Nach der EURO ist vor der WM-Qualifikation. Fußball-Österreich erinnert sich noch dunkel an die starken Auftritte gegen die Ukraine und vor allem Italien, diesen Schwung an euphorischer Emotion und sportlicher Überzeugung gilt es mitzunehmen in die kommenden Aufgaben.
Innerhalb nur einer Woche gastiert Österreich in der Republik Moldau (Mittwoch), in Israel (Samstag) und empfängt zum Abschluss des Triples im Wiener Prater Schottland (7. September). Da man nach den März-Terminen gegenüber Tabellenführer Dänemark ins Hintertreffen geraten ist mit fünf Punkten Rückstand, wird Platz eins nur mit einer fulminanten Aufholjagd im Herbst und einem dänischen Ausrutscher noch realistisch sein.
Doch die Vorzeichen für die September-Länderspiele sind alles andere als gut.
Die kurze Vorbereitung Das Team traf am Montagvormittag im Hotel Kempinsky in Wien zusammen, am frühen Abend trainierte ein Teil des Kaders in der Generali Arena. Am Dienstag fliegt man nach Chisinau, wo am Abend das Abschlusstraining auf dem Programm steht. Viel Zeit bleibt nicht, um etwas einzustudieren.
Die Spieler nehmen es daher sportlich: „Wir kennen uns als Mannschaft, brauchen nicht lange zum Einspielen. Es ist eh schon alles automatisiert“, befindet Marko Arnautovic, der noch eine Wuchtel nachschob: „Außerdem haben wir im Flugzeug noch genug Zeit uns zu finden. Wir sitzen ja nicht weit auseinander.“
Die lange Verletztenliste Die Absagen sind zahlreich und verursachen bei Teamchef Foda durchaus Kopfschmerzen. Kapitän Baumgartlinger schmerzt wieder sein im Frühjahr operiertes Knie, Lainer zog sich einen Knöchelbruch zu, Kalajdzic zog sich eine Schulterverletzung zu, Xaver Schlager fällt mit einem Kreuzbandriss länger aus, Sabitzer plagen muskuläre Probleme im Adduktorenbereich. Am Montag wurde der bisherige Leipzig-Kapitän offiziell als neuer Spieler der Bayern vorgestellt.
Für Sabitzer und Schlager berief Foda Jantscher und Dejan Ljubicic in den Teamkader. Für den Ex-Rapidler, der im Sommer zum deutschen Bundesliga-Aufsteiger Köln ging und dort auf Anhieb Stammspieler ist, ist es mit 24 Jahren die erste Einberufung in einen Teamkader. Dagegen ist Jakob Jantscher ein alter Hase. Der 32-jährige Grazer trug 2009 das erste von 23 Mal das Teamtrikot, sein letzter Teameinsatz ist mehr als fünf Jahre her, am 22. Juni 2016 bei der EM-Endrunde gegen Island.
Arnautovic wünscht allen verletzten Kollegen gute Besserung. „Jetzt müssen jene, die hier sind, es richten.“ Hoffenheim-Legionär Christoph Baumgartner meint: „Wenn Stammspieler ausfallen, dann ist das natürlich sehr bitter. Wir müssen das Bestmögliche daraus machen.“ Der Kader sei gut genug, um die drei Aufgaben erfolgreich zu beschließen. „Wir sind leistungsfähig.“
Der dichte Terminkalender Drei Spiele in sieben Tagen. Teamchef Franco Foda meinte zuletzt, dass sich die großen Verbände UEFA und FIFA endlich was überlegen sollten. „Es ist krass. Noch dazu spielen wir zwei Mal auswärts“, verweist Arnautovic auf die Strapazen durch die Reisen. „Aber wir machen den Spielplan ja nicht.“ Baumgartner pflichtet ihm bei. „Es ist schon sehr stressig, die Vorbereitung ist kurz, das Programm hart. Hadern bringt uns jetzt aber nichts.“
Der große Druck „Die Tabelle interessiert mich jetzt nicht, sondern nur die drei Spiele. Wir waren nun zwei Mal bei einer EM, jetzt wollen wir die ganz große Bühne. Die WM ist unser Ziel.“ Österreich liegt fünf Punkte hinter Leader Dänemark, muss eine Aufholjagd starten, will man den Platz an der Sonne den Dänen noch streitig machen. Baumgartner will diverse Rechnereien ins Abseits stellen: „Am Besten wir machen jetzt gleich neun Punkte.“
Die zweite Chance Österreich bleibt jedenfalls noch ein anderer Weg, nämlich der über die Nations League. „Dieses Hintertürl haben wir uns erarbeitet“, sagt Baumgartner. Die Gruppenzweiten der Qualifikation und die zwei besten der Nations League (Österreich stieg in die Liga A auf) spielen ein Play-off in drei Vierergruppen. Dabei werden in zwei Halbfinali und einem Finale die jeweiligen Gruppensieger ermittelt, die dann die restlichen drei WM-Startplätze für Europa erhalten.
Durchaus möglich also, dass die WM-Quali für Österreich bis ins Frühjahr 2022 andauert.
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