Spannender könnte die Ausgangslage nicht sein, dem Match heute (17.30 Uhr, Sky) fiebert die ganze Fußballwelt entgegen. Im Kampf um die Meisterschaft hat City einen Punkt Vorsprung auf Liverpool.
Berechenbarkeit und Langeweile
Doch so spannend der Meisterkampf, so vorhersehbar sind oft die anderen Partien. In der laufenden Meisterschaft hat Manchester City 23 von 30 Spielen gewonnen, Liverpool 22. Die Marktwerte der beiden Teams kratzen an der Milliarde (ManCity: 959,3 Mio., Liverpool 900,5 Mio. Euro). City ist nicht nur amtierender Meister, sondern hat von den letzten zehn Meisterschaften fünf gewonnen, dreimal mit Guardiola. Spielen er oder Klopp gegen andere Teams, steht der Sieger oft schon im Voraus so gut wie fest.
Ist Fußball also insgesamt langweiliger geworden?
Diese Frage stellten sich zwei britische Forscher. Taha Yasseri und Victor Martins Maimone analysierten 88.000 Spiele aus den elf besten Ligen seit 1993 und kamen zu der simplen Antwort: Ja. "Fußball ist zumindest berechenbarer geworden", sagt der Studienautor, Soziologe Taha Yasseri, zum KURIER. Je mehr sich die Analyse der Gegenwart näherte, desto einfacher war vorherzusagen, wer die Partien gewinnen würde. "Der Turning Point lag irgendwo zwischen 2005 und 2006, als europäische Klubs immer stärker kommerzialisiert wurden."
Die Ungleichheit wuchs: "Stärkere Teams werden stärker, schwächere Teams schwächer." Aus Erfolgen wird mehr Geld lukriert, mehr Werbeeinnahmen und Merchandise. Für diese Klubs ist es in der Folge einfacher, bessere Spieler zu kaufen oder zu rekrutieren, dadurch mehr Spiele zu gewinnen und so wiederum mehr Geld zu verdienen.
Eintönige deutsche Bundesliga
Am berechenbarsten ist laut der britischen Studie die deutsche Bundesliga: "Wir können dort 80 Prozent der Sieger vorhersagen", sagt Yasseri. Direkt dahinter folge bereits die Premier League. Der Unterschied: Während in Deutschland fast nur die Bayern als Meister in Frage kommen (die Münchner gewannen die letzten neun Titel in Serie), gehören in England sechs Teams zur absoluten Spitze.
"In den letzten fünf Jahren waren es nur zwei", sagt Guardiola und meint die beiden, die sich heute in Manchester gegenüber stehen: "Liverpool und ManCity haben das Level der Premier League noch einmal gehoben", so der Spanier.
"Keine gute Nachricht für den Fußball"
Obwohl der Studienautor Taha Yasseri selbst City-Fan ist, findet er, seine Untersuchungsergebnisse sind "keine gute Nachricht für den Fußball". "Natürlich, als Fan von ManCity, Liverpool oder Bayern kannst du genießen und beobachten, wie gut es für deinen Klub läuft." Die Frage sei dann nicht, ob das Team den Pokal gewinnt, sondern wie gut es auf dem Weg performt.
Vor einigen Jahren hat aber gerade in England eine Mannschaft diesen Teufelskreis aus eigenen Kräften durchbrochen. In der Saison 2015/2016 lag laut Yasseri die Chance bei 1:5.000, dass Leicester City die Premier League gewinnt. Dass es das Team (mit dem damaligen österreichischen Teamkapitän Christian Fuchs) geschafft hat, hat viele Herzen von Fußball-Fans erfreut – weit über die Grenzen von Leicester City hinaus.
Um in Zukunft wieder mehr "Fußball-Märchen" möglich zu machen, könnten Deckel auf Gehälter bzw. (Transfer-)Ausgaben ein sinnvolles Werkzeug sein, glaubt Soziologe Taha Yasseri. Damit die Ligen wieder ausgeglichener werden.
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