ÖFB-Team: Als Lach- und Schießgesellschaft für den Prater qualifiziert

ÖFB-Team: Als Lach- und Schießgesellschaft für den Prater qualifiziert
Nach dem 4:1 gegen Aserbaidschan: Alles war gut im neuen Linzer Stadion - außer der Rasen. Ein Sinnbild.

Hoch werd’ mas (n)immer g’winnen!“ Passend zum Refrain des von Teamchef Ralf Rangnick plus Chefentertainer David Alaba initiierten und von Pizzera und Seiler musikalisch verwirklichten EM-Songs haben sich Marcel Sabitzer, Michael Gregoritsch und Co . zum Auftakt der EM-Qualifikation für höhere Aufgaben eingeschossen. Und konträr zum ÖFB und dessen intrigenreichen Präsidentenspielchen gleicht das Nationalteam einer verschworenen Gemeinschaft.

Von rekordverdächtigen 26 Torschüssen waren vier erfolgreich. Gegen eine Auswahl, die in ihren vergangenen fünf Länderspielen insgesamt nur vier Bummerln zugelassen hatte. So gesehen lässt sich verkraften, dass es trotz des klares Sieges eine Niederlage im TV-Quoten-Vergleich für den Fußball (eine halbe Million bei Servus TV) gegen die ORF-Dancing-Stars (600.000) gab.

Im Netz war nicht der Teufel los. Ein gutes Zeichen. Notorischen Nörglern wurde mit Ausnahme der ersten 20 Minuten wenig Angriffsfläche geboten. Auch nicht nach Abpfiff.

Keinen Spieler verleitete das 4:1 zu Euphorie. Und wie die als TV-Experten rhetorisch sattelfesten Ex-Nationalspieler Florian Klein und Sebastian Prödl lieferte sich auch kein aktueller Teamkicker vor den Mikrofonen unfreiwillige Duelle mit der Grammatik. Was im Falle von Christoph Baumgartner wenig überraschend ist, hatte der doch als begabter Gymnasiast in St. Pölten dermaßen beeindruckt, dass man ihn eine Klasse überspringen ließ.

Sabitzer soll im Südstadt-Internat weniger brav gewesen sein. Mittlerweile redet der Manchester-United-Legionär so, als würde er nicht aus der Steiermark, sondern aus Hamburg oder Berlin stammen. Um eine Benotung des Teams gebeten, gab er „keine Eins.“ Der Doppeltorschütze: „Es war ne Zwei mit einem Minus.“

Konträr zur Liga

Ein Fünfer gebührte nur jenen, die im soeben erst eröffneten Linzer Stadion für den Rasen verantwortlich sind. Dass nach nur zwei Ligaspielen in der 85-Millionen-Euro-Arena das Spielfeld einen gepflegten Spielaufbau von der Abwehr heraus zum Risiko werden lässt, ist unerklärlich.

Auf den Rängen stimmte die Stimmung. Es macht den Fußball sympathisch, wenn konträr zum Liga-Alltag statt grimmiger Ultra-Mienen und Transparenten mit aggressiven Texten fähnchenschwingende Mädchen in den Blickwinkel der Kameras kommen. Auch die Pyrotechnik ging kaum ab.

In den neuen Stadien von Linz und Wien ist Rot-Weiß-Rot als Untermieter bei Hardcore-Fans von Schwarz-Weiß (LASK), Grün-Weiß (Rapid) und Violett (Austria) unerwünscht.

Jedoch: Die fast vierstündige TV-Show war Werbung fürs Team. Dank so einer sollte von Pizzeras Lach- und Schießgesellschaft auch das doppelt so große, 92 Jahre alte Happel-Stadion zu füllen sein. Dann, wenn es in der EM-Quali gegen die hochkarätigen Gegner Belgien und Schweden nicht ums hoch G’winnen, sondern nur noch ums Siegen geht.

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