Stabilisierung
Aber ohne markige Sprüche. Denn der stets vorsichtige Wiener ahnte bereits vor den ersten beiden Saisonniederlagen: „Es geht so schnell im Fußball.“
Freilich, den längerfristigen Stimmungswandel, die Reduktion der Besserwisser und die Vermehrung der Schulterklopfer empfindet der 64-Jährige als durchaus angenehm: „Beides probiert, kein Vergleich.“
Im wilden Herbst nach Vaduz bekam Steffen Hofmann während seiner Präsidentensuche von Ex-Präsident Krammer den Tipp, bei Wrabetz anzufragen. Nach einem Gespräch mit dem damaligen Sportchef Barisic folgte vom langjährigen ORF-Chef die Zusage, sich der Wahl im November 2022 zu stellen.
„Unser erstes Ziel war in der Krise eine Stabilisierung. Es hätte nichts gebracht, sofort in die Offensive zu gehen – das wollen wir jetzt tun.“ Nachdem beinahe alle Führungskräfte ausgetauscht wurden.
"Besondere Kraft, die in Rapid steckt"
Wrabetz spürt einen Aufbruch: „Die Fans sind auch in schlechten Zeiten zu uns gestanden. Aber jetzt erlebe ich bei allen Besuchen übers ganze Land eine Mobilisierung. Es ist diese besondere Kraft, die im Verein steckt.“
Als „Medienmensch“ hat er einen geschulten Blick: „Unsere Siege sind auf allen Covers zu sehen. Die Frage ist immer nur: wie groß?“
Über sich selbst spricht Wrabetz ganz uneitel wenig. Er erwähnt nicht, dass die Vertragsverlängerung von Wien Energie alles andere als ausgemacht war und auch sein Netzwerk geholfen hat, den Langzeitsponsor (mit guten Bedingungen) zu halten.
Im Hintergrund
Bei der Aufarbeitung des Derby-Skandals stellt er Vizepräsidentin Hanappi-Egger in den Fokus: „Edeltraud hat uns mit ihrem Know-how sehr geholfen.“
Gibt es einen langfristigen Schaden? „Nein, das ist sich gerade noch so ausgegangen.“ Dass der frühere Auto-Partner die ohnehin vorbereitete Trennung plötzlich aufs Derby geschoben hat, nahm er ohne böses Wort hin und suchte lieber einen neuen Sponsor.
Dass in seiner Ära die Frauen ihr erstes Pflichtspiel austragen, sieht Wrabetz als „Selbstverständlichkeit“, verbunden mit der Hoffnung, „dass sich die Frauenteams auch in den kommenden Jahren wie jetzt selbst rechnen werden“.
Und ins Sportliche mischt er sich als Nicht-Experte ohnehin nicht ein.
Lediglich bei der Verwendung der Europacup-Millionen hat er einen dezidierten Rat: „Natürlich könnten wir Teile des Stadionkredits vorzeitig zurückzahlen. Aber man muss Prioritäten setzen. Und die sehe ich eher darin, den Sport weiter zu stärken.“
Denn am Ende wird auch der Präsident in erster Linie an den Ergebnissen des Profiteams gemessen. „Wir haben einen Weg begonnen, der allen Spaß macht. Aber es ist erst der Beginn dieses Weges.“
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