Zidane genoss in Madrid hohes Ansehen. Mit ihm gewann Real in sechs Saisonen elf Titel. Damit ist er der zweiterfolgreichste Coach des Klubs nach Miguel Muñoz (14 Titel). Selbst der zweite Platz trotz der vielen Verletzten und Corona-Fälle in dieser Saison war keine Selbstverständlichkeit. Dennoch: Am Donnerstag trat er zurück. Schon am Freitag wurde bekannt, dass Real Mauricio Pochettino als Nachfolger kontaktiert haben soll. Der Argentinier ist allerdings noch bis 2022 bei Paris SG unter Vertrag.
Der Franzose war nicht mehr unumstritten: Denn ein Umbruch und die Entwicklung neuer, junger Spieler wurden ihm nicht zugetraut. Das Team sei zu abhängig von bestimmten, immer älter werdenden Stars wie dem 33-jährige Karim Benzema, der in der vergangenen Saison 23 der 67 Tore erzielte. Zidane wurde vorgeworfen, den Perspektivspielern zu wenig vertraut zu haben.
Aber vielleicht lag es auch an der schlechten Kaderplanung.
Seit 2018 als Real Madrid zum dritten Mal in Folge die Champions League gewann, wurden 289,5 Millionen Euro in neue Spieler investiert. Noch hat keiner von denen eingeschlagen. 115 Millionen für Eden Hazard oder die 63 Millionen für Luka Jovic waren zumindest bisher keine gute Investitionen für einen Klub, der einst ein Team der "Galaktischen" um Roberto Carlos, Luis Figo, Zinedine Zidane, David Beckham oder Ronaldo auf die Gegner losließ.
Hazard soll laut neuesten Meldungen zu Chelsea zurück wollen. Real soll knapp 50 Millionen Euro für den Belgier verlangen. Ein schönes Minus.
Der Umbau der Mannschaft
Aktuell sind noch Personalentscheidungen offen: Der Vertrag des zuletzt verletzten Sergio Ramos (36) ist ausgelaufen. Jener von Luka Modric (35) wurde am Dienstag um ein Jahr bis 2022 verlängert. Martin Ødegaard ist noch an Arsenal verliehen. Gareth Bale ist noch bis 2022 an Real gebunden, wurde aber in Madrid nicht glücklich und an Tottenham verliehen. Eine Rückkehr scheint nach diversen Interviews über seine Abneigung zu Real ausgeschlossen.
Präsident Florentino Perez, der in seiner ersten Amtszeit (2000 bis 2006) die Galaktischen in Madrid vereinte, wird in naher Zukunft auch daran gemessen werden, ob er die künftigen Superstars wie Erling Haaland (Dortmund) oder Kylian Mbappé zu Real holen kann.
David Alaba kann nur der Anfang sein.
Der neue Fußball-Tempel in Madrid
Im Herbst soll das Weiße Ballett (in den 50er Jahren entstanden, da die Mannschaft durch die Abwehrreihen der Gegner tanzte) wieder im Estadio Santiago Bernabéu spielen. Zuletzt absolvierte die Mannschaft ihre Spiele im Trainingszentrum Ciudad Real Madrid, wo das 8.000-er-Stadion mit dem Namen von Klublegende Alfredo Di Stéfano steht.
Das Bernabéu wird aktuell um 575 Millionen Euro modernisiert und um 8.000 Plätze auf 89.000 aufgestockt. Das Stadion bekommt ein futuristische Fassade, ein schließbares Dach und einen in kleinen Teilen herausfahrbaren Rasen. Wer aktuell die Videos von den Bauarbeiten sieht, der beginnt aber zu zweifeln, ob die legendäre Arena im Herbst bereits bespielbar sein wird.
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