Seit November war es ruhig um den ÖFB, seit Klaus Mitterdorfer als Präsident zurückgetreten ist und der Steirer Wolfgang Bartosch zum interimistischen Verbandsboss gekürt wurde – von einer klaren Mehrheit im Präsidium.
Eine Mehrheit, die es in dieser Deutlichkeit in den letzten Jahren kaum gegeben hatte, was auch der Grund für einen seit Jahren anhaltenden Machtkampf im größten Sportfachverband des Landes ist. Längst bekannter Hintergrund: Die beiden obersten Angestellten können nicht miteinander. Es geht um Generalsekretär Thomas Hollerer und um Bernhard Neuhold, den CEO des Tochterunternehmens, der ÖFB-Wirtschaftsbetriebe GmbH.
Beide wussten stets einen Teil des entscheidungsgewaltigen Präsidiums hinter sich. Die Folge: Keine Mehrheit, um sich von einem der beiden zu trennen und für Ruhe im Verband und der Geschäftsstelle mit knapp 100 Mitarbeitern zu sorgen. Zwei Präsidenten, Gerhard Milletich und Klaus Mitterdorfer, bissen sich auch an dieser verzwickten Situation die Zähne aus und traten zurück.
Als Kompromiss kündigte Mitterdorfer Ende November in Abstimmung mit dem Präsidium in seiner letzten Amtshandlung die Dienstverhältnisse beider. Ein Neustart im Zuge einer Strukturreform, die man im kommenden Mai beschließen will, soll für Ruhe sorgen. Aufgrund einer sechsmonatigen Kündigungsfrist bleibt das Duo aber bis Ende Mai im Amt.
Ob es danach (oder bis dahin) wirklich ruhig wird? Den Winterschlaf in der zähen Causa beendet hat Interimspräsident Bartosch persönlich mit einem Interview in der Kronen Zeitung. Er werde bei der bevorstehenden Präsidiumssitzung am Freitag den Antrag stellen, die Kündigungen zurückzunehmen, so der 65-jährige Jurist. Dem Vernehmen nach hat Bartosch damit Staub aufgewirbelt. Denn: Zumindest mit einem Teil des Gremiums ist das Vorhaben nicht abgestimmt. Gegenüber 90minuten.at gibt der pensionierte Direktor der steirischen Arbeiterkammer auch zu: „Ja, ich habe nicht mit allen darüber gesprochen, mich aber in diesem Interview intuitiv dazu entschlossen, in die Offensive zu gehen.“
War es tatsächlich Intuition oder doch gar berechnend, weil er draufgekommen ist, dass man Bernhard Neuhold braucht? Eine Frage, die der KURIER Wolfgang Bartosch gerne gestellt hätte. Der Interimspräsident war jedoch für keine Stellungnahme erreichbar.
Fakt ist: Wolfgang Bartosch ist klar dem Lager rund um Generalsekretär Thomas Hollerer zuzuordnen. Und dieses hat sich im Präsidium zuletzt zu einer klaren Mehrheit formiert. Mit 10:2 Stimmen wurde der Steirer am 29. November zum interimistischen Präsidenten gewählt. Die zwei Gegenstimmen kamen aus Oberösterreich und Tirol von jenen Landesfürsten, die als Befürworter von Bernhard Neuhold gelten. Demnach ist klar: Es ließe sich schnell eine Mehrheit für eine Ablöse des CEO bilden und dafür, mit Generalsekretär Hollerer weiterzumachen. Warum das nicht passieren dürfte, hat der KURIER recherchiert.
Hinlänglich bekannt ist, dass Neuhold neben Teamchef Ralf Rangnick auch die Spieler des Nationalteams hinter sich weiß. Der Manager hat rund um das Team in der jüngeren Vergangenheit für professionellere Rahmenbedingungen gesorgt und genießt in den Reihen der ÖFB-Stars enorme Wertschätzung. Neuhold ist es auch, der mit dem Spielerrat rund um Kapitän David Alaba diverse Vereinbarungen und Prämien ausverhandelt. Und exakt darum geht es nun auch. Fakt ist: Österreichs Stars, die bei Klubs wie Real Madrid (Alaba), Bayern (Laimer), Dortmund (Sabitzer) oder Inter Mailand (Arnautovic) kicken, schweben in Sachen Marktwert längst in Sphären, die für den ÖFB unerreicht sind.
Dank einer Marketing-Vereinbarung stehen sie dem Fußball-Bund bei jedem Länderspieltermin dennoch zwei Stunden lang für Sponsorentermine zur Verfügung. Jedoch: Die entsprechende Vereinbarung ist mit Jahresende 2024 ausgelaufen.
Bindend ist jedoch, was KURIER-Informationen zufolge in den Vereinbarungen zwischen Sponsoren und ÖFB verankert ist: Nämlich, dass die Partner ihre Zahlungen reduzieren, wenn nicht sogar aus den Verträgen aussteigen können, sofern der Fußball-Bund seine beliebten Stars für ebendiese Sponsorentermine nicht zu Verfügung stellt.
Da der Spielerrat mit Alaba, Arnautovic, Laimer und Sabitzer dem Präsidium bereits im November unmissverständlich mitgeteilt hat, dass man mit Bernhard Neuhold weiterarbeiten will, kann man davon ausgehen, dass sich die Spieler im Falle einer Kündigung des Managers mit keinem anderen Funktionär an einen Tisch setzen werden, um eine neue Vereinbarung auszuhandeln. Weder mit Wolfgang Bartosch, noch mit Sportdirektor Peter Schöttel und am allerwenigsten mit Neuholds Widersacher Thomas Hollerer.
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