Das Ende für den SV Mattersburg - Insolvenzantrag gestellt

Fußball, SV Mattersburg - SCR Altach
Bei der Generalversammlung wurde beschlossen, dass die Burgenländer nach dem Aus der Commerzialbank die Lizenz zurücklegen und einen Insolvenzantrag stellen.

Seit Mittwoch ist es fix: Der SV Mattersburg legt mit sofortiger Wirkung die Lizenz zurück. Und er geht in Insolvenz. Den 1922 gegründeten Verein wird es bald nicht mehr geben. Es soll ein Nachfolgeverein für den Nachwuchsbereich gegründet werden.

Die Spieler der Profi- und Amateur-Mannschaft können sofort aus dem Verein austreten und sich einen neuen Arbeitgeber und Klub suchen. Die Akademie soll erhalten werden, sie spielt mit einer Lizenz des Landesverbandes, das Land Burgenland hat schon versichert, dass man eine Lösung suchen werde.

Vor drei Wochen hat der Skandal rund um die Bilanzfälschungen der Commerzialbank Mattersburg die Region erschüttert. Über Nacht war die Bank gesperrt worden. Bankchef Martin Pucher war auch allmächtiger Klubchef, der mit Geldern der Bank auch den Spielbetrieb finanziert hat.

Unter Zeitdruck

Die verbliebenen Funktionäre luden am Mittwoch zur Generalversammlung ins SVM-Cafe unter der Stadiontribüne. Hans-Georg Deischler, der 2. Vize-Präsident, sagte danach: "Der Verein ist seit 14. Juli zahlungsunfähig. Das ist ein Kriminalfall. Wir machen das, um uns selbst zu schützen." Man wisse nicht, welche Forderungen im Zuge der Insolvenz der Bank auf den Verein zukommen können. Ein Anwalt meinte, dass es gar 50 Millionen Euro sein könnten.

Deischler und Kollegen wollten den Klub retten und verhandelten mit potenziellen Investoren. "Unser größter Feind war die Zeit", sagte er. Aber auch die Forderungen der Bundesliga. Nach einer Aufsichtsratssitzung und einer Ligasitzung stellte diese ein Auschlussverfahren wegen erschlichener Lizenz in den Raum. Abgestiegene Klubs drohten mit Klagen. Und der Senat 5, der Lizenzausschuss, wollte von einem Wirtschaftsprüfer beeidet haben, wie hoch die Forderungen sein könnten. "Das kann zu diesem Zeitpunkt niemand seriös sagen", sagte Deischler. 

Ende eines Erfolgsmodells

Der SV Mattersburg galt als ein Erfolgsmodell der Bundesliga. Der selbstbewusste Dorfklub, der in die Fußstapfen von Ried und Altach passte, der ein bisschen Vorbild war für Wolfsberg und Hartberg. In den Hochzeiten, nachdem im Jahr 2003 der Aufstieg in die Bundesliga geschafft wurde, hatte man im  Schnitt mehr als 10.000 Zuschauer bei jedem der 18 Heimspiele in einer Saison. Sportlich qualifizierte sich der Verein aus der Kleinstadt mit ihren nicht einmal 7.000 Einwohnern zwei Mal für das Cup-Finale und  durfte daher sogar zwei Mal im Europacup spielen.

2013 folgte der Abstieg, 2015 der Wiederaufstieg. Der wurde zwar gefeiert, aber man merkte schon, dass bei den Fans die Luft draußen war. Der Zuschauerschnitt sank rapide, er lag im Grunddurchgang bei 2.423 - und damit hinter dem der Admira. Die Personalkosten   aber stiegen stetig weiter. Mattersburg galt nach den Großklubs aus Salzburg, Graz und Wien als der Klub mit den höchsten Gehältern in der Liga.

Nutznießer WSG Tirol, Rapid Amateure

Am Ende der Saison stand unter dem Strich beim Fußballklub die Null. Mattersburg bekam stets die Lizenz für die nächste Bundesligasaison ohne Auflagen. Die Bundesliga war zuletzt der Meinung, dass Pucher bei den Lizenzanträgen ordentlich getrickst hat.

Auf jeden Fall hat die Entscheidung in Mattersburg auch sportliche Auswirkungen. Denn die WSG Tirol bleibt somit in der Bundesliga. Den Platz in der 2. Liga werden die Amateure von Rapid bekommen, dem einzigen Klub, der den auch will. Die Amateure von Rapid und Mattersburg fallen dann in der Regionalliga Ost weg, die nur noch 13 Klubs hätte. Dadurch könnten die Vienna und Siegendorf aufsteigen.

In Niederösterreich kommt es zu einer heiklen Entscheidung, ob Retz oder Kottingbrunn aufsteigen dürfen.

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