Bei Lokomotiva Zagreb gibt es nur wenige Konstanten. Bei dem kleinen Ausbildungsverein, der im Schatten des großen Nachbarn Dinamo steht, ist man regelmäßiges Kommen und Gehen der Spieler gewohnt.
Denis Kolinger stellt eine Ausnahme dar, denn seit August 2016 spielt der 199 Zentimeter große Innenverteidiger für Lokomotiva, wo er nicht nur zum Abwehrchef, sondern auch zum Mannschaftskapitän gereift ist. Vor dem Duell mit Rapid in der Champions-League-Qualifikation sprach der KURIER mit dem für seine Kopfballstärke gefürchteten, ehemaligen U21-Teamspieler Kroatiens über den Gegner am Mittwoch, die Bedeutung des Spiels für seinen Klub, die Corona-Krise und Vorlieben, was die Gegenspieler angeht.
Wie sehen Sie die Rollenverteilung vor dem Duell am Mittwoch? Wer ist für Sie der Favorit?
Denis Kolinger: Für mich ist Rapid der Favorit, weil sie die Erfahrung solcher Spiele bereits gemacht haben. Die meisten unserer Spieler bestreiten erstmals so eine wichtige Partie. Dennoch räume ich uns auch Chancen ein, spielen wir doch daheim. Ich rechne mit einem harten Match.
Im Sommer haben einige Spieler den Klub verlassen. Wie verkraftet ihr diese Verluste?
Fünf, sechs Stammspieler haben uns verlassen, aber Lokomotiva ist halt so ein Verein, der von Spielerverkäufen lebt. Für den Klub ist es also keine ungewohnte Situation, dass in jedem Sommer eine neue Mannschaft zusammengestellt wird. Die weggegangenen Spieler fehlen uns zwar, es sind aber auch neue dazugekommen - junge und hungrige Spieler, die sich beweisen wollen. Trainer Tomic schafft es immer wieder, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen. Diesmal ist es nicht anders.
Der Sieger spielt fix in der Europa League, wie wichtig ist dieses Spiel für Ihren Klub?
Lokomotiva hat in der erst vor 20 Tagen zu Ende gegangenen Saison eine historische Platzierung erreicht. Wir waren Zweiter hinter Dinamo und standen im Cup-Finale. So etwas hat man hier nie zuvor geschafft. Nun können Sie sich vorstellen, was die Qualifikation für die Gruppenphase der Europa League für den Klub bedeuten würde. Wir haben die Chance, uns zu beweisen und die wollen wir ergreifen. Wir brauchen keine zusätzliche Motivation.
Lokomotiva ist mit einer 0:6-Niederlage gegen Dinamo in die Saison gestartet, hat sich dann aber mit einem 1:0-Sieg gegen Rijeka rehabilitiert. Dabei ist die Mannschaft extrem defensiv aufgetreten. Wird es gegen Rapid auch so sein?
Die vielen Abgänge und die Corona-Fälle innerhalb des Teams haben zu einer Ausnahmesituation geführt. Wir hatten Probleme damit, überhaupt elf Leute aufs Feld zu schicken. Das 0:6 liest sich wahrlich schlecht, Dinamo war zugegebenermaßen die bessere Mannschaft, jedoch ist die Niederlage am Ende zu hoch ausgefallen. Gegen Rijeka, das in Kroatien zu den Spitzenteams gehört, haben wir wenige Tage später ein anderes Gesicht gezeigt und waren tatsächlich mehr auf die Defensivarbeit bedacht. Rapid haben wir gut analysiert, aber unser Trainer lässt sich nicht so einfach in die Karten schauen.
Wie sieht es denn mit den Corona-Infizierten in Ihren Reihen aus, können Sie am Mittwoch mit von der Partie sein?
Leider nicht alle. Einige von denen müssen noch ein paar Tage in der Selbstisolation bleiben. Die genesenen Spieler werden zwar nach 14 Tagen Heimquarantäne Trainingsrückstand haben, uns aber sicherlich dennoch weiterhelfen können.
Wie hat sich die durch Coronafälle bedingte Situation auf die Stimmung im Team ausgewirkt?
Für uns alle ist diese Pandemie eine neue Situation, an die wir uns immer noch gewöhnen. Spezielle Auswirkungen hat das Coronavirus in den eigenen Reihen aber nicht gehabt. Wir müssen damit leben lernen und maximal auf uns Acht geben.
Wie viel wissen Sie eigentlich über Ihren Gegner Rapid?
Ich glaube, beide Teams haben nichts voreinander zu verheimlichen. Heutzutage erfährt man eh alles. Rapid ist ein Klub mit einer großen Tradition, der wohl größten in Österreich und ist auch hier in Kroatien bestens bekannt. Wir wissen, dass Rapid einige hochklassige und - was sehr wichtig ist - erfahrene Spieler in den eigenen Reihen hat. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns kampflos ergeben werden.
Sie sind 199 cm groß. Verteidigen Sie lieber gegen den großen Rapid-Stürmer Ercan Kara oder den kleinen und schnellen Taxi Fountas?
Um ehrlich zu sein, ich bevorzuge Gegenspieler, die von der Körperstatur meiner ähnlich sind. Die kleineren sind schneller und nicht so leicht auszurechnen (lacht).
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