EM-Kader der Fußballerinnen: Über den Wolken flossen die Tränen
In der Nacht auf Montag herrschte über den Wolken Gesprächsbedarf. Österreichs Frauen-Nationalteam flog gleich nach dem Testspiel in Belgien heim nach Wien, hatte aber Verspätung, weil das Flugchaos auch Brüssel nicht verschonte. Aus 28 wurden 23 – so lautete die Vorgabe für Österreichs Teamchefin Irene Fuhrmann bis Mitternacht.
Kurz danach landete der Flieger in Wien, da hatte sie die schlechten Nachrichten schon überbracht. Fünf der Spielerinnen stehen nicht im 23er-Kader für die EM, der der UEFA bis Mitternacht gemeldet werden musste.
„Es waren emotionale Gespräche, für die jungen Spielerinnen ist ein Traum geplatzt“, erzählt Fuhrmann. „Einerseits machst du das ganz ungern. Aber auf der anderen Seite sehen wir, dass der Kader viel breiter geworden ist. Und die Jungen werden schon noch ihre Chance bekommen.“
Von den arrivierten Spielerinnen fehlt nur Virginia Kirchberger, die im November letzten Jahres in Luxemburg einen Schien- und Wadenbeinbruch erlitten hat. Die 29-jährige Innenverteidigerin war bei der EM-Vorbereitung in Bad Tatzmannsdorf dabei und hat, laut Fuhrmann, „Fortschritte gemacht, aber nicht so viele, um die anderen zu verdrängen“. Bei ihr passt der Istzustand nicht ganz, denn Fuhrmanns Prämisse war: „Die Zusammenstellung eines Kaders ist eine Verbindung von Istzustand und Teamgefüge.“
Celina Degen, Marina Georgieva, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck sind die vier Innenverteidigerinnen. Wenninger fiel für das Spiel in Belgien kurzfristig aus, hat aber nicht Corona, sondern nur eine nicht ansteckende Viruserkrankung. Und die Knieprobleme von Schnaderbeck sieht Fuhrmann nicht so schlimm. „Ihr Einsatz ist realistisch, sonst wäre sie nicht im Kader“, erklärt die Teamchefin.
Dennoch nimmt sie Kirchberger mit ins EM-Camp nach England. Auch Annabel Schasching steht nicht auf der UEFA-Liste, aber auf der Zimmerliste im Pennyhill Park Hotel, dem Teamquartier, das etwa eine Autostunde südwestlich von London liegt. „Ich danke den Verantwortlichen im ÖFB, dass wir zwei Back-up-Spielerinnen mitnehmen dürfen“, sagte Fuhrmann. Zumal das bei Preisen von 500 Euro pro Nacht (für Normalbürger) eine finanzielle Mehrbelastung ist, die von der UEFA nicht refundiert wird. Vor dem ersten Spiel darf jede Spielerin bei einer Verletzung ersetzt werden, danach ist das nur bei Torfrauen möglich und im Fall von Corona.
Wir haben eine gute Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und Talenten“
Ihren Kader bezeichnet Fuhrmann als „gute Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und Talenten“. 15 Spielerinnen sind dabei, die schon 2017 bei der EM in den Niederlanden zum Team gehört haben, davon 14 Feldspielerinnen. Neue Feldspielerinnen sind Kolb, Wienroither, Plattner, Höbinger, Degen und Hickelsberger-Füller. Nicht mehr dabei sind Burger, Prohaska (beide Karriere beendet), Klein, Pinther, Kirchberger und Maierhofer.
Aus dem Großkader gestrichen wurden neben Kirchberger und Schasching auch Julia Magerl, Katja Wienerroither und Mariella El Sherif. „Auch wenn ein paar Tränen geflossen sind, wir haben uns in den Arm genommen. Ihre Zeit wird schon kommen“, sagte Verena Hanshaw.
Die 28-Jährige hat besonders gute Erinnerungen an die EM 2017: Sie wurde damals ins Team der EM gewählt und lernte in den Niederlanden noch dazu ihren Mann kennen.
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