Historischer Punkt für die Austria
Oft kommt es anders als man denkt. Nach den jüngsten Pleiten der Austria im Cup und in der Meisterschaft hatte man vor dem Auftritt bei Zenit in St. Petersburg zu Recht Schlimmes befürchten können. Es trat jedoch nicht ein, für das Spiel der Austria konnte man sich auch bei frischen drei Grad Celsius durchaus erwärmen.
Erstmals seit mehr als 12 Jahren, erstmals seit dem 20. Februar 2001, an dem Sturm Graz bei Panathinaikos Athen mit 2:1 gewann, punktete eine österreichische Mannschaft wieder in der Champions League. Zenit gegen Austria endete 0:0.
Kompakte Defensive
Einmal mehr zeigte sich, dass die Wiener derzeit besser fahren, wenn sie nicht das Spiel gestalten müssen und sich dafür auf eine kompakte Defensivleistung konzentrieren können.
Trainer Nenad Bjelica bewies mit der Aufstellung von Ramsebner in der Innenverteidigung mehr Mut als danach seine Mannschaft auf dem Platz. Der 24-Jährige erhielt den Vorzug vor Rotpuller und absolvierte in der Königsklasse sein erstes Spiel überhaupt für die Austria. Er trat dabei im Stile eines Routiniers auf. Leovac durfte links im Mittelfeld einlaufen, weil der außer Form befindliche Jun die dringend nötige Pause erhielt.
Zenit dominierte zwar im nicht ganz gefüllten Petrowski-Stadion das Geschehen, hatte mehr Ballbesitz, ohne jedoch einen Dauerdruck aufbauen zu können. Dies verhinderte die Austria, weil sie konzentriert sowie mit vermehrter Laufarbeit agierte und auch als kompakte Einheit auftrat.
Den gefährlichen Flügelspielern Hulk und Danny gewährte man wenig Räume, auch wenn der Brasilianer Hulk die beste Chance vorfand mit einem Schuss, den Torhüter Lindner an die Stange abwehrte (12.). Kurz danach streckte sich Lindner bei einem weiteren Hulk-Schuss abermals erfolgreich.
Die Austria traute sich erst gegen Ende der ersten Hälfte in die Offensive und hatte aus einem Konter durch Hosiner die beste Möglichkeit. Dessen Schuss aus großer Distanz ging um Zentimeter am Tor vorbei.
Den zweiten Durchgang bestritten die Wiener in numerischer Überzahl, da Witsel nach einem Foul an Mader kurz vor der Pause die Rote Karte gesehen hatte – eine krasse Fehlentscheidung.
Mader wurde in Folge etwas offensiver, die Austrianer konnten das Spiel ausgeglichener gestalten und mehr Ruhe in ihre Aktionen bringen. Es entwickelte sich eine Begegnung auf Augenhöhe mit Möglichkeiten auf beiden Seiten durch Mader und Hosiner oder Anjukow.
Den Veilchen gelang es weiterhin, das Tempo aus dem Spiel Zenits zu nehmen, ließ kaum brenzlige Situationen im eigenen Strafraum zu. Erst in den letzten Minuten nahm der Druck des russischen Tabellenführers zu, aber wirklich torgefährlich wurde Zenit in der Schlussoffensive nicht mehr.
KURIER-Noten:
St. Petersburg, Petrowski-Stadion, 20.000, SR Aytekin/GER.
Zenit: Lodygin – Anjukow (86. Criscito), Hubocan, Lombaerts, Smolinkow – Fajzulin, Witsel - Hulk, Schatow (50. Schirokow), Danny - Kerschakow (65. Arschawin)
Austria: Lindner – Koch, Ramsebner, Ortlechner, Suttner – Holland, Mader - Royer (57. Murg), Simkovic, Leovac (81. Okotie) - Hosiner (92. Kienast)
Rote Karte: Witsel (44., Foul)
Gelbe Karten: Smolnikow, Hubocan bzw. Royer, Leovac, Ramsebner
Luciano Spalletti (St. Petersburg-Trainer): "Die Austria hat ein wirklich gutes Spiel abgeliefert, aber das war nicht überraschend für mich, denn sie hätte gegen Porto den Sieg verdient gehabt. Mit ihrer Abwehrarbeit hat sie uns kaum Räume gelassen, doch der entscheidende Grund, dass wir nicht gewonnen haben, war der Ausschluss. Danach hatten wir Schwierigkeiten. Aber es gibt noch zwölf Punkte zu holen, ich denke, dass wir nach wie vor das Achtelfinale erreichen können."
Nenad Bjelica (Austria-Trainer): "Ich hatte 100 Prozent Vertrauen in meine Mannschaft und sie hat mir das auf dem Platz zurückgegeben. Nach dieser schwierigen Woche war es wichtig, dass wir diesen Punkt geholt haben. Es war ein ausgeglichenes Spiel, in dem man gesehen hat, dass Zenit eine super Truppe ist. Sie haben mit Hulk und Danny Spieler, die uns viele Probleme bereitet haben. Wir haben auch ein bisschen Glück gehabt. Wir haben schon bei elf gegen elf gut mitgespielt, bei zehn gegen elf war es dann etwas leichter, da haben wir mehr Räume bekommen, unsere Chancen aber leider nicht ausgenützt. Das 0:0 geht grundsätzlich in Ordnung."
Manuel Ortlechner (Austria-Kapitän): "Es war natürlich eine tolle Leistung der Mannschaft, ich denke aber auch, dass die Rote Karte auch ihren Teil beigetragen hat. Wir haben das Spiel dann angenommen, kontrolliert, aber man hat auch gesehen, welche Qualität die Russen haben. Sie wären heute zu erwischen gewesen, unterm Strich geht das 0:0 aber in Ordnung. Wichtig war, dass wir intern relativ ruhig geblieben, die schwarze Woche ruhig und sachlich analysiert haben und enger zusammengerückt sind. Die wenigsten haben uns so eine Topleistung zugetraut, ich bin stolz auf die Truppe."
Christian Ramsebner (Austria-Innenverteidiger/1. Saisonspiel): "Da sieht man wie schnell es im Fußball gehen kann. Bis vor zwei Stunden waren wir die Prügelknaben der Nation, jetzt haben wir da einen Punkt geholt, das ist unglaublich. Gegen so eine Qualität kann man nicht alles verhindern. Ich bin immer besser ins Spiel gekommen, kann mit meinem ersten Spiel zufrieden sein."
Philipp Hosiner (Austria-Stürmer): "Wenn uns vorher wer gesagt hätte, dass wir einen Punkt machen, hätten wir das unterschrieben. Wir haben uns aber sehr gut verkauft und können dem Sieg daher trotzdem ein bisschen nachtrauern. Wir haben bewiesen, dass wir international mithalten können, das müssen wir jetzt auch am Sonntag gegen Salzburg beweisen."
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