Spanien steht im EM-Finale und bejubelt einen 16-Jährigen
Spanien kann am Sonntag in Berlin Europas Fußball-Thron erklimmen. Und das in doppelter Hinsicht. Nach dem 2:1-Erfolg im Halbfinale gegen Frankreich steht im Endspiel nicht nur der EM-Pokal zur Abholung bereit, sondern auch der Status des Rekordgewinners. Mit einem vierten Erfolg wäre man die alleinige Nummer eins.
Der Halbfinalsieg fiel verdient aus, wohl auch weil die Franzosen eine Menge Ballast mitgenommen hatten. Für die Zusatzlast gesorgt hatten Experten und Anhänger, denen die bisherigen EM-Auftritte der Equipe Tricolore zu uninspiriert gewesen waren. Kein Treffer eines Franzosen aus dem Spiel heraus lautete die kuriose wie traurige Bilanz bis zum Halbfinalabend.
Teamchef Deschamps hatte seine Taktik zwar am Tag davor noch vielsagend verteidigt (niemand sei gezwungen, sich die Spiele seiner Mannschaft anzusehen), doch dann trat der Turniermitfavorit prompt etwas zielstrebiger auf. Nach neun Minuten war die Statistik mit den torlosen Franzosen auch schon wieder Geschichte. Muani traf per Kopf zum 1:0. Die sehenswerte Vorarbeit per Flanke aus dem Stand hatte Mbappé geleistet. Der Superstar fühlte sich erstmals wieder ohne schützende Gesichtsmaske sichtlich befreit.
Die spannende Frage lautete danach: Wie reagieren die bisher so selbstsicheren Spanier auf den Rückstand? Man kann nicht sagen, dass die beste Offensive dieser Endrunde völlig unbeeindruckt war vom forschen Beginn des Gegners. Aber lange dauerte es nicht, bis der dreifache Europameister wieder Ball und Gegner laufen ließ.
Historischer Treffer
Für den Ausgleich war aber dennoch ein Geniestreich nötig. Als wäre der Schuss aus zwanzig Metern über Frankreichs Tormann ins Eck (21.) nicht schon erinnerungswürdig genug, wird der Treffer von Yamal lange im Gedächtnis des Weltfußballs hängen bleiben. Mit 16 Jahren und 362 Tagen ist der Offensivspieler nun der jüngste Torschütze der EM-Geschichte. Kein Wunder, dass sein Arbeitgeber, der FC Barcelona, die Ausstiegsklausel vorsorglich auf eine Milliarde Euro geschraubt hat.
Yamal ist freilich nicht der einzige Gefahrenherd im Spiel der Spanier. Immer wieder schafften sie es, das Spiel mit wenigen schnellen Pässen auseinanderzuziehen und Freiräume zu kreieren. Einen nutzte Olmo mit einem wuchtigen Schuss zum 2:1 (25.).
Damit lagen früh alle nötigen Zutaten für Fußball-Feinschmecker in der Münchener Stadion-Schüssel. Deschamps reagierte und wechselte mit Fortdauer Wucht (Camavinga für Kante), Kreativität (Griezmann für Muani) und die französische Brechstange (Giroud für Dembélé) ein.
Doch der größte Gegenspieler war bald die Stadionuhr. Dazu kam, dass wieder fahriger wirkten und Spanien auch sehr, sehr konsequent verteidigte und unter Druck immer wieder spielerisch Lösungen für die Befreiung fand. Ein Schuss von Mbappé nach schnellem Dribbling verfehlte deutlich das Ziel (86.).
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