cup in Kitzbühel?
Im Cup in Kitzbühel hat man es teilweise schon gemerkt, dass sie die Fanunterstützung so nicht gewohnt sind. Grundsätzlich habe ich den Eindruck, dass sich die Spieler darauf freuen. Sie sehen es als große Chance. Andererseits: Wer würde schon zugeben, dass er Angst hat? Entscheidend ist das Verhalten auf dem Platz. Ich bin auch gespannt, ob sie befreit drauf los spielen oder ob es vielleicht auch Spieler hemmt, wenn plötzlich mehr Zuschauer im Stadion sind.
Das heißt, Sie wissen auch nicht genau, welche Rolle Ihre Mannschaft in der Liga spielen wird?
Wir werden einmal die ersten sechs, sieben Runden abwarten müssen. Vor allem auch weil sich bei den Gegnern sehr viel verändert hat. Mal sehen, wo wir uns einpendeln. Aber es macht keinen Sinn, dass wir über Platzierungen sprechen. Intern haben wir natürlich Ziele formuliert. Es ist in diesem Jahr wichtig, dass wir eine solide Rolle spielen und die Leute mitnehmen.
Ist es auch wichtig, dass der Verein Spieler entwickelt und verkauft?
Wir haben das Ziel, die Spieler weiter zu bringen. Und dass es, sollte der Bedarf da sein, vielleicht im Winter oder im Sommer wieder Transfers gibt, die Geld bringen. Irgendwann muss es aber schon das Ziel sein, dass wir uns aus diesem Kreislauf wieder befreien. Dass wir nicht unbedingt auf Transfers angewiesen sind. Das ist aber Zukunftsmusik.
Beschäftigt die Mannschaft das Rundherum?
Uns ist bewusst, dass immer wieder Themen aufpoppen werden. Wichtig ist, dass wir unseren Weg fortsetzen, egal, was von außen kommt. Es ist ein Fight um jeden Cent, aber der Spielbetrieb ist für diese Saison gesichert. Die Spieler haben die Chance, sich so zu präsentieren, dass sie nach dem Jahr den nächsten Schritt machen. Und wie schnell das gehen kann, hat man bei Matthäus Taferner gesehen. Der spielt jetzt in der zweiten deutschen Liga bei Dresden.
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