Löw vor dem Duell mit der Schweiz: „Ich weiß, wann ich was tue“

Löw vor dem Duell mit der Schweiz: „Ich weiß, wann ich was tue“
Der deutsche Teamchef wehrt sich gegen die Kritik, die es trotz des 2:1 gegen die Ukraine gab. Heute geht es gegen die Schweiz.

Deutschlands Teamchef Joachim Löw steht auch nach dem ersten Länderspielsieg im Jahr 2020 in der Kritik. Der 60-Jährige setzte zu einer bemerkenswerten Belehrung seiner Kritiker an: In einem exakt vier Minuten und 25 Sekunden dauernden Monolog, der die ukrainische Dolmetscherin beinahe verzweifeln ließ, verteidigte der Bundestrainer nach dem schmucklosen, aber sehr wichtigen 2:1 (1:0) im Nationalstadion von Kiew seinen Kurs. „Ich weiß, wann ich was tue. Ich sehe das große Ganze. Ich sehe nicht immer nur ein einzelnes Testspiel. Ich sehe einfach den Weg zur EM.“

Im heutigen Duell mit der Schweiz (20.45 Uhr, ARD) dürfte Chelsea-Angreifer Timo Werner nach überstandener Erkältung neu in die Startelf rücken. „Ich vertraue meinen Spielern. Wir haben sehr gute Spieler, eine sehr gute Mannschaft. Wir haben sehr gute Ansätze“, betonte Löw.

Schweinsteiger kritisch

Sogar der eher besonnene Bastian Schweinsteiger hatte trotz des Sieges in der Ukraine als ARD-Experte nur wenig Positives gefunden. „Man kann sich nicht mehr hundertprozentig mit der Nationalmannschaft identifizieren. Das ist schade.“ Der 36-Jährige sagte zudem: „Die Ergebnisse stimmen nicht. Die Attraktivität geht ein bisschen verloren.“ Schweinsteiger schmerzt das, er fordert Änderungen am Dienstag gegen die Schweiz. „Ich erwarte eine Reaktion, um die Zuschauer wieder vor den Fernseher zu bekommen.“

Löw wird eine zu defensive Ausrichtung vorgeworfen. Schweinsteiger: „Mir hat ein Spieler im Mittelfeld oder Sturm mehr gefehlt. Ich hätte gesagt, dass man anstatt mit der Fünferkette mit einer Viererkette spielt. Das würde dem Spiel guttun.“ Auch Lothar Matthäus kritisierte als Experte auf Sky beim 3:3 gegen die Türkei Löws Defensiv-Wechsel.

Löw lässt das offensichtlich völlig kalt, seine Frisur sitzt auch im Gegenwind perfekt. Die Kritik beeinflusse ihn nicht, versichert er. „Ich habe die letzten zwei Tage nichts gelesen, weil es mir völlig egal ist, wer was sagt. Die Dinge, die ich mache, mache ich aus größter Überzeugung“, sagte er in der Pressekonferenz vor dem Ukraine-Spiel.

Bankerlsitzer im Team

Ein Kritikpunkt von Lothar Matthäus sind die Reservisten. „Ich wundere mich, wenn ich sehe, dass da viele Spieler wie Nico Schulz für Deutschland auflaufen, die in ihren Vereinen auf der Bank sitzen. Genau deshalb schaltet für Deutschland keiner mehr den Fernseher ein.“ BVB-Spieler Dahoud, Schulz und Brandt, PSG-Flügel Draxler oder Chelsea-Verteidiger Rüdiger: Sie alle sitzen bei ihren Klubs meist auf der Bank. In der Nationalmannschaft aber dürfen sie eine wichtige Rolle spielen.

Löw reagierte im ersten Moment schnippisch auf diese Kritik des 59-Jährigen. „Ich glaube, der Lothar ist mit seinen 90er-Weltmeistern in der Toskana. Das ist, glaube ich, ganz gut für mich, dann kann er diesmal die Kritik nicht so unmittelbar äußern.“ Matthäus und die 1990er-Weltmeister feierten in Italien ihr 30-jähriges Jubiläum.

Gruß aus der Toskana

Nach dem 2:1 von Kiew klang Löw versöhnlicher. „Ich bin dem Lothar ja auch nicht böse. Der Lothar ist jemand, der schon lange Spiele analysiert und schon lange mit dabei ist.“ Allerdings ließ er sich eine kleine Spitze nicht nehmen: „Ich weiß nicht, ob die da das Spiel angeschaut haben. Ich denke, dass die eine schöne Feier haben. Der Jürgen Klinsmann hat mir heute Nachmittag ein Bild geschickt von einem schönen Essen, da war auch etwas Wein auf dem Tisch. Man hat gesehen, dass das da Freunde fürs Leben sind. Da war gute Stimmung.“

Besser als die Stimmung derzeit in Deutschland. Man ist noch nicht einmal im EM-Jahr angekommen, schon gehen die Jogi-Diskussionen los. 2014 war Deutschland noch Weltmeister, 2020 aber findet man sich in der FIFA-Weltrangliste nur noch auf Platz 14 wieder.

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