Kylian Mbappé: "König ohne Krone", dem die Zukunft gehört

Kylian Mbappé: "König ohne Krone", dem die Zukunft gehört
Eine Einzelleistung wie die des Franzosen hat man selten gesehen in einem WM-Finale. Doch insgesamt vier Treffer reichten nicht für den nächsten Titel. Der 23-Jährige könnte schon bald eine Ära prägen.

Es war einer der größten Auftritte eines einzelnen Fußballers in einem WM-Finale, doch am Ende war Kylian Mbappé einfach nur untröstlich. Mit seinen drei Treffern hatte der Starstürmer die französische Auswahl ins Elfmeterschießen gegen Argentinien gebracht, wo er erneut als erster Schütze traf. Vier Tore also, die dennoch nicht zur Titelverteidigung reichten.

Minutenlang stand der 23-Jährige nach dem Elfmeterschießen frustriert auf dem Rasen. Später setzte er sich auf die Ersatzbank, das Trikot über das Gesicht gezogen, um die feiernden Argentinier um Lionel Messi nicht sehen zu müssen. Die Trophäe für den besten Torschützen der WM in Katar mit acht Treffern war an diesem Abend nur ein schwacher Trost.

Über zwei Stunden nach Schlusspfiff verließ er schließlich wortlos und mit gesenktem Kopf die Arena. Erst am nächsten Tag meldete sich Mbappé auf Instagram selbst zu Wort. „Wir werden zurückkommen“, schrieb er zu einem Foto, auf dem er mit gesenktem Kopf am WM-Pokal vorbeigeht.

„Er wollte dieser Weltmeisterschaft seinen Stempel aufdrücken. Das hat er getan, aber nicht so sehr, wie er wollte“, sagte Nationaltrainer Didier Deschamps über Mbappé. Die brillante Leistung des Superstars im Endspiel blieb am Ende unbelohnt.

Argentinien dominierte die Partie über weite Strecken und lag bis zur 80. Minute sicher mit 2:0 in Führung. Das Auftreten der „Equipe Tricolore“ bis dahin war einem Finale nicht würdig, die Auswechslungen von Olivier Giroud und Ousmane Dembélé bereits vor der Pause sprachen Bände. „Ich konnte nicht bis zur Halbzeit abwarten“, sagte Deschamps.

Zu Beginn des zweiten Spielabschnitts wirkte es so, als würden die Wechsel keine Wende herbeiführen können. Laut Kapitän Hugo Lloris sei der Glaube trotz des Rückstandes aber immer da gewesen. Möglicherweise auch deshalb, weil mit einem Mbappé in den eigenen Reihen immer alles möglich scheint.

Per Doppelpack (80./Elfmeter, 81.) stellte der Superstar in nicht einmal zwei Minuten die Verlängerung sicher, in dieser führte er mit einem weiteren Treffer (118./Elfmeter) das Elfmeterschießen herbei. Drei Tore in einem WM-Finale gelangen vor ihm nur dem Engländer Geoff Hurst 1966. Am Ende reichte dieses Kunststück trotzdem nicht zum dritten Titel nach 1998 und 2018. „König ohne Krone“, titelte L'Équipe.

Mit vier Toren in WM-Endspielen hält er nun einen Rekord. Sogar von der Fußball-Ikone Pelé, dem einzigen Spieler mit drei WM-Titeln, gab es Trost. „Mein lieber Freund, vier Tore in Endspielen. Was für ein Geschenk es war, dieses Spektakel anzuschauen“, schrieb er auf Instagram. „Mbappé hat es nicht wie Pelé gemacht“, schrieb Radio France International mit Blick auf Brasiliens zwei WM-Triumphe 1958 und 1962. „Aber die Zukunft gehört ihm.“ Nur die Gegenwart wollte da nicht mitspielen.

Und auch die nächsten Rekorde sind bereits in Reichweite: Mit seinen nun insgesamt zwölf WM-Toren liegt Mbappé nur einen Treffer hinter Frankreichs WM-Rekordtorschützen Just Fontaine, die Bestmarke von Miroslav Klose mit 16 Treffern ist auch greifbar.

Für Deschamps schmerzte die Niederlage aufgrund des Comebacks umso mehr. „Wir sind vom Abgrund zurückgekommen, das ist es, was uns so sehr bedauert“, sagte Frankreichs Nationaltrainer, der vor allem in der ersten Halbzeit die fehlende Energie seiner Mannschaft beklagte. Bis zur Pause habe man gegen eine Mannschaft gespielt, die „ein WM-Finale bestritten hat und ich hatte das Gefühl, dass das bei uns nicht der Fall ist“, resümierte Deschamps.

Über seine Zukunft klärte er am Rande des Endspiels nicht auf. „Ich habe Anfang des Jahres ein Treffen mit meinem Präsidenten. Dann werden wir es wissen.“

Unabhängig von seiner Person gab sich Deschamps optimistisch. „Frankreich hat großartiges Potenzial“, sagte der Teamchef. Mbappé wird am Dienstag erst 24 Jahre alt, auch andere Stammspieler wie Dayot Upamecano (24), Aurélien Tchouaméni (22) und Jules Koundé (24) sind noch jung. Und im Laufe des Finales halfen Randal Kolo Muani (24), Marcus Thuram (25) und Kingsley Coman (26) als Joker mit, zwei Rückstände aufzuholen und Argentinien ins Elfmeterschießen zu zwingen.

Jetzt gilt es aber einmal die Enttäuschung zu verarbeiten. Dabei half auch Emmanuel Macron mit. Der französische Präsident hatte dem Finale selbst beigewohnt und bemühte sich nach dem Spiel, seine enttäuschten Landsleute auf dem Platz aufzumuntern. Auf Twitter entsendete Macron eine Botschaft: „Les Bleus haben uns zum Träumen gebracht.“

Mbappé umarmte er besonders lange und flüsterte ihm ein paar aufmunternde Worte ins Ohr. „Ich habe ihm gesagt, dass er erst 23 Jahre alt ist, er war Torschützenkönig dieser Weltmeisterschaft, er ist ein außergewöhnlicher Spieler. Er hat uns sehr stolz gemacht“, sagte Macron, der die Mannschaft im Jänner einladen wird.

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