Selbst die mit Prominenz und Wohlstand gefüllte Blase schützt vor dem Virus nicht. Juventus-Superstar Cristiano Ronaldo grinst aus dem Kreis der portugiesischen Nationalteamkollegen wohlgelaunt in die Kamera und tut so, als sei nichts gewesen.
Ronaldo wurde tatsächlich positiv getestet. Corona hat ihn erwischt, wo und wie, das bleibt wohl in der Quarantäne seines Wissens. Beschwerden hat er keine, außer dass er am Mittwoch gegen die Schweden nicht spielen durfte. Die Lösung des Problems fiel ihm leicht: rein ins Privatflugzeug, retour nach Turin. Der professionell abgehobene Fußball hat sich ausgeklinkt aus der sonst prekären Lage.
Die Realität sieht freilich weniger rosig aus: 30 Spieler aus neun Klubs der Serie A sind bereits durch den Test gefallen. Alleine 14 Spieler und fünf Betreuer sitzen in Genua in Quarantäne. Die zur Corona-Abwehr angezogenen Schutzmäntel scheinen trotz der Appelle der Klubs und Verbände, Kontakte außerhalb der Mannschaft zu meiden, löchrig zu sein. In England wurde beispielsweise der Beginn des aktuellen Lehrgangs von drei Teamspielern auf einer illegalen Geburtstagsparty gefeiert. Erst der letzte Lehrgang hatte damit geendet, dass in Island zwei Spieler Prostituierte ins Hotel bestellt haben.
Spielsucht
Als wären die nationalen Meisterschaften nicht schon risikoreich genug, zwingt der grenzenlose Terminplan der UEFA die Nationalteams zur Reisetätigkeit durch ganz Europa. Pausen gibt es nicht, nächste Woche beginnen die Gruppenphasen in Champions und Europa League. Also wird bei Profiklubs und Nationalteams getestet, was die Schleimhäute hergeben. Alleine Österreichs Nationalmannschaft und deren Betreuer sahen sich fünf Mal in knapp zehn Tagen mit dem Wattestäbchen konfrontiert.
Erhöhte Vorsicht kann den Corona-Faktor nicht austricksen. Das Virus mischt sich ein in die Ergebnislisten. Ein behördliches Verbot, das die Reise von SSC Napoli nach Turin verhinderte, endete mit einem 3:0 für Juventus am grünen Tisch. Im Europacup konnte Slovan Bratislava aufgrund positiver Fälle nicht auf den Färöern antreten – die UEFA ließ deshalb die Slowaken ausscheiden.
Der Corona-Faktor hat auch bei den Aufstellungen ein gewichtiges Wort mitzureden. Mit Maccabi Tel Aviv, Sporting Lissabon und Lok Zagreb waren drei österreichische Europacup-Gegner aufgrund coronabedingter Ausfälle geschwächt.
Zwangspausen
Teamchef Franco Foda nahm in den Nations-League-Partien in Nordirland und Rumänien sieben Ausfälle (Arnautovic, Friedl, Stankovic, Ulmer, Zulj, Wöber, Vallci) hin, die zumindest indirekt auf die Pandemie zurückzuführen sind. Ungarn verzichtete auf Jungstar Dominik Szoboszlai, der nach den positiven PCR-Tests bei drei seiner Mitspieler in Salzburg bleiben musste. Er blieb – im Gegensatz zu Ronaldo.
Glück hatte Tschechien am Mittwoch: Nur der positiv getestete Teamchef Jaroslav Silhavy durfte nicht nach Schottland. Noch beim Hinspiel im September musste die Mannschaft in Quarantäne. Der Bitte nach einer Absage erteilte die UEFA eine strikte Absage. Tschechien verlor mit einem neu zusammengewürfelten, unerfahrenen Aufgebot 1:2.
Das Virus gefällt sich in der Rolle des Spielverderbers.
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