Drei Jahre Kühbauer: Ein Rapid-Jubiläum ohne Grund zum Feiern
Mit dem Rückflug aus London hat Didi Kühbauer sein drittes Jahr im Amt vollendet. Es gibt aber keinen Grund zum Feiern: Der September war ein Katastrophen-Monat, bis auf den knappen Cupaufstieg bei der Admira setzte es durchwegs Niederlagen.
„Fliegt er?“ war deshalb bereits vor dem Abflug nach England zu West Ham ein geflügeltes Wort. Der Rapid-Trainer weiß, dass es um seinen Job geht. Daran hat der brave, aber harmlose Auftritt beim 0:2 in der Europa League nichts geändert. Noch halten die Verantwortlichen zum 50-Jährigen. Weil die angekündigte Kontinuität ernst gemeint ist und aus Dankbarkeit, weil der Burgenländer die Ziele stets erreicht hat.
In der bisher größten Krise der Ära Kühbauer muss die Wende her – dringend.
Schnitt gedrückt
Sollte auch das Heimspiel am Sonntag gegen die WSG Tirol schiefgehen, würde Rapid als Tabellenletzter in die Länderspielpause gehen. Die Niederlagenserie hat Kühbauers Gesamt-Punkteschnitt von zwischenzeitlich 1,74 auf aktuell 1,66 Zähler pro Partie gedrückt. Ein Rückblick:
1. Jahr: Kühbauer baute um, brachte mehr Mentalität in den Kader und verpasste mit dem verlorenen Cupfinale gegen Salzburg 2019 einen Titel. Der Punkteschnitt war mit 1,65 schlechter als unter Vorgänger Djuricin (1,73), aber besser als jener von Schöttel und Hickersberger.
2. Jahr: Der Umbau fruchtete, es ging sichtbar nach vorne, der Jahrespunkteschnitt stieg auf 1,80 Zähler pro Partie. Platz zwei und der Einzug in die Europa League wurden aber vom Ausbruch der Corona-Krise überschattet.
3. Jahr: Bis auf eine „schwarze Woche“ im Dezember (Aus in der Europa League und im Cup, sowie ein 0:3-Heimdebakel gegen WSG) schien der Aufwärtstrend nachhaltig. Im Februar 2021 wurde sogar ein Punkterekord seit Einführung der Drei-Punkte-Regel aufgestellt.
Doch bereits bevor der zweite Platz neuerlich fixiert war, schlichen sich im Offensivspiel Schwächen ein.
Schmerzhafte Einsparungen
Kühbauer hatte gehofft, erstmals in seiner Karriere einen Kader mit größerem Finanzeinsatz umbauen zu können. Nachdem die gröbsten Missstände (Rapid verpasste mit dem teuersten Kader der Vereinsgeschichte die Meistergruppe) beseitigt waren, zerstörte Corona den Plan. Deswegen musste der Kader Jahr für Jahr billiger werden.
Nein zu Badji
Ein Geldverprasser wäre der Chefcoach aber ohnehin nicht. Als mit Aliou Badji die kostspieligste Neuverpflichtung kam, deponierte Kühbauer sogar schriftlich beim Präsidium, dass er zu diesen Konditionen auf den Kauf des Stürmers verzichten würde.
Das erinnert an Zoran Barisic, der sich als Trainer 2016 vergeblich dagegen wehrte, Arnor Traustason als Rekordeinkauf um 2,3 Millionen Euro zu verpflichten.
Jetzt muss Barisic als Sportvorstand entscheiden, ob er weiter an die Wende glaubt. Das Präsidium setzt auf die Expertise des Ex-Trainers und hört auf sein Wort.
Nebensache Fußball
Kühbauer betont: „Es ist Fußball – und jeder weiß, was mir der Fußball bedeutet. Aber ich habe wirklich schon schlimmere Krisen durchgemacht.“
Im Februar 1997 wollte ihn seine schwangere Frau Michaela nach einem Rapid-Trainingslager vom Flughafen abholen. Sie verunglückte bei einem Verkehrsunfall, fiel ins Koma und starb ein halbes Jahr später.
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