Vor genau einem Jahr fiel die erste Bundesliga-Runde wegen Corona aus. Als Publikumsmagnet erlitt Rapid seither den größten Schaden. Mit dem Heimspiel gegen Hartberg (17 Uhr) beginnt das zweite Jahr im Kampf gegen das Virus und einen Finanzcrash.
Geschäftsführer Christoph Peschek, 37, blickt im Interview zurück und mit Optimismus nach vorne.
KURIER:Wie viele Fragezeichen gibt es für die Planung im zweiten Corona-Jahr und wird es bei Rapid für die Bundesliga-Lizenz reichen?
Christoph Peschek: Ich bin überzeugt davon, dass wir die Lizenz wieder ohne Auflagen bekommen werden. Da Bundeskanzler Kurz angekündigt hat, dass es mit Sommer möglich sein wird, alle, die das wollen, zu impfen, planen wir bei einer unserer Varianten mit der Rückkehr zur Normalität in der neuen Saison. Das wäre eine wunderschöne Geschichte.
Haben Sie verschiedene Budgets mit unterschiedlichen Corona-Verlusten abgegeben?
Nein. Allerdings versuchen wir, unterschiedliche Szenarien zu planen. Das Wichtigste ist die Aufrechterhaltung der Zahlungsfähigkeit. Das ist uns bisher sehr gut gelungen – durch die Hilfe unserer Fans, Partner und auch durch den Sportligenfonds. Wenn dieser Fonds erhalten bleibt, würden wir die kommende Saison selbst mit weiteren Corona-Verlusten bewältigen können.
Wie viele Millionen hat Corona bisher gekostet?
Das ist bereits jetzt ganz klar ein zweistelliger Millionenbetrag. Eine genaue Zahl zu nennen, ist schwierig. Als Beispiel: Wir haben drei Geschäftsfelder, eines davon sind Transfererlöse. Die sind in der Corona-Krise aber massiv eingebrochen. Für das Feld Europacup kann ich es eindeutig sagen: Wir hätten in der Gruppenphase an den Heimspieltagen drei Millionen verdient – das ist weg und wird zu null Euro ersetzt.
Rapid hat wegen Corona noch keinen Mitarbeiter gekündigt. Wird das bis zum Saisonende so bleiben?
Für Rapid sind 300 Menschen tätig, 170 als Vollzeitäquivalente, rund 60 davon im wirtschaftlichen Bereich. Wir arbeiten hart dafür, dass auch bis zum Saisonende keiner davon Corona zum Opfer fallen wird.
Wie viele Sponsoren haben Ihnen angekündigt, dass Sie nicht mehr weitermachen wollen oder können?
Die Situation ist herausfordernd. Einen Nachfolger von Cashback – da ist es um 1,8 Millionen pro Jahr gegangen – konnten wir wegen Corona noch nicht präsentieren. Wir haben aber auch neue Premium Partner gefunden. Ein Engagement gerade in der Krise kommt bei den Fans besonders gut an.
Warum genau?
Für 85 Prozent der Rapid-Fans gewinnen Sponsoren durch eine Verlängerung an Sympathie und 83 Prozent wollen dann eher Produkte dieser Firma erwerben. Rapid wird eine Trägerrakete sein, sobald die Rollos in der Wirtschaft wieder raufgehen.
Von Logenbesitzern gab es Kritik an Rapid, dass die Beiträge nicht stark genug gesenkt worden wären.
Da sieht man, dass wir wirklich um jeden Cent für den Verein kämpfen. Wir haben Lösungen gesucht und für die meisten Logen gibt es eine Vertragsverlängerung. Unser Ziel ist, dass wir auch in der kommenden Saison für alle Logen Mieter finden.
Um wie viele Millionen wird das Budget sinken?
Es wird spürbar kleiner werden, aber wir wollen weiterhin das zweitgrößte der Liga erwirtschaften. Da für uns die erlaubte Zuschauerzahl eine ganz wesentliche Kennzahl ist, wird die konkrete Einsparung auch davon abhängen. Die Zusammenarbeit mit Sportdirektor Barisic und Trainer Kühbauer lässt mich jedenfalls zuversichtlich nach vorne blicken.
Es gibt zwei Thesen der Fan-Forschung: Entweder den großen Sturm ins Stadion, sobald das wieder erlaubt ist – oder die Bindung geht nach etwa einem Jahr verloren und die Massen werden deshalb künftig ausbleiben. Woran glaubt Rapid?
Dieses Thema beschäftigt uns sehr: Wir wissen, dass bei Fanarbeit das Wort Arbeit nicht von ungefähr kommt. Laut Bundesliga-Studie sind wir bei den 16 bis 29-Jährigen für 52 Prozent der beliebteste Verein. Bis vor Kurzem hatte ich die Sorge, dass es nicht mehr so wird wie früher. Aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass die Sehnsucht unter unseren Fans so gewaltig ist, dass es phänomenale Fußballfeste geben wird, sobald das erlaubt ist.
Rapid hat noch immer kein Frauen-Team. Denken Sie, dass das 2021 für einen großen Verein zeitgemäß ist?
Das hat nichts mit zeitgemäß zu tun und ich stehe dem aufgeschlossen gegenüber. Wir haben mit den „Playmakers“ einen ersten Schritt gesetzt. Für ein eigenes Frauen-Team braucht es a) die Infrastruktur, b) die budgetären Mittel und c) muss dann auch wirklich Rapid drinnen sein. Wenn wir die Corona-Krise bewältigt haben, werden wir uns sehr intensiv mit der Gründung eines Frauen-Teams beschäftigen.
In welchem Jahr ist mit einer Gründung zu rechnen?
Wir haben als Verein schon einmal den Fehler gemacht, nicht einen Schritt nach dem anderen zu setzen. Aktuell sind wir der Hauptbetroffene in der größten wirtschaftlichen Krise des österreichischen Fußballs. Trotzdem werden wir um insgesamt acht Millionen Euro das Trainingszentrum realisieren. Die beiden dadurch entstehenden Spielfelder werden uns beim Thema Frauenteam helfen.
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