"26 Fußball-Genies" - die Säulen des spanischen EM-Erfolgs
„26 Fußball-Genies“ habe er in seinen Reihen, betonte Luis de la Fuente nach dem EM-Finaleinzug der Spanier. Die Aussage des Teamchefs ist wohl überlegt. Er will jene Spieler aus dem Rampenlicht holen, über die nach dem 2:1 gegen Frankreich die Fußball-Welt spricht.
Vor allem drei Männer dominierten zuletzt das spanische Spiel und die internationalen Schlagzeilen.
Lamine Yamal: Das Wunderkind
Die „Geburtsstunde eines Superstars“ erkannte die englische Fußball-Ikone Gary Lineker; „Europas meist gefeierter Schüler-Fußballer ist derzeit nur ein Spiel davon entfernt, die Höhen zu erklimmen, die einige der ganz Großen in ihrer gesamten Karriere nie erreicht haben“, schrieb The Telegraph. Die Rede ist vom 16-jährigen Lamine Yamal, der mit seinem Zauberschuss zum jüngsten Torschützen der EM-Geschichte aufstieg.
Nicht nur die Szenen seines Treffers sind derzeit allgegenwärtig im Internet, sondern auch eine Fotoserie aus dem Herbst 2007. Yamal, aus ärmlichen Verhältnissen stammend, war damals als fünf Monate altes Baby Teil eines karitativen Kalenders, den UNICEF gemeinsam mit dem FC Barcelona produzierte. Dass Yamal ausgerechnet mit dem späteren Weltstar Lionel Messi, damals 20 Jahre jung, posierte, mag Zufall sein, einige werten dies nun jedoch als Zeichen.
Spätestens mit der EM gilt Lamine Yamal als größte Zukunftshoffnung des zuletzt kriselnden Weltklubs, der gerade einen sportlichen Neustart organisiert. Die Ausstiegsklausel wurde vorsorglich bereits auf eine Milliarde Euro geschraubt.
Dani Olmo: Teilzeitkraft mit Torinstinkt
Der zweite spanische Torschütze im Halbfinale ist eher eine Teilzeit- und Aushilfskraft. Und obwohl Dani Olmo bei der EM erst auf zwei Startelfeinsätze kommt, greift der 26-jährige Mittelfeldspieler nach dem goldenen Schuh für den besten Torschützen des Turniers. Alle seine drei Treffer hat er in der K.-o.-Phase erzielt, je einen gegen Georgien, Deutschland und nun gegen Frankreich. Dazu kommen noch zwei Torvorlagen.
Der Leipzig-Legionär profitierte dabei von der schweren Verletzung von Stammkraft Pedri im Viertelfinale gegen Deutschland. Teamchef De la Fuente weiß, was er an Olmo hat. Wie einige im aktuellen spanischen Team war auch der Offensivspieler Teil jener Auswahlen, die unter dem Coach U-21-Europameister und Olympia-Zweiter wurden. „Er hat uns immer schon viel Freiheit im letzten Drittel gegeben“, sagt Olmo über den Teamchef.
Schon bald könnte der Katalane wieder beim FC Barcelona landen – jenem Klub, der ihn einst ausgebildet, aber dann nicht zum Profi gemacht hat. Denn bis 15. Juli, dem Tag nach dem EM-Finale, darf Olmo RB Leipzig um die festgeschriebene Summe von 60 Millionen Euro verlassen. Eigenwerbung hat er jedenfalls genug betrieben.
Rodri: Spaniens Architekt
Dass Spieler wie Yamal und Olmo ausreichend Freiheiten im Offensivspiel erhalten, liegt vorwiegend an einem Mann: Rodri. Der defensive Mittelfeldspieler gilt als Architekt des spanischen Spiels. „Wir müssen mit Ball wie eine große Mannschaft spielen, und wie eine kleine, demütige, solidarische Mannschaft, wenn wir den Ball nicht haben“, sagte der 28-Jährige zuletzt im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.
Kaum einer im Weltfußball versteht es derzeit besser, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden – und sie zu halten. Rodri ist so etwas wie die personifizierte Sieggarantie für seine Mannschaften. Spanien hat mit ihm seit dem Achtelfinal-Aus bei der WM 2022 ein einziges Spiel verloren, im März 2023.
Unser Ballbesitz dient uns dazu, dem Gegner Schaden zuzufügen“
Nur noch bemerkenswerter ist seine Bilanz bei Manchester City, wo er unter Pep Guardiola zum unverzichtbaren Spieler reifte, der er heute ist. 34-mal ist er in der abgelaufenen Premier-League-Saison in der Startelf gestanden, 34-mal hat City nicht verloren. In den drei Spielen, in denen er gesperrt war, ging der Meister jedes Mal als Verlierer vom Platz. „Unser Ballbesitz dient uns dazu, dem Gegner Schaden zuzufügen“, beschreibt Rodri die spanische Philosophie.
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