Sturm-Legende Martens über goldene Zeiten: "Wir waren eine komische Truppe"
„Wir waren damals eine komische Truppe. Und da habe genau hineingepasst“, erinnert sich Jan-Pieter Martens an seine goldene Sturm- und Drangzeit.
Lange her. „Mir kommt es vor, als hätte ich seitdem drei Leben gehabt.“ Freilich, seine Zeit bei Sturm Graz bleibt in feiner Erinnerung, war er doch von 1998 bis 2003 ein gar nicht so unbedeutendes Teil einer großen Mannschaft. Sturm ist auch heute ein Thema, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes am heutigen Mittwoch, wo er den Steirern ausnahmsweise nicht wirklich die Daumen drücken wird.
Große Fans
Denn der seit einer Woche 50-Jährige ist seit Sommer Chefscout bei Gegner Brügge. Und komisch findet er, dass sein Klub, der belgische Meister von vielen als klarer Favorit gehandelt wird. Im Gegenteil, denn zwei Dinge sprechen sogar für die Grazer. „Sie haben tolle Fans im Rücken, auch in Klagenfurt wird es eine tolle Stimmung geben, auch dort werden die Grazer auf den Heimvorteil setzen können“, sagt Martens. Nicht der einzige Vorteil, den er seinem Ex-Klub einräumt. „Wir haben einiges verändert im Sommer, Sturm ist gefestigter. Die sportliche Führung hat über Jahre sehr gute Arbeit geleistet.“
Freilich, die internationale Erfahrung spreche für den FC Brügge, allein Hans Vanaken hat am Mittwoch sein 50. Spiel in der Champions League in den Beinen, bei den Grazern ist nach dem Ausfall von Gregory Wüthrich der Türke Erencan Yardimci der einzige Mann, der schon in der Königsklasse spielte. Wenn auch nur einmal, 2019 mit Galatasaray ausgerechnet gegen Brügge. „Das spricht freilich für uns“, sagt Martens. Einen großen Star, vor dem sich Sturm fürchten muss, sieht Martens nicht. „Wie bei Sturm dominiert auch bei uns das Kollektiv. Wir hoffen auf ein gutes Gefühl im Match.“
Martens hat fast überall auf dem Erdball ein gutes Gefühl, so richtig sesshaft ist er ohnehin nie gewesen.
AufSchalke
Vielleicht die vergangenen elf Jahre, als er auf Schalke zunächst als Teammanager tätig war, zuletzt fünfeinhalb Jahre als Scout. Und in Brasilien, der Heimat seiner Frau, hat er ebenfalls schon zwei Jahre gelebt.
Freilich am beeindruckendsten waren die Jahre bei Sturm. Der Zusammenhalt und besonders die Arbeit mit Trainer Ivica Osim. „Ich hatte vorher Huub Stevens. Er hatte eine brutale Art, brutal war Osim auch, aber auf philosophische Weise. Er sagte kaum etwas, aber seine Augen verrieten, was er wollte. Er brauchte dich nur anzusehen und jeder wusste Bescheid.“
Besonders in Erinnerung sind ihm zwei Dinge. „Als wir 1999 gegen Croatia Zagreb den ersten Sieg feiern durften. Weil vorher hatte jeder gesagt, wir sind ja eh nur Kanonenfutter. Und als ich im Old Trafford spielen durfte.“
Überall wo er war, hat er sein zweites Standbein dabeigehabt.
Musik ist Trumpf
Martens ist begnadeter Sänger und Songschreiber. Auch da gibt es Ziele. „Bisher habe ich nur in Englisch gesungen, jetzt möchte es mal in meiner Muttersprache Niederländisch probieren. Oder auf Portugiesisch“ Und? Vielleicht gewinne ich einmal einen Elvis-Lookalike-Wettbewerb.“ Nun ist es einmal wichtig, dass sein Team heute nach der 0:3-Niederlage gegen Dortmund gut ausschaut. „Der erste Sieg wäre auch für uns wichtig.“
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