Marc Janko über die ÖFB-Teamchefsuche: "Es ist Zeit für eine Reform"

KURIER-Kolumnist Marc Janko.
Es ist an der Zeit, öffentlich über eine ÖFB-Reform nachzudenken und die Strukturen aufzufächern. Die Kompetenzen müssen dabei aber klar aufgeteilt werden.

Rund um das Nationalteam und den ÖFB wurde in letzter Zeit viel geredet, auch ich habe meine Meinung zu diesen Themen kundgetan. Der Job des Experten ist freilich ein dankbarer, weil man im Nachhinein über Dinge ein Urteil abgeben kann. Allerdings ist es nicht nur wichtig, konstruktive und nicht-persönliche Kritik zu üben, sondern auch im nächsten Schritt konkrete Lösungsvorschläge anzubieten. Ich wage diesen Versuch, zumal die Entscheidung um die Teamchef-Position bevorsteht.

Profi-Bereich

Meine Kritik zielte aber vielmehr auf die Struktur des ÖFB ab, ein Thema, das seit Jahren auf dem Tisch liegt. Es ist an der Zeit, öffentlich über eine Reform des Verbandes nachzudenken und die Strukturen aufzufächern. Dabei fände ich es spannend und zielführend, sich dem Gedanken zu öffnen, ein Profi-Lager mit dem A-Nationalteam, dem Unter-21-Team, eventuell auch dem Unter-19-Team auszulagern aus dem gemeinnützigen Verein, da dieser professionelle Bereich im heutigen Fußball ganz andere Voraussetzungen erfordert als der Nachwuchs- oder Breitenfußball, für den der ÖFB ebenso Verantwortung trägt.

In den vergangenen Wochen habe ich dahingehend einige Gespräche geführt – mit Funktionären und auch mit Juristen, da ich auf rechtlichem Gebiet kein Experte bin. Das Fazit war überraschend einstimmig: Mir wurde von allen Seiten bestätigt, dass so eine Reform aus juristischer Sicht sehr wohl leicht umsetzbar sei, man könne diesen Weg also problemlos verfolgen. Vorausgesetzt natürlich, dass der Wille dazu vorhanden ist. Mit der nötigen Bereitschaft ist eine Reform, die dem modernen Fußball Rechnung trägt, somit absolut durchzuführen.

Einheit statt Lager

Allerdings war zuletzt auch immer wieder von einer Lagerbildung innerhalb des ÖFB-Präsidiums zu lesen und zu hören. Ziel muss es sein, wieder Ruhe und eine positive Stimmung in die Gremien zu bekommen, sodass man gemeinsam etwas Positives umsetzen kann. Überlegungen in diese Richtung sind schon vorhanden, zumal der oberösterreichische Landesverbandspräsident Gerhard Götschhofer selbst schon angemerkt hat, dass die Landespräsidenten bei der Bestellung des Teamchefs und des Sportdirektors keinen Einfluss mehr nehmen sollten.

Entscheidend ist bei einer Reform, dass danach die Kompetenzen klar aufgeteilt werden. Dafür gibt es sicher mehrere Modelle. Bei der Bestellung des ÖFB-Sportdirektors beispielsweise muss die Bundesliga mehr Gewicht haben, da sie auch im Alltag für den Profi-Fußball verantwortlich ist. Und ein erfolgreiches Nationalteam steigert auch die Attraktivität der eigenen Liga. Generell muss gelten: Diejenigen, die über die wichtigen Posten entscheiden, stehen danach auch in der Verantwortung.

Reformen im sind ÖFB-Konstrukt also juristisch machbar.

Man muss sie nur wollen.

Marc Janko ist Fußball-Experte bei Sky – der 38-Jährige spielte 70-mal für das Nationalteam und erzielte 28 Tore.

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