3,6 Mio. Datenpunkte
Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich auch der Sport Künstliche Intelligenz zunutze macht. Fußballer sind heute gläserne Menschen, allein in einem deutschen Bundesliga-Match werden 3,6 Millionen Datenpunkte gesammelt. Jeder Sprint, jeder Ballverlust, jeder Schuss wird registriert, manche Spieler haben auch noch Sensoren in ihren Trikots, die die körperlichen Werte aufzeichnen. So entsteht von jedem Spieler ein digitales Gesamtbild vom Scheitel bis zur Sohle.
Computerprogramme wie SciSports oder die neue deutsche Onlineplattform Plaier selektieren Daten und sollen helfen, den Überblick zu bewahren. Ganz nach dem Motto: Man sieht vor lauter Parametern den Spieler gar nicht mehr.
"Wir kriegen Unmengen an Spielernamen herein, die uns angeboten werden. Uns fehlt schlicht die Zeit, da bei jedem genauer hinzuschauen oder zu recherchieren", sagt Thomas Silberberger. Die KI ist gerade bei einem kleinen Verein wie WSG Tirol eine enorme Arbeitserleichterung. Der Klub hat keine Scouting-Abteilung, alles bleibt an Trainer Silberberger und Manager Stefan Köck hängen.
Früher durchforsteten die beiden bei der Spielersuche vorrangig Statistiken, "da hattest du aber nur die nackten Zahlen. Künstliche Intelligenz erstellt jetzt Zusammenhänge auf Basis der Parameter, die uns wichtig sind. Nur wenn dann rauskommt, dass jemand wirklich ein passender Spieler für uns wäre, schauen wir ihn uns auch an", sagt Silberberger.
Grenzen der KI
Das klingt in der Theorie alles gut und schön und wird mit Sicherheit den Fußball nachhaltig beeinflussen, KI steht dann aber doch für Künstliche Intelligenz und nicht für Künstliche Intuition. Und genau auf die verlassen sich viele Trainer und Sportchefs im Zweifel. "Die Mentalität eines Spielers verrät diese Technologie nicht. Da braucht es immer noch das persönliche Gespräch. Und da entwickelst du über die Jahre ein Gespür, ob das wirklich ein Spieler für uns ist", weiß WSG-Sportchef Stefan Köck.
Auch kann sich nicht jeder Spieler an jedem Ort und bei jedem Verein gleich entfalten. "Es gibt ja auch noch andere Barrieren wie zum Beispiel die Sprache oder die Kultur", erklärt Silberberger, der sich am Ende am liebsten aber immer noch von einem Fußballer ein Bild auf dem Trainingsplatz macht. "Das ist für mich entscheidend. Ich schaue auch darauf, wie ein Spieler reagiert, wenn ich mit ihm rede." Auf den Fußball-Hausverstand ist dann doch immer noch Verlass.
Schlag nach bei Jamal Musiala. Ein KI-Modell hat anhand der Daten prognostiziert, dass sich der deutsche Teamspieler nicht mehr steigern werde, schrieb zuletzt Der Spiegel. Musiala ist gerade einmal 20 Jahre alt.
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