Wenn die Rivalität zur Gefahr wird: Fan-Ausschluss als letzter Ausweg
Was tun? Wie reagieren? Welche Sanktionen bleiben noch übrig, wenn Geldstrafen und drohende Punkteabzüge offenbar keine Wirkung zeigen?
Nach den jüngsten Ausschreitungen beim Wiener Derby lohnt sich der Blick über die österreichischen Grenzen. Oder auch zu anderen Vereinen: So verzichtet Meister SK Sturm auf Tickets für das Grazer Derby im Frühjahr gegen Aufsteiger GAK.
Andere Länder zeigen deutlich mehr Härte: Von Italien bis Argentinien, von den Niederlanden bis nach Griechenland - im Ausland wird seit Jahren viel rigoroser vorgegangen.
Mehr als 200 Tote
In Argentinien etwa wurde schon vor einem Jahrzehnt ein generelles Gästefanverbot ausgesprochen.
Gerade in der Hauptstadt Buenos Aires mit seinen zahlreichen Klubs und Lokal-Derbys war es regelmäßig zu schweren Ausschreitungen gekommen. Allein zwischen 1993 und 2013 wurden mehr als 200 Todesopfer rund um Fußballpartien beklagt.
Die Verbannung der Auswärtsfans hat das Gewaltproblem im argentinischen Fußball freilich nur verlagert.
Zwar können die Partien mittlerweile größtenteils friktionsfrei über die Bühne gebracht werden, dafür geht's außerhalb der Stadien rund: Regelmäßig sind bei Ausschreitungen Todesopfer unter den Anhängern zu beklagen.
Drastischer als in Argentinien ging man vor einem Jahr in Griechenland vor. Nach wiederholten Zusammenstößen zwischen rivalisierenden Hooligans, bei denen auch Todesopfer zu beklagen waren, ordnete die Regierung im Dezember 2023 Geisterspiele an.
Mehr als zwei Monate lang fanden sämtliche Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
In den Niederlanden birgt vor allem das Duell zwischen Ajax Amsterdam und Feyenoord jede Menge Rotterdam Zündstoff.
Im Herbst 2023 fand das Match ohne Gäste-Anhänger in Amsterdam statt. Trotzdem musste die Partie nach Randalen der Ajax-Fans abgebrochen werden. Bei der Fortsetzung der brisanten Partie war kein Publikum mehr zugelassen.
Seit 2009 finden die Duelle zwischen Ajax Amsterdam und Feyenoord Rotterdam regelmäßig ohne Auswärtsfans statt.
Die Rivalität geht sogar so weit, dass die Bürgermeister der beiden Städte einst beschlossen, selbst zu den Partien der Nachwuchsteams keine Zuschauer zuzulassen.
In Italien ist es längst gang und gäbe, dass die Auswärtssektoren leer bleiben. Erst am Wochenende fand das Match Juventus - Napoli auf Geheiß der Behörden ohne Gästeanhänger statt.
Vor allem in den unteren Profiligen (Serie B, Serie C) ordnen lokale Politiker oft gesperrte Auswärtssektoren an.
In der Türkei mussten die Auswärtsfans bei den Istanbuler Derbys (Galatasaray, Fenerbahce, Besiktas) jahrelang draußen bleiben. Erst im vergangenen Herbst wurde das Verbot aufgehoben - freilich auf Bewährung.
Freiwilliger Rückzug
Einen ganz anderen Weg wählte Partizan Belgrad im Jahr 2022. Der Verein ließ sein Basketball-Team nicht zum Ligafinale gegen den Stadtrivalen Roter Stern Belgrad antreten. Aus Sorge vor Ausschreitungen.
„Mit dem Rückzug will der Verein eine Botschaft senden. Wir wollen nicht länger Teil dieser Hooligan-Festspiele sein – egal, ob diese Hooligans Fans von Roter Stern oder Partizan sind", hieß es in der Aussendung.
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