Schock nördlich vom Weißwurst-Äquator nach dem Start
Fast doppelt so viele TV-Augenzeugen beim Damen-EM-Finale wie drei bzw. vier Tage später zusammengezählt bei den Europacup-Quali-Spielen von Sturm und Rapid. Diese Quoten provozieren zur Frage: Haben fast 900.000 ORF-Konsumenten und fast 18 Millionen Deutsche nur aus Gender-Gehorsam, Neugierde oder zweck Bestätigung ihre Macho-Vorurteile den Damen zugeschaut? Nein.
Dominiert Leidenschaft über eiskaltes Profi-Denken, können den wahren Sportfan sehr wohl auch 120 Minuten begeistern. Selbst wenn’s danach heißt, dass die Europameisterinnen gegen eine g’standene UnterligaMANNschaft chancenlos wären. So eine ist auch die SGA Sirnitz.
Druck zu groß
Für seinen Heimatverein lief der 67-fache ÖFB-Nationalspieler Martin Hinteregger Samstag zum dritten Mal ein, nachdem er seinen Vertrag bei Eintracht Frankfurt aufgelöst und somit auf einige Millionen verzichtet hatte. Der psychische Druck im Profisport war ihm zu groß geworden.
Einer wie Hinteregger, der sich bedingungslos dem Gegner entgegenwirft, fehlte Eintracht im Ligastart. Ohne ihren ehemaligen Kärntner Publikumsliebling wurden die Frankfurter zu armen Würschteln. 1:6 gegen die Bayern.
Anders als im Gasthaus „Adler“ in Kronberg bei Frankfurt (Mitbesitzer Hinteregger), wird Hintereggers Fehlen medial nicht mehr groß thematisiert. Bei den Bayern wiederum ist das Kapitel Robert Lewandowski wider Erwarten schneller abgehakt.
Während der Serienschützenkönig in Barcelona mit viel Trara präsentiert wurde, sind den Bayern in den ersten zwei Spielen ohne ihn (Super-Cup Leipzig, Liga-Start Frankfurt) gleich elf Bummerln plus der Beweis gelungen, dass es keines klassischen Stoßstürmers bedarf, sofern die ganze Mannschaft über Ausnahmequalität verfügt.
Ausnahme Bayern
Das Mia-san-mia-Gehabe der Bayern mag nicht jedem sympathisch sein. Auch waren sie in jüngster Zeit (Champions-League-Out) nicht immer die Besten, bestgeführter Klub aber bleiben sie allemal. Schaffen sie es doch als einzige, ohne Abhängigkeiten von Scheichs, Oligarchen oder Konzernen und trotzdem ohne Schulden zig Jahre stets Topadresse zu sein.
Zähneknirschend, weil ihr Solo befürchtend, wird den Münchnern jenseits des Weißwurst-Äquators bereits nach dem ersten Ligaspiel zum elften Titel in Serie gratuliert. Ungeachtet dessen erhält Frankfurt bald die Chance zur Revanche,
... wenn auch die Damen-Bundesliga mit Eintracht – Bayern gestartet wird,
... wenn die österreichischen Nationalspielerinnen Verena Hanshaw, Barbara Dunst, Laura Feiersinger (alle Frankfurt) und Sarah Zadrazil (Bayern) involviert sein werden;
... und wenn es garantiert zu keinen Misstönen wie vor und beim 1:6 kommen wird. Denn dass die Sängerin bei der Eröffnungsfeier gnadenlos niedergepfiffen und in der Halbzeitpause ein Platzsturm von Frustfans inszeniert wird – so was ist nicht ladylike. Kommt nur unter dumpfen Gesellen vor.
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