Die Geisterspiel-Bahn der österreichischen Bundesliga soll heute wieder Fahrt aufnehmen. Bei einem Termin der Bundesliga mit den grünen Ministerien Gesundheit und Sport (Anschober und Kogler) soll erörtert werden, was der Politik im Konzept der Liga noch fehlt, oder was noch ausgefeilt werden muss.
Kann die Liga mit den Forderungen leben, könnte es schon kommende Woche zu einem Geisterspiel-Erlass und der Erlaubnis von Mannschaftstraining in Form von Verordnungen kommen. Damit wäre der Weg frei für einen Liga-Neustart Ende Mai. Eine Woche davor würde das Cup-Endspiel zwischen Salzburg und Lustenau ohne Zuschauer in Klagenfurt stattfinden. Die Rechte für dieses Spiel hat der ORF, die Live-Rechte für die Bundesliga hält der Abo-Sender Sky.
Bei beiden Sendern laufen die Planungen für Partien ohne Publikum. Die Geisterspiele werden vor mindestens 161 Menschen stattfinden, in großen Stadien wie in Hütteldorf werden es knapp 200 sein.
Geister-Plan bei Sky
Es gilt die Anzahl der Personen zu definieren, die für Produktion und Übertragung notwendig sind. „Für uns Journalisten ändert sich nichts, wir sind personell ohnehin schlank aufgestellt“, sagt Thomas Trukesitz, „Head of Livesport“ bei Sky Österreich.
Vier bis fünf Journalisten des Senders werden im Stadion sein. Der Feldreporter wird als einziger Kontakt zu den Spielern haben, aber auf Abstand. Interviews werden nur im Außenbereich mit Tonangeln gemacht, die Mikros werden mit Folien bedeckt und ständig gereinigt.
Gedränge im Ü-Wagen
Höchstens 25 weitere Personen braucht man für die Produktion der Liveübertragungen. Regisseure, Toningenieure und Ü-Wagen-Personal sind außerhalb der Stadien. Besonderes Augenmerk wirft man auf diese räumlich beengten Ü-Wägen. Trukesitz: „Auch dort kann man mit Abstand, Plexiglasscheiben und Maskenpflicht für Sicherheit sorgen.“
Die Übertragungen werden gewöhnungsbedürftig sein. Erfahrung hat der Burgenländer damit 2012 gemacht, als Rapid das Europa-League-Spiel gegen Rosenborg Trondheim vor leeren Tribünen spielen musste.
Der 47-Jährige ist Pragmatiker: „Jammern hilft nicht. Die Alternative zu Geisterspielen ist gar kein Fußball.“ Neben dem Mikro wird es keinen Knopf geben, auf dem er Torjubel aus der Konserve einspielt.
„Das wäre schlechthin Etikettenschwindel. Der Inhalt ist der gleiche wie früher. Nur wird es halt leise sein im Stadion, man wird Spieler und Trainer hören und keine Fangesänge.“
ORF will Live-Spiele
Trotzdem ist zu erwarten, dass sich internationale Sender um die Rechte für den raren Livesport interessieren werden. Auch in Österreich wird verhandelt, wo Geisterspiele zu sehen sein werden.
ORF-Sportchef Hans Peter Trost bestätigt im KURIER das Interesse, Ligaspiele live zu zeigen: „Der Fußball ist für uns immer von Interesse, er ist ein Kulturgut. Wir wollen den Gebührenzahlern ermöglichen, etwas vom selten gewordenen Livesport zu sehen.“ Dazu müssten die aktuellen Verträge abgeändert werden. Über den Stand der Verhandlungen um Sublizenzen gibt es von keinem Beteiligten einen Kommentar.
Kritik von Fans
Die organisierten Fanszenen haben in einem Schreiben gefordert, dass Livespiele für Anhänger mit Saisonabos ohne Zusatzkosten zu sehen sein sollen.
In England will die Regierung während der Coronakrise dem Volk Spiele aus der Premier League im Free-TV ermöglichen.
Der Hunger nach Livesport ist jedenfalls groß. Trost erzählt: „Wir hätten nicht gedacht, dass sich an einem Sonntagabend auf ORF Sport+ 40.000 Menschen ein virtuelles Formel-1-Rennen anschauen werden.“
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