Austria gegen Rapid: "Die Unentschieden kotzen mich schon an"
Austria und Rapid haben große Ziele – für den Cup, die Liga und den Europacup. Was man von den beiden Klubs erwarten darf und warum es wichtig ist, dass beide Wiener Klubs groß aufspielen.
KURIER: Welche Ziele ruft Rapid für die kommende Saison aus?
Ferdinand Feldhofer: Kurzfristig stehen die Entwicklung und die Integration der neuen Spieler im Vordergrund. Wir haben ja einige neue Gesichter. Mit der Transferperiode bin ich happy. Die Ergebnisziele sind klar: Gruppenphase im Europacup, so weit wie möglich im Cup kommen und in der Liga einen guten Start hinlegen.
Vor einem Jahr haben Sie von möglichen zwei "Scheiß-Jahren" gesprochen, dann wurde es Platz drei. Wonach strebt die Austria nun?
Manfred Schmid: Ich würde mir wünschen, dass uns noch einmal so ein "Scheiß-Jahr" gelingt (lacht). Für uns ist wichtig, wieder so wie in der vergangenen Saison aufzutreten, die Leute mitzunehmen, die Fans zu begeistern. Der Verein ist zusammengewachsen. Wir wollen unter die Top 6 kommen und im Europacup so viele Punkte wie möglich machen.
Rapid hat einen weiteren Weg in den Europacup als die Austria. Ist man gerüstet für das Abenteuer?
Feldhofer: Es ist alles andere als einfach, aber wir stellen uns der Challenge. Die Arbeit der letzten Wochen war gut, aber der Prozess wird uns über den Sommer hinaus begleiten.
Die Austria hat den Kader verbreitert. Eine Lehre aus Ihrer Erfahrung in Köln an der Seite von Peter Stöger? Zunächst wegen der Europacup-Teilnahme gefeiert, sechs Monate später gefeuert.
Schmid: Aus dem Jahr habe ich viel gelernt. Wir haben nach der Europacup-Teilnahme sogar kurz an Rücktritt gedacht, weil die Mannschaft noch nicht so weit war. Dann hat man gemerkt: Wenn die Kadergröße nicht vorhanden ist, dann bekommst du Probleme in der Meisterschaft. Und wir mussten Köln verlassen. Das war mir eine Warnung.
Manfred Schmid (51)
Als Spieler wurde er mit der Austria dreimal Meister, zweimal Cupsieger, dreimal Supercupsieger, er gewann siebenmal das Stadthallenturnier.
Als Co-Trainer wurde er mit Wr. Neustadt Meister in der 2. Liga, 2013 mit den Veilchen Meister sowie mit Köln Meister in der zweiten deutschen Bundesliga
Ferdinand Feldhofer (42)
Als Spieler dreimal Meister mit Sturm Graz, einmal mit Rapid, zweimal gewann er den Cup mit Sturm Graz.
Als Trainer wurde er mit Lafnitz Meister in der Regionalliga Mitte, wechselte danach zum Wolfsberger AC und dann zu Rapid
Wird es ein Solo für Salzburg?
Feldhofer: Salzburg hat einen für Salzburg geringen Umbruch, daher bleiben sie die großen Gejagten. Sturm hat seit zwei Jahren wenig Veränderung im Kader. Dann haben Rapid, Austria, LASK und der WAC eine ähnliche Ausgangsposition. Es wird darauf ankommen, wer von Beginn weg gut performt.
Man sagt gerne: Geht es den Wiener Klubs gut, geht es dem österreichischen Fußball gut. Stimmt das?
Feldhofer: Das hat man im Frühjahr gemerkt, die letzten Derbys waren Highlight-Spiele.
Schmid: Die Derbys ziehen, wie Ferdl richtig sagt. Wobei: Die Unentschieden kotzen mich schon an. Wir wollen die ersten Derbys gewinnen. Für eine Meisterschaft ist es schon gut, wenn die Wiener Klubs stark sind. Aber du musst als Mannschaft die Spiele gegen Salzburg gut gestalten. Das haben wir 2013 gesehen.
Als die Austria Meister wurde. Muss Salzburg schwächeln, damit man sie erwischen kann?
Schmid: Auf alle Fälle. Bei allem finanziellen Background darf man nicht vergessen, dass dort richtig gut gearbeitet wird.
Wie wird Rapid vom Stil auftreten?
Feldhofer: Wir wollen die aktive Mannschaft sein und das Tempo bestimmen. Im Frühjahr haben wir gesehen, dass das nicht immer gelingt.
Passen die neuen Spieler in Ihre Philosophie?
Feldhofer: Absolut, auch der Spirit im Team hat vom ersten Tag an gestimmt. Die Mannschaft entwickelt sich gut, die Charaktere sind gut.
Wie viel Zeit geben Sie sich und der Mannschaft?
Feldhofer: Ich denke, dass wir ab dem ersten Spieltag konkurrenzfähig sein werden.
Die Austria hat viele Spieler vom LASK geholt. Wird sich dadurch der Stil ändern?
Schmid: Gegenfrage: Macht es Sinn etwas über den Haufen zu werfen, das voriges Jahr gut funktioniert hat? Daher werden wir das weiterführen, und darüber hinaus weiter vorne attackieren. Wir haben Spieler, die wissen, wie man gut anläuft. Aber wir wollen flexibel sein.
Ist die Diskussion bei Fans oder Journalisten über die Formation übertrieben?
Feldhofer: Ja. Ihr übertreibt es da maßlos. Vielmehr geht es um die Philosophie. Wie Manfred gesagt hat, man muss flexibel sein. Denn in einem Spiel verändert sich alle fünf Sekunden etwas.
Die meisten Klubs investierten. Wird die Liga stark wie lange nicht?
Schmid: Wenn man die Spieler sieht, die geholt wurden, dann könnte ich mir das vorstellen. Aber man muss die ersten Runden abwarten.
Feldhofer: Wobei man festhalten muss, dass wir letzte Saison national und international schon sehr guten Fußball gesehen haben.
Der Liga-Modus mit der Punkteteilung wurde kritisiert, die Liga hält daran fest. Der Modus ist unterhaltsam, aber ist er auch sportlich fair?
Schmid: Unterhaltend ist es. Wenn man aber die Admira hernimmt, die fast in die Meistergruppe gekommen und am Ende abgestiegen ist, dann ist es nicht fair. Wenn man aber unsere letzten vier Spiele im Grunddurchgang hernimmt, dann war das Unterhaltung pur. Wenn du in die Meistergruppe kommst, kannst du mehr ins Risiko gehen.
Feldhofer: Für alle nicht direkt Beteiligten ist es attraktiv, für alle anderen richtig hart. Es hängen viele Existenzen davon ab, nicht nur Vereinsschicksale, sondern auch Einzelschicksale. Es geht um die Show.
Trainerfreundlich ist der Modus auch nicht mit dem künstlich erzeugten Druck.
Feldhofer: Wer sich entscheidet, Trainer zu werden, der weiß, was auf ihn zukommt. Wir kennen die Durchschnittszeit, die Trainer bei einem Verein bleiben dürfen.
Ist Ihr Blutdruck noch im grünen bzw. violetten Bereich?
Schmid: Ich bin schon um einiges älter als der Ferdl und habe viel erlebt. Wenn du Druck erfahren darfst, hast du vorher ja was erreicht. Es gibt neben dem Fußball viel wichtigere Dinge, daher kann ich ganz gut damit umgehen. Natürlich spüre ich den Druck, aber es geht ja nicht um Leben oder Tod.
Österreich hat mit Ralf Rangnick einen neuen Teamchef. Ihr Urteil zu den ersten Spielen?
Feldhofer: Der Start war schwer okay. Wichtig ist, dass man ihn in Ruhe arbeiten lässt.
Schmid: Die Stilfrage wird mir ein wenig überbewertet. Im Moment passt das gut, die Spieler haben die Idee gut umgesetzt.
Aktuell spielt Österreich eine EM bei den Frauen. Ihr Eindruck?
Feldhofer: Es hat sich einiges weiterentwickelt. Ich hoffe, dass Österreich ins Viertelfinale kommt.
Schmid: Man sieht einfach, wie professionell mittlerweile gearbeitet wird. Da ist kaum ein Unterschied zu Männerteams.
Wie wichtig ist es für einen Traditionsverein wie Rapid, künftig auch ein Frauenteam zu haben?
Feldhofer: Es ist einfach der nächste nötige Schritt, um den Klub noch größer zu machen.
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