Das Wiener Derby schafft sich ab

FUSSBALL / BUNDESLIGA / ADMIRAL BUNDESLIGA / 7. RUNDE FUSSBALL-BUNDESLIGA: SK RAPID - FK AUSTRIA WIEN
Das Wiener Derby hat abseits von Titeln, Tabellen und internationalen Startplätzen Bedeutung. Doch die Gewalt gefährdet dieses Spiel.
Karoline Krause-Sandner

Karoline Krause-Sandner

Man kennt das. Rund viermal im Jahr ist Ausnahmezustand in der Stadt.

Und ich meine damit nicht das, was man später in den Medien liest - von Schlägereien, Hasstiraden oder hohem Polizeiaufgebot. Ich meine die Aufregung und die Vorfreude auf ein bedeutendes Fußballspiel. Menschen in den Farben ihres Herzensvereins auf dem Weg zum Stadion. Fußballgespräche, Gemeinschaft, ein paar Spitzen gegen die gegnerische Mannschaft vielleicht.

Der Wiener Fußball, er leidet seit geraumer Zeit unter einer drohenden Bedeutungslosigkeit. Wenige wichtige Spiele auf internationalem Parkett, schon lang keines mehr in Österreich, bei dem es um die Meisterschaft ging. Ab und zu ein Cupfinale.

Wiener Derby, das hat abseits von Titeln, Tabellen und internationalen Startplätzen noch Bedeutung. Das Prestigeduell. Das muss einfach gewonnen werden. An diesem Tag ins Stadion zu gehen, ist aufregender als sonst, es hat Gewicht, das schweißt noch mehr zusammen.

Doch bei all der Spannung und Euphorisierung haben viele Fans schon vorab die Sorge, dass wieder etwas passieren könnte. Dass Gruppen von Fans (bzw. gewisse Individuen) die Euphorie, die Anspannung und die Hitze falsch interpretieren und meilenweit über das Ziel hinausschießen. Mit Böllern, Raketen, Gegenständen. Gewalt.

Schnitt.

Stell dir vor, es ist großes Wiener Derby - und keiner geht hin. Viele tun es jetzt bereits nicht mehr, weil es ihnen längst zu gefährlich ist. Und es könnte darauf hinauslaufen, dass bei den Hochrisikospielen zwischen dem SK Rapid und der Wiener Austria künftig zumindest Auswärtsfans wieder ausgeschlossen werden. Wenn weiter unangenehme Vorfälle zu beklagen sind, finden sie vielleicht überhaupt unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Zigtausenden Menschen würde so zumindest vorübergehend genommen, worum es eigentlich gehen sollte: Der Derbytag in Wien. Mit violetten oder grünen Schals in der Straßenbahn, vielleicht einem Bier in der Hand beim Würstelstand.

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