Schwere Kindheit
„Auch fünf von unserer Feyenoord-Meisterelf leben nimmer“, sagt Hasil. Er dagegen wird am Sonntag in Wien in topfitter Verfassung 80 Jahre alt. Die ersten 18 davon waren für ihn nicht einfach gewesen. So können sich einstige Rapid-Kollegen erinnern, wie sie rätselten, weshalb der kleine Franzl im Sommer oft mit hochrotem, verschwollenem Gesicht aus Schwechat zum Training auf die Hütteldorfer Pfarrwiese kam. Er hatte, zerstochen von Mücken, im Heustadel genächtigt.
Um den jungen Ballkünstler rankten sich viele G’schichterln. So hatte er als Grundwehrdiener den Zapfenstreich einmal so sehr überzogen, dass er, um einer folgenschweren Kontrolle am Haupteingang der Theresienkaserne zu entgehen, über die Kasernenmauer stieg. Nur riskierte er das in Nähe des Offizierscasinos, wo ein hochrangiger Militarist im Freien gerade seine Notdurft verrichtete. Dank hartnäckiger Rapid-Intervention blieb Hasil der Häf’n erspart.
Für das Nationalteam war Hasil dermaßen wertvoll, dass Teamchef Leopold Stastny Gegner und Medien per Schauspieltrick im Glauben ließ, Hasil würde fürs Länderspiel ausfallen. Beim öffentlichen Teamtraining im Kagraner Eisenbahnerheim ging Hasil schreiend zu Boden. Worauf Masseur Pepi Flenner zum Mittelkreis lief, um mit Tomaten-Ketchup Hasils Gesicht zu verschmieren und danach einen Kopfverband rund um die „blutende“ Wunde anzulegen.
Alle Freiheiten
Hasil lief anderntags im Praterstadion („Ich glaub’, gegen die Ungarn“) kerng’sund ein. Warum aber bestritt der so Unverzichtbare bloß 21 Länderspiele?
Weil ihm, kaum Legionär beim deutschen Traditionsklub Schalke 04 geworden, dessen Trainer Rudi Gutendorf wiederholt die Freistellung fürs Nationalteam verweigerte. Wozu Klubtrainern heute das Recht fehlt.
„Ich hätte es auf dreimal so viel Ländermatches gebracht, aber auch Happel hat mich fürs Nationalteam meist net hergeben.“ Derselbe Happel, der seinem Landsmann im Feyenoord-Mittelfeld alle spielerischen Freiheiten genehmigte, ihn schalten und walten ließ. Hasil galt als Happels Lieblingsspieler und Sorgenkind zugleich. Zudem verband H und H eine gemeinsame Leidenschaft. Wie Happel soll auch Hasil (speziell als er im Karrierefinish am Wörthersee in Casino-Nähe für Klagenfurt kickte) unfreiwilliger Sponsor am Roulettetisch gewesen sein. Eine Schwäche, die Hasil rückblickend sagen lässt: „Mit an Jeton is’ wie mit an Ball, den man hoch übers Tor schießt. Beide siehst nie wieder.“
Ende August („Wenn all meine Freund zurück vom Urlaub san“) wird Hasil im Prater-Wetttempel zu den Gewinnern zählen. Fand doch der Jung-Achtziger in Liga-Sponsor Admiral einen großzügigen Gastgeber für ein spätes Geburtstagsfest. Anstelle von Blumen wird um Spenden gebeten. Damit will der einstige Gulden-Millionär mit Gattin Heidi noch einmal auf Reisen gehen.
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