"Das ist pure Ekstase. Wenn hier 80.000 Menschen das Stadion fast abreißen, möchte man es auch selbst abreißen. Ich wollte einfach nur auf den Zaun und zu den Fans springen und feiern. Es war pure Freude und ist etwas ganz Besonderes", jubelte der Österreicher.
Und das Spiel wurde auch eines für die Geschichtsbücher aus österreichischer Sicht: Denn wie die Daten-Profis von Opta nach der Partie vermeldet haben, ist der Steirer der erste ÖFB-Kicker, der im aktuellen Champions-League-Modus in einem K.o.-Spiel drei Scorerpunkte sammelte. Mehr noch: Vor den Mittwochspielen führt der Österreicher sogar die Assist-Rangliste der Champions League an. Fünf Tore hat er in dieser Saison der Königsklasse bereits vorbereitet. Es folgen aktuell die Real-Stars Vinicius Junior und Jude Bellingham.
Doch Sabitzer war an diesem Abend mehr als nur Torschütze und Vorbereiter. Überall am Spielfeld hatte der zentrale Mittelfeldspieler seine Ballkontakte, nicht nur in den offensiven Momenten rund um den Strafraum der Gäste, sondern auch in der Defensive. Sabitzer sprintete auch zurück und rettete Bälle. Sabitzer hier, Sabitzer da.
Klar, dass der 30-Jährige schließlich mit Lob überhäuft wurde. Ob es das beste Spiel des Österreichers im Dortmund-Dress war, wurde etwa Trainer Edin Terzic gefragt: "Aus dieser Emotion heraus würde ich jetzt sagen: Definitiv. Aber wir haben schon so viele gute Spiele von Marcel gesehen, deshalb wissen wir auch, dass es kein Zufall ist. Es handelt sich um brutale Qualität. Wir hoffen einfach, dass er das beibehalten kann."
Und Klubboss Hans-Joachim Watzke fügte hinzu: "Genau deshalb haben wir ihn geholt. Es ist auch ein klares Zeichen dafür, dass man einem Spieler manchmal ein paar Wochen Zeit geben muss, um sich vollständig zu integrieren." Sabitzer selbst betonte allerdings, wie gut er in Dortmund aufgenommen wurde. "Ich fühle mich hier seit dem ersten Tag sehr wohl, das Vertrauen ist da, ich bekomme viel Spielzeit und das möchte ich natürlich zurückzahlen. In den letzten Wochen lief es sehr gut für mich, das möchte ich beibehalten."
In der Tat glänzte der gelernte Stürmer erst am vergangenen Wochenende mit einem Doppelpack gegen Borussia Mönchengladbach in der Bundesliga. Auch da war sein er erster Treffer sehenswert, wuchtig und halbvolley mit dem "schwächeren" linken Fuß erzielt. Es scheint, als würde im Moment alles für den Österreicher laufen.
Aus österreichischer Sicht kann man nur hoffen, dass es dabei bleibt. Wenn in knapp acht Wochen die Europameisterschaft in Deutschland beginnt, wird Sabitzer eine der wichtigsten Säulen des ÖFB-Teams sein. Vermutlich wird er die Österreicher auch als Kapitän aufs Feld führen, nachdem David Alaba aller Wahrscheinlichkeit nach ausfallen und Marko Arnautovic eher in der Jokerrolle zum Einsatz kommen wird.
Sabitzer jedenfalls gehört neben Alaba, Arnautovic und Konrad Laimer seit Jahren zum Mannschaftsrat des Teams. Die Erfahrung, die der Routinier mittlerweile vorweisen kann, ist auch nicht alltäglich. Seit neun Jahren spielt der Absolvent der Admira-Akademie mittlerweile im Ausland. Nach sechs Jahren in Leipzig, wo er schließlich auch Kapitän war, wechselte er zu den Bayern, zu Manchester United und schließlich nach Dortmund. Allesamt Klubs, die sich hervorragend lesen in der Vita eines Fußballprofis.
Österreichische Fans wundern sich bei TV-Interviews des Legionärs oft über den Sprachwandel, den Sabitzer vollzogen hat. Wie ein Österreicher klingt er in der Tat schon lange nicht mehr. "Wenn mich Freunde aus Österreich besuchen, dann kommt der österreichische Dialekt schon noch durch. Aber wenn du eine deutsche Freundin hast, sprichst du Hochdeutsch, sonst würde sie kein Wort verstehen, deshalb habe ich mir das angewöhnt."
Die sprachliche Weiterentwicklung ist dennoch nur ein Nebeneffekt im Werdegang Sabitzers. Im beruflichen Alltag ist es vor allem der Wandel vom Stürmer zum zentralen Mittelfeldspieler, den er in Leipzig vollzogen hat. Auch, weil viele Offensivspieler im modernen Fußball doch um eine Spur schneller sind als Sabitzer.
Und so rutschte der Steirer von Zeit zu Zeit weiter nach hinten auf dem Spielfeld. Im Nationalteam kam er lange Zeit als hängende Spitze, bzw. als Zehner zum Einsatz. In Leipzig wurde er als Achter oder sogar Sechser eingesetzt. Auf diesen beiden Positionen im Zentrum sieht er sich auch am liebsten. Im ÖFB-Team kommt er aktuell unter Ralf Rangnick als linker Flügel in einer 4-2-3-1-Formation zum Einsatz. Nicht seine Wunschlösung, doch Sabitzer ordnet sich unter.
Akzente setzt er aktuell ohnehin von nahezu jeder Position auf dem Spielfeld. Im Idealfall wird das nun im Halbfinale der Champions League auch Paris Saint-Germain zu spüren bekommen. Es ist ein Wiedersehen mit den Franzosen, gegen die man bereits in der Gruppenphase gespielt hat. Da setzte sich Paris zunächst vor eigenem Publikum mit 2:0 durch. In Dortmund gab es schließlich ein 1:1. Sabitzer erinnert sich: "In Paris haben sie uns dominiert, aber in Dortmund war es ein offenes Spiel. Wenn du im Halbfinale stehst ist klar: Du willst jetzt ins Finale. Das ist unser Ziel."
Und zumindest den Finalort kennt Sabitzer schon. Im Wembley-Stadion spielte er mit den Österreichern bereits bei der EM 2021 gegen Italien.
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