Die Gründe für Salzburgs nächsten Selbstfaller

FUSSBALL UEFA CHAMPIONS LEAGUE QUALIFIKATION: RED BULL SALZBURG - ROTER STERN BELGRAD
Auch im elften Anlauf scheiterte Red Bull in der Champions-League-Qualifikation. Warum eigentlich?

Und wieder sollte es nicht sein. Zum elften Mal seit dem Einstieg von Red Bull 2005 scheiterte Salzburg in der Champions-League-Qualifikation, zum siebenten Mal in der letzten Runde. Im Heimspiel gegen Roter Stern Belgrad war man klar besser. Und das macht das Ausscheiden gegen einen fußballerisch biederen serbischen Meister noch bitterer.

Bis zur 65. Minute des Play-off-Rückspiels in der Red-Bull-Arena führte Salzburg mit 2:0, dann verschenkten die Salzburger mit zwei billigen Gegentoren nach haarsträubenden Eigenfehlern in 77 Sekunden zumindest 15 Millionen Euro.

Warum hat es schon wieder nicht geklappt? Der Versuch einer Aufarbeitung …

Keine Effizienz: Es zieht sich wie ein roter Faden durch die Auftritte der Salzburger im Europacup: Auch gegen Roter Stern wurden zu viele Chancen ausgelassen. Es zeigte sich, dass ein 0:0 im Hinspiel ein gefährliches Resultat ist, weil kein Auswärtstor geschossen worden ist. Und das rächte sich im Heimspiel. Dazu war der Ertrag nach einer starken ersten Hälfte mit einer 1:0-Führung für den Aufwand viel zu gering. Aufgrund der Chancen hätte es 2:0, wenn nicht sogar 3:0 spielen müssen.

Großer Kräfteverschleiß: Wieder einmal ist Salzburg in einem K.-o.-Duell auch am eigenen Spielstil gescheitert. Nach dem 2:2 waren noch ziemlich genau 30 Minuten Zeit, um den Aufstieg zu fixieren. Salzburg konnte aber nicht mehr jenen Druck aufbauen wie noch in der ersten Hälfte. Es gab zwar noch die eine oder andere Chance, aber zwingend war keine einzige. Dazu kommt, dass sich nach Standardsituationen Unkonzentriertheiten einschlichen, die von Roter Stern eiskalt bestraft worden sind. Aber auch das ist nichts Neues in der Red-Bull-CL-Play-off-Historie.

Fehlende Routine: Cleverness ist ein entscheidender Faktor im Fußball. Die ließen die Salzburger erneut vermissen. Auch wenn Trainer Rose nach dem Spiel meinte, dass dies „nicht entscheidend“ gewesen wäre, aber warum ließen sich einige Spieler nach der klaren Führung in Privatfehden mit Roter-Stern-Spielern ein? Wieder fehlte nach dem 2:2 eine Führungspersönlichkeit, die das Spiel in die Hand genommen und beruhigen hätte können. Für so einen Spielertypen ist im System Red Bull offenbar kein Platz. "Wir haben eine junge Mannschaft", meinte Trainer Rose nach dem Spiel.

Frühe Selbstaufgabe: Natürlich sind zwei Tore innerhalb von 77 Sekunden ein Nackenschlag, aber noch kein Grund aufzugeben. Die Salzburger vermittelten danach in keiner Phase, dass sie selbst noch an den Aufstieg glauben würden, obwohl dieser natürlich noch möglich war. Es hat ja nur ein Tor gefehlt. Was folgte, war eine halbgare Druckphase, die Roter Stern nicht wirklich ins Wanken brachte. Salzburg konnte die spielerische Überlegenheit in den letzten 30 Minuten nicht mehr unter Beweis stellen – wie auch schon im gesamten Hinspiel.

Massive Gegnerüberschätzung: Rose hatte sich vor dem Duell mit Roter Stern Belgrad immer wieder gegen die Favoritenrolle gewehrt als würde diese Klassifizierung irgendeinen Einfluss auf den Ausgang der beiden Partien haben. Roter Stern agierte auf maximal durchschnittlichem europäischen Niveau. Sollte Serbiens Meister in der Champions League reüssieren, wäre das schon eine Überraschung, wenn nicht sogar eine Sensation. Wesentlich wahrscheinlicher ist da schon ein letzter Gruppenplatz. Den belegten ja auch mit Maccabi Haifa, Hapoel Tel Aviv, Malmö und Dinamo Zagreb jene vier Mannschaften, die Salzburg im Play-off seit der Einführung des Meisterweges ausschalteten.

Fehlende Flexibilität: Wie im Leben ist auch im Fußball ein Plan B oft nicht das Schlechteste. In Salzburg fehlt dieser. Auch gegen Roter Stern Belgrad wurde stur die Red-Bull-Spielweise bis zum bitteren Ende durchgezogen. „Wir wollten einen beweglichen zweiten Stürmer auf dem Spielfeld haben“, begründete Trainer Rose, warum er zunächst Allrounder Ray Yabo und erst viel später Mittelstürmer Smail Prevljak eintauschte. An der Viererkette hielt das Deutsche ebenfalls fest. Die sogenannte „Brechstange“ wurde erneut nicht eingesetzt. Am Ende konnte das Spielglück in einem Champions-League-Play-off nun schon zum siebenten Mal nicht erzwungen werden. Es ist bezeichnend: Salzburg hat in diesen Duellen noch nie das Rückspiel gewinnen können, hält nun bei fünf Niederlagen und zwei Remis.

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