Der Druck lastet auf der Austria
Statistiken sollte man vor einem Spiel nur dann heranziehen, wenn sie einem zum Vorteil gereichen. Vor dem Schlagerspiel in der Generali-Arena gegen Salzburg (Sonntag, 16.30 Uhr/live in Sky und ORFeins) sollten die Austrianer auf den Blick auf die Statistik besser verzichten.
Denn die Veilchen haben die letzten drei Heimspiele gegen Salzburg nicht gewonnen;
der letzte Sieg gegen Salzburg datiert vom 2. Oktober 2011 (3:2);
Salzburg kassierte in den bisherigen vier Auswärtsspielen der Saison erst drei Gegentore;
Salzburg könnte mit einem Sieg oder Remis den Liga-Rekord von 30 Spielen ohne Niederlage in Serie einstellen. Zuletzt war das Rapid im Jahr 1987 gelungen;
und ganz gleich, wie das Spiel endet – Salzburg bleibt Tabellenführer.
Trainer Nenad Bjelica gibt nicht viel auf diese Zahlen und Fakten. „Die Austria hat als erste österreichische Mannschaft nach zwölf Jahren den ersten Punkt in der Champions League geholt. Also warum soll die Austria nicht die Serie von Salzburg brechen? Es gibt immer ein erstes Mal.“
Die Austria hat jedenfalls mit dem 0:0 in St. Petersburg Selbstvertrauen getankt und fühlt sich bereit für den Sonntagsschlager. „Das hat gut getan nach den Prügeln, die wir zuletzt zu Recht bekommen haben“, meinte Daniel Royer, von dem Bjelica glaubt, dass er bald wieder ein Thema im österreichischen Nationalteam auf der rechten Flanke sein wird. „Wenn er weiterhin solche Leistungen bringt.“
Rollenverteilung
Bjelica sieht sein Team trotz des Heimrechts und der Fanunterstützung in der Außenseiterrolle: „Salzburg ist leicht Favorit, weil sie derzeit in der Liga und im Europacup eine sehr gute Form haben. Diese Leistungen müssen wir anerkennen und respektieren. Wir können ihnen aber einen harten Kampf anbieten.“
Will der Meister im Rennen um eine mögliche Titelverteidigung nicht schon im Herbst ins Hintertreffen geraten, dann darf man sich gegen den Tabellenführer keine Heimniederlage leisten. Bjelica überlegt, die defensivere Europacup-Taktik auch gegen Salzburg anzuwenden. „Es wird sicher nicht so defensiv wie gegen Porto und Zenit sein, aber vielleicht defensiver als sonst in unseren Heimspielen.“
Jun meldete sich am Freitag krank und ist für das Spiel fraglich, Dilaver ist wieder mit an Bord. In der Innenverteidigung hat der Trainer die Qual der Wahl: „Wir haben vier sehr gute Abwehrspieler auf dieser Position.“ Kapitän Ortlechner, Rogulj, Rotpuller und Ramsebner, der in St. Petersburg groß aufgespielt hat. „Er hat uns gezeigt, dass wir mit ihm rechnen können, und dass er mehr als nur ein Ersatz ist.“
Mit einem Sieg über Salzburg könnte die Austria Werbung in eigener Europacup-Sache machen, zumal es für die Spiele gegen Atletico Madrid (22. Oktober) und Zenit (11. Dezember) Einzeltickets zu erstehen gibt. Ortlechner: „Wir alle hoffen, dass damit noch mehr Fans ins Happel-Stadion kommen als gegen Porto.“ Die Veilchen träumen von einem vollen Haus gegen die Spanier.
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Die Austria spielte am Dienstag in der Champions League 0:0 bei Zenit St. Petersburg, Salzburg gewann am Donnerstag 2:1 in der Europa League in Esbjerg. Vor dem Bundesliga-Hit in der Wiener Generali-Arena hatte der aktuelle Meister also zwei Tage mehr Regenerationszeit als der aktuelle Tabellenführer.
Trotzdem gehen die Salzburger davon aus, dass das kein Nachteil sein wird: „Ich gehe davon aus, dass wir bis Sonntag wieder in einem körperlichen Zustand sind, mit dem wir unser Spiel durchziehen können“, meinte Trainer Roger Schmidt, der sich auf den zweiten Saisonvergleich gegen die Wiener freut: „Wir hatten in Dänemark ein gutes Spiel vor einer guten Kulisse, am Sonntag wird bei der Austria sicherlich auch volles Haus sein. Von daher wird es ein sehr interessantes Spiel.“
Seine Spieler strotzen nach der eindrucksvollen Erfolgsserie von saisonübergreifend 29 Ligaspielen ohne Niederlage vor Selbstvertrauen. Derzeit scheint die Salzburger nichts aus der Erfolgsbahn werfen zu können.
Ein Erfolgsgarant war zuletzt Alan. Der Brasilianer glänzte mit sechs Toren in den beiden Spielen gegen Wr. Neustadt und Esbjerg. „Wir spielen derzeit alle stark und sind ein Kollektiv, das sehr gut zusammenarbeitet. Gott sei Dank treffe ich jetzt wieder, nachdem es Anfang der Saison nicht ganz so gut gelaufen ist“, meint der 24-Jährige, der heute ein schwieriges Spiel erwartet: „Austria hat eine gute Mannschaft.“
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