Tradition Boxing Day: Warum in England am 26. Dezember der Ball rollt

Tradition Boxing Day: Warum in England am 26. Dezember der Ball rollt
Am 26. Dezember, dem Boxing Day, wird in der Premier League eifrig gekickt. Für die Fans hat der Stadionbesuch an diesem Tag eine lange Tradition.

In England kommt der Ball nicht zur Ruhe. Während sich die Profis auf dem europäischen Festland fast ausnahmslos Vanillekipferl in die durchtrainierte Figur stopfen dürfen und eine Winterpause einlegen können, wird in der Premier League traditionell auch am 26. Dezember, dem sogenannten Boxing Day, gespielt. 

Denn für viele Familien gehört der Stadionausflug genauso zu den Weihnachtstraditionen wie das Geschenkeauspacken und das Festtagsessen. Der Name geht zurück auf das Verpacken von Geschenken (boxes). Zwar packen die Briten ihre Geschenke traditionell am 25. Dezember in der Früh aus, aber der Ursprung des Boxing Days geht auf das viktorianische Zeitalter zurück.

Spenden und Geschenke

Damals war es unter wohlhabenden Bürgern üblich, ihre Angestellten und auch arme Menschen zum Fest zu beschenken. Auch Kirchen stellten Boxen am Eingang auf, um Spenden für Bedürftige zu sammeln. Traditionell erhielten Bedienstete am zweiten Weihnachtstag von ihren Arbeitgebern ein Weihnachtspaket, also eine Box.

Die Tradition, dass an den Feiertagen auch Fußball gespielt wird, geht gleich einige Jahrhunderte zurück. Denn Fußball-ähnliche Spiele werden auf der Insel schon seit Hunderten von Jahren zu Weihnachten und auch zu Ostern ausgetragen. Erstmals sind solche sportlichen Ereignisse im Jahr 1170 dokumentiert.

English Premier League - Crystal Palace vs Manchester City

Im 19. Jahrhundert verfestigte sich die Tradition so richtig, weil das Finanzwesen 1834 die Weihnachtstage zu Feiertagen, den sogenannten „Bank Holidays“, erklärte. Fußballklubs witterten sofort die Chance, ein großes Publikum in die Stadien zu locken, vor allem die Arbeiterklasse. Denn für die war es oft die einzige Gelegenheit, Spiele live zu verfolgen.

Lange Zeit fand am 25. Dezember ein kompletter Spieltag statt. Als aber Mitte der 1960er-Jahre die Mitarbeiter im öffentlichen Nahverkehr am 25. Dezember frei bekamen, erfolgte für die Matches der Schlusspfiff. Denn es fuhren weder Busse noch Bahnen.

Intensives Programm

Daher wird am 25. Dezember pausiert und gefeiert, ehe am 26. wieder Fußball gespielt und genossen wird. Die 18. Runde der aktuellen Saison erstreckt sich auf den Boxing Day und auf den 27. Dezember. Den Anfang macht am 26. Dezember um 13.30 Uhr der kriselnde Meister Manchester City mit dem Heimspiel gegen Everton. Um 16 Uhr gastiert das vom Oberösterreicher Oliver Glasner trainierte Crystal Palace beim AFC Bournemouth. Titelaspirant Arsenal spielt erst am 27. Dezember gegen Ipswich Town.

Premier League - Tottenham Hotspur v Liverpool

Für die Fußballprofis in England gibt es keine Verschnaufpause. Schon am 29. Dezember geht es in der Liga mit der 19. Runde weiter, unter anderem mit dem Heimspiel von Crystal Palace gegen Schlusslicht Southampton. Ab 4. Jänner steht der 20. Spieltag an. Erst danach haben die Vereine eine Woche spielfrei, bevor wieder eine echte englische Woche mit zwei Runden ansteht. Spannende Spiele sind zwar garantiert, aber wohl nicht so viele Tore wie beim legendärsten Boxing Day im Jahr 1963.

Legendär

England erlebte damals mit dem „Big Freeze“ einen der kältesten Winter der Geschichte. Der ganz große Schnee blieb jedoch aus, daher wurde gespielt, die Zuseher bekamen einiges zu sehen. In zehn Partien fielen 66 Tore, ein Rekord für die Ewigkeit. Die Daily Mail titelte: „Verrückte, verrückte, verrückte, verrückte Fußballwelt. Die Verteidiger waren im Geschenkemodus.“

Kommentare