Der erste EM-Höhepunkt: Wie Österreich Frankreich besiegen will
Es war ein Donnerstag und es war ein kleines Donnerwetter in der österreichischen Sport- und Medienlandschaft. Am 28. April 2022 war klar: Ralf Rangnick wird Teamchef. Zwei Jahre, zwei Wochen und 22 Länderspiele sind seit dem Amtsantritt des Deutschen am folgenden 1. Juni vergangen. Am Montag ist es nun so weit. Österreich startet in die Europameisterschaft. Gegen Frankreich, den zweifachen Welt- und Europameister, erlebt die Ära Rangnick ihren vorläufigen Höhepunkt.
Es ist der Moment, für den der 65-Jährige angetreten ist. Und viele Österreicher wollen mit dabei sein. Schon am Sonntag stimmten sie sich ein in der Düsseldorfer Altstadt, Seite an Seite mit den Anhängern aus England, die zum Spiel ihrer Mannschaft nach Gelsenkirchen weiterzogen, während die Österreicher an der „längsten Theke der Welt“, wie Düsseldorfs Altstadt auch genannt wird, Stehvermögen bewiesen.
Die Rollen sind klar verteilt
Ein Attribut, das am Montag – im sportlichen Sinne – auch Österreichs Fußballer benötigen werden gegen die Grande Nation. Den 5,6-fachen Einsatz erhält man bei tipp3, wenn man erfolgreich auf einen Sieg der Österreicher wettet (1,55, bei Sieg Frankreich, Anm.). Gar nicht so wenige trauen dem ÖFB-Team zu, nicht mit leeren Händen dazustehen nach dieser Partie. 42 Prozent (25 Prozent Remis, 17 Prozent Sieg) glauben daran, dass die Rangnick-Elf nicht verliert.
Die Protagonisten selbst glauben ohnehin daran. Das Team hat Selbstvertrauen getankt mit sechs Siegen und einem Remis aus den jüngsten sieben Partien. Sie kennen ihre Stärken und haben – ohne viel zu experimentieren – immer und immer wieder an ebendiesen gefeilt.
Die Idee dahinter ist hinlänglich bekannt. Das Zauberwort heißt Pressing. „Wir waren in der Qualifikation die Mannschaft mit den meisten Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte“, sagt Rangnick stolz, wohlwissend, das die Franzosen diese Herangehensweise nicht leiden können. „Frankreich ist eine Mannschaft, die gerne zockt, die gerne spielt, und von hinten rauskombiniert. Insofern muss das kein Nachteil sein.“
Österreich braucht die beste Leistung, um Frankreich zu besiegen
Die Hoffnung, die Franzosen würden auch ein wenig verspielt, vielleicht gar leichtsinnig sein, sie lebt. Ob zurecht oder nicht, wird sich weisen. Naiv ist Ralf Rangnick nicht: „Wir müssen unsere bisher besten Leistungen noch übertreffen, um das Spiel zu gewinnen.“
Ein spontaner Wechsel an System und Formation ist nicht zu erwarten. Die Österreicher werden den Gegner wie unter Rangnick gewohnt aus einer 4-2-2-2-Grundformation mit den Spitzen Gregoritsch und Baumgartner anlaufen. Im eigenen Ballbesitz entsteht durch das Abkippen Baumgartners auf die 10er-Position ein 4-2-3-1.
Wer neben Seiwald spielen wird
Der Weg zum Ziel ist bekannt. Wer ihn gehen soll, im Grunde ebenso. Wenn, ja wenn sich nicht einer der Gesetzten schwer am Knie verletzt hätte. Xaver Schlager ist nach seinem Kreuzbandriss Zuseher. Wer seine Rolle im zentralen Mittelfeld einnehmen wird, ist die einzig offene Frage. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass Marcel Sabitzer von der halblinken, offensiveren Position abrückt und die Rolle einnimmt, die er auch bei Borussia Dortmund bekleidet. Patrick Wimmer, stark im Dribbling und giftig im Pressing, hat sich aufgedrängt und könnte die offensivere Mittelfeld-Rolle übernehmen.
Für Grillitsch spricht die Ruhe am Ball
Variante zwei ist, dass Marcel Sabitzer auf dieser Position bleibt und Florian Grillitsch beginnt. Für den Techniker spricht die Übersicht und Ruhe im Ballbesitz, die man zum Verschnaufen zwischen den intensiven Pressing-Momenten brauchen wird.
Um 21 Uhr ist der Moment gekommen, auf den sich die Österreicher zwei Jahre lang vorbereitet haben. Und selbst wenn heute nicht Donnerstag ist: Gegen ein erneutes Donnerwetter ist im Grunde nichts einzuwenden, so wie damals, im April vor zwei Jahren.
Kommentare