Die Rapidler werden am Mittwoch-Abend (18.55 Uhr, ORF1) im kleineren Stadion der kroatischen Hauptstadt gegen die dortige Lokomotive antreten müssen. Für den Fall, dass sie es nicht finden, ein Tipp: Wo sich die Bahngleise nach Wien bzw. ans Meer teilen, ist der je nach Lesart älteste bzw. jüngste Hauptstadt-Verein nicht weit.
Das alte Mehrzweck-Stadion in der Ulica Silvija Strahimira Kranjčevićeva könnte man als ein Mittelding zwischen Südstadt-Stadion und FAC-Platz beschreiben. Wobei die Admira im Süden von Wien mehr (!) Zuschauer anlockt, und der Floridsdorfer AC weniger Talente.
Glückslos Rapid
„In dieser Runde dürfen wir noch hier spielen“, erklärt Antea Kodžoman, die im Büro von NK Lokomotiva derzeit viel zu tun hat. „In der nächsten Runde müssen wir dann schon ins große Maksimir-Stadion übersiedeln.“
In der nächsten Runde? Nicht nur im Verein war vom „Glückslos Rapid“ zu hören. Gleichzeitig fällt auf, dass kaum jemand in der kroatischen Fußball-Community aus dem Häuschen ist, dass die Hütteldorfer wieder in Zagreb gastieren. In der Zwischenkriegszeit spielten sie öfters hier, ein Trainer und mehrere Spieler trugen sogar Zagreber Trikots, allerdings nicht die der Eisenbahner, deren Verein 1914 als Victoria gegründet wurde.
Heute spielen die Blauen ganz im Schatten der anderen Blauen: Der Großklub Dinamo Zagreb sammelt seit dem Kriegsende vor 25 Jahren einen Meisterpokal nach dem anderen.
Kodžoman bemüht sich, das Augenmerk auf die eigene Akademie zu lenken. Stolz erzählt sie, dass man auf der anderen Seite der Save, in Novi Zagreb, 350 Talente ausbildet. Viele hätten von dort den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. Der eine oder andere fand dann sogar express den Weg in eine europäische Topliga. In diesem Sommer ist dieses Kunststück dem Tormann Ivo Grbić gelungen, den Atlético Madrid gekauft hat.
Eine Art Geständnis
Mindestens so interessant ist, was die PR-Dame nicht erzählt. Was zuletzt aber der langjährige und im ganzen Land höchst kontroverse Fußballfunktionär Zdravko Mamić in einem Interview mit dem serbischen TV-Sender Sportklub gestanden hat. Mamić gab zu, dass er eine Weile beiden Zagreber Klubs – sowohl Dinamo als auch Lokomotiva – vorstand.
Das ist insofern pikant, als der kroatische Fußball-Verband HNS grundsätzlich verboten hat, dass Satelliten der Großklubs in der ersten Liga antreten dürfen.
Mamić, der sich unter anderem für die Transfers von Luka Modrić und Dejan Lovren vor Gericht verantworten musste, sieht Lokomotiva heute als sein großes Werk an: „Das ist ein Klub, der in der ersten jugoslawischen Liga gespielt, der viele große Spieler hervorgebracht hat und der übrigens auch älter als Dinamo ist.“ Er alleine habe den Verein vor dem Vergessen gerettet.
Der aktuelle Sportdirektor Božidar Šikić besteht auf der Feststellung: „Wir haben keine kriminellen Taten begangen.“ Auch wenn das Kritiker anders sehen, Lokomotiva sei heute eigenständig.
Als Vizemeister der Vorsaison hat man sogar die CL-Qualifikation erreicht, im Meisterschaftsfinish im eigenen Stadion auch das große Dinamo knapp besiegt.
Kommentare