Von Superstar Messi bis zum VAR: Der Einfluss der Kleinverdiener

Es war zum Weinen. Kameragerecht kullerten beim von Abschiedsschmerz geplagten Lionel Messi in Barcelona die Tränen, ehe der Weltbeste anderntags fürs Schmerzensgeld von 35 Millionen jährlich bei Paris SG unterschrieb.
Gedankensprung zum Gagen-Gefälle in den Niederungen professionellen Fußballs:
Mit je 750 Euro wird drei Herren ihr Sonntagsdienst in der Pottendorfer Straße honoriert. Dort, in Wien-Meidling, gilt es, mit schalldichten Kopfhörern vor Bildschirmen zu wachen. Um die Schiedsrichter in Vorarlberg (wo Rapid gegen Altach spielt), Pasching (LASK – Sturm) und Wien-Favoriten (Austria vs. Klagenfurt) via Funk über etwaige Wahrnehmungsdefizite zu informieren. Die nie auszuschließen sind, ist doch selbst noch so fähigen (Buh-)Männern auf dem Feld zuweilen die Sicht verstellt.
Der Schiedsrichter im Stadion hat die Letztentscheidung. Somit bekommt er auch 600 Euro mehr als der VAR. Als der Video Assistant Referee, der ab diesem Sommer erstmals auch in Österreichs Oberhaus für mehr Gerechtigkeit sorgen soll.
Doppelt so viele Kameras
In der deutschen Bundesliga wird dieses System schon seit vier Jahren praktiziert. Und mit doppelt so vielen Kameras verglichen zur österreichischen (dennoch nicht billigen) Sparversion. Trotzdem löste und löst der VAR auch dort Skepsis aus.
„Die Technik raubt dem Fußball die Seele“, prophezeite die Süddeutsche Zeitung. Doch die Befürchtung auch vieler Ex-Stars, wonach sich durch die Video-Kontrolle leidenschaftliche Diskussionen im Beisl erübrigen und der Fußball zum sterilen Produkt verkommen würde, hat sich als falsch erwiesen. Wie sich soeben gleich beim packenden Saisoneröffnungsspiel Mönchengladbach – FC Bayern (1:1) wieder zeigte:

Kein Elfer für Hütters Elf
Borussias neuer österreichischer Trainer Adi Hütter sah im m Finish Gelb. Aus Zorn darüber, dass sich der Referee trotz zweier elferverdächtiger Szenen gar nicht erst zum Video-Studium an die Seitenlinie begab. Und die Attacken von Bayerns Alaba-Nachfolger Upamecano ungesühnt blieben.
Empörte, die sich (wie am Samstag nach aberkannten Toren auch in der österreichischen Liga) verschaukelt vorkommen, wird es immer geben. Entscheidungen mit fahlem Beigeschmack sind speziell in Cup-Bewerben mit K.-o.-System nie auszuschließen. In der Meisterschaft aber gleichen sich Ungerechtigkeiten aus. Sind die Besten letztlich auch die Ersten. Und das werden in neun Monaten in Österreich vermutlich erneut die Salzburger, in Deutschland vielleicht zum elften Mal die Bayern und in Frankreich sicher die Pariser sein. Mit dem Offensivtrio Mbappé-Neymar-Messi. Sofern die drei Multimillionäre geneigt sind, gelegentlich auch in der Etappe auszuhelfen.
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