Rapid-Coach Kühbauer: "Wir machen nicht nur einen Job"
Mit einem enttäuschenden 1:1 gegen Zweitligist Horn endete die Testphase von Rapid. Obwohl bereits davor die Ergebnisse durchwachsen waren, ist Didi Kühbauer wesentlich zuversichtlicher als vor einem Jahr. Der 48-jährige Trainer präsentiert sich im KURIER-Interview offen und gewitzt.
Schade nur, dass Kühbauer nicht über seine Rote Karte im Test gegen Maribor reden will. Das Thema sei gleich nach Abpfiff erledigt gewesen, „mehr gibt es dazu nicht zu sagen“.
KURIER: Was ist der größte Unterschied zu Ihrer ersten Vorbereitung vor einem Jahr?
Didi Kühbauer: Es ist von oben mit Zoki Barisic bis zum letzten Mann wieder spürbar, dass wir an einem Strang ziehen und mit Plan vorgehen. Das Klima in der Mannschaft ist besser, sportlich haben wir eine gute Basis gelegt. Wir überlegen jetzt, wie wir auf unsere Jungen schauen können, aber im Sommer auch punktuell Verstärkungen bekommen.
- Wenig Wechsel
Für nur sieben Vereine war der 48-Jährige bislang tätig. Als Spieler und Trainer für Admira sowie Rapid, als Kicker für Real Sociedad, Wolfsburg und Mattersburg, dazu als WAC- und SKN-Coach.
- 57 Rapid-Spiele
absolvierte Kühbauer bislang als Trainer. Der Punkteschnitt liegt mit 1,65 im Mittel des 21. Jahrhunderts bei Rapid. Kurioserweise gab es erst nach 13 Monaten das erste 1:1 (gegen den WAC).
Wie immer bei Rapid wird es wohl auch wieder Verkäufe von Leistungsträgern geben ...
... und ich bin der Letzte, der dagegen ist, wenn die Ablöse stimmt. Wenn einem Jungen mit dem Gehalt in einer anderen Liga der Kopf verdreht wurde, ist eh nichts mehr zu machen. Dann wünsche ich ihm alles Gute und bin auch nicht böse.
Durch die unerwartete Rückkehr von Dejan Ljubicic gibt es besonders viele Kandidaten für das Zentrum. Wie wählen Sie aus?
Das Paket macht’s aus. Du musst auf der Position ein Stratege sein, es muss die Zweikampfführung passen. Wichtig ist dazu die Passqualität, die allein aber auch nicht reicht.
Durch die Rückkehr der Verletzten ist der Konkurrenzkampf stärker. Wie verändert das die Trainerarbeit?
Ich habe lieber zu viele als wie öfters im Herbst zu wenige Spieler im Trainingsbetrieb. Diese Situation erlebe ich erstmals. Wir haben als Trainerteam in der Vorbereitung versucht, dass alle in ihren Hoffnungen und Wünschen befriedigt werden. Als Beispiel: In der Defensive haben wir lauter vorbildliche Profis, da geht es nur darum, genau zu schauen, wer sich am besten präsentiert.
Die einzige Position mit wenig Konkurrenz ist aufgrund der Schobesberger-Verletzung links vorne. Damit ist der Weg endgültig frei für Kelvin Arase. Rechnen Sie im Gegenzug mit der Verlängerung seines auslaufenden Vertrags?
Ich könnte es nicht verstehen, wenn er geht. Ich habe Kelvin gesagt, dass seine beste Entwicklung bei Rapid möglich ist. Ich würde auch aufpassen, dass er trotz seiner Vielseitigkeit eine Hauptposition hat und nicht überall einspringen muss.
Erwarten Sie, dass Kapitän Stefan Schwab seinen Vertrag verlängert?
Stefan ist ebenso wie Christopher Dibon ein absoluter Top-Profi, sie kennen ihren Status im Verein und bei mir. Ich kenne die beiden schon so lange, fast zu lange (lacht). Sie wissen es also eh, aber für die Öffentlichkeit: Ich fahre trotzdem das gleiche Programm mit ihnen wie mit allen anderen. Zur Zukunft: Mir ist wichtig, dass Stefan weiß, was er an Rapid hat. Er hat von mir auch gehört, dass er mit seiner Entscheidung nicht zu lange warten darf.
Wird es heuer öfters die Dreier- oder die Viererkette zu sehen geben?
Wir wollen unser Spiel durchziehen, aber wir werden uns schon auch auf Gegner ausrichten. Wichtig ist, dass wir beides können. Ich habe es jetzt auch schon erlebt, dass Trainer des Gegners ein anderes System erwartet hätten.
Welche Ziele geben Sie aus?
Wir wollen vorne dabei bleiben und am Ende international spielen. Wenn wir – wie voriges Jahr der WAC – als Dritter fix für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert sind, wäre das wunderbar.
Über Ihre Zusammenarbeit mit Sportdirektor Zoran Barisic als engem Freund wurde viel spekuliert. Wie erleben Sie es selbst?
Es hat sich nichts geändert: Wie früher sagen wir uns alles, auch mal härter. Trotzdem sind wir Freunde. Anders ist nur der Druck. Wenn es schiefgeht, fällt es auf uns zurück. Es gibt dazu eine große Wahrheit.
Und zwar?
Mir liegt Rapid echt am Herzen, dem Zoki genauso. Wir machen nicht nur einfach einen Job. Wir wollen wirklich, dass es Rapid gut geht, dass es Erfolg gibt und dass wir um Titel spielen. Trotzdem sind wir nicht immer einer Meinung. Streit gehört dazu. Wichtig ist nur, dass nichts nach außen dringt.
Das ist bisher gelungen.
Einen Streitpunkt verrate ich: Ich sage dem Zoki öfters, dass er zu viel isst, aber er verweigert den Schritt auf die Waage und redet sich auf angeblich kaputte Knie aus (lacht). Ich spüre meine Knie auch, aber ich laufe weiter, bis es gar nicht mehr geht.
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