Die Qual der Wahl: Österreich und die Türkei wollen Ercan Kara
Ercan Kara ist der Mann der Stunde in Hütteldorf. Die ersten beiden Tore schoss der Stürmer beim 4:0 gegen Hartberg selbst, das dritte legte er vor. Drei Scorerpunkte hatte diese Saison noch kein Rapidler geschafft.
Ercan Kara ist auch der Mann dieser starken Rapid-Saison: 17 Tore und acht Assists in 32 Einsätzen sind bemerkenswert. Umso mehr, weil der 25-Jährige vor zwei Jahren noch nicht einmal Profifußballer war.
Und jetzt stehen entscheidende Tage in dieser ungewöhnlichen Karriere an: Österreich muss ohne Deutschland-Legionäre in Schottland antreten (siehe oben), die Chancen auf den Sprung ins Team sind groß wie nie.
Allerdings buhlt laut KURIER-Informationen auch die Türkei um den Sohn türkischer Einwanderer. Vor der Kaderbekanntgabe des ÖFB am Freitag muss sich der 1,92-Meter-Mann entscheiden.
Warten auf Einberufung
„Ich habe mit Stand Montag noch keine Einberufung bekommen. Weder vom ÖFB, noch vom türkischen Verband“, sagt Kara, der sich in einer ungewohnten Situation befindet: „Ich habe mit Nationalteams keinerlei Erfahrung. Für mich ist das alles neu.“
Der ÖFB will den Aufsteiger. Nach Sportdirektor Schöttel hat sich auch der Teamchef gemeldet: „Ja, ich habe ein Gespräch mit Franco Foda geführt.“ Österreich wäre die nahe liegende Lösung: Der geborene Wiener hat sich hier auch hochgearbeitet.
Allerdings lockt die Türkei mit guten Chancen auf Einsätze: Noch ist Burak Yilmaz gesetzt, aber der Kapitän ist bereits 35 Jahre alt. Ansonsten gilt im Sturmzentrum lediglich Cenk Tosun von Besiktas als starker Konkurrent. Am Mittwoch, 24. März, geht es für den EM-Teilnehmer Türkei in der WM-Quali gegen die Niederlande.
Foda hat hingegen – die Corona-Problematik zur Seite geschoben – die Qual der Wahl. Neben Marko Arnautovic hat sich Frankreich-Legionär Adrian Grbic mit vier Toren in sieben Spielen empfohlen. Dazu bricht Überflieger Sasa Kalajdzic bei Stuttgart Rekord um Rekord. Ob im EM-Kontingent vier Stürmer Platz bekommen würden?
Kara hält den Ball flach: „Ich habe viel erlebt im Fußball und weiß, wie schnell es gehen kann. Deswegen äußere ich mich jetzt nicht.“
Rapid-Sportdirektor Zoran Barisic sagt: „Das ist eine persönliche Angelegenheit von Ercan. Wir mischen uns da nicht ein, er wird die richtige Entscheidung treffen.“
Für Rapid wäre eine ÖFB-Karriere hilfreich: EU-Legionäre sind in vielen Ligen gegenüber Nicht-EU-Ausländern bevorzugt, also lukrativer zu verkaufen. Mit einem Einsatz für die Türkei würde Kara künftig als Türke gelten.
Verhandlung mit Rapid
Unabhängig davon bemüht sich Barisic um eine frühzeitige Verlängerung des 2022 auslaufenden Vertrages. „Es gibt Gespräche und ich fühle mich bei Rapid sehr wohl. Entschieden ist aber noch nichts“, sagt Kara, für den in Hütteldorf bereits einige Anfragen eingetroffen sind.
Sobald die dringendsten Zukunftsfragen geklärt sind, bleibt nur noch ein Wunsch: „Ich will gemeinsam mit den Fans ein Tor feiern. Da wäre ich nicht zu halten und würde auf die Tribüne springen.“
Kommentare