„Die Deutschen haben Respekt vor uns“
In einer Fußballmannschaft gibt es klare Verhaltensregeln. Läutet das Handy während einer Besprechung, gibt es eine Geldstrafe. Davon ist auch Leopold Windtner nicht ausgenommen. „Das kostet, Herr Präsident“, unterbrach Österreichs Vorzeigekicker David Alaba lautstark die Pressekonferenz, als im Hintergrund plötzlich das Mobiltelefon des ÖFB-Chefs klingelte. Pech für Windtner, dass ausgerechnet Alaba auch als Kassier des Nationalteams die Mannschaftskasse verwaltet.
Schließlich kann Herr Windtner später noch telefonieren. Zum Beispiel im Juni 2014 bei der Weltmeisterschaft in Brasilien, wenn der neue ÖFB-Partner T-Mobile 100 Roaming-Freiminuten für jeden österreichischen Fan spendet, der ins Land des fünffachen Weltmeisters reist. Qualifizieren sich die Österreicher für die WM, sind es sogar 200.
Prioritäten-Frage
Jeder Punktgewinn kann daher Gold wert sein in der WM-Qualifikation, die am Freitag in München gegen die Deutschen ihre Fortsetzung findet. Die Meinung, wonach das Spiel gegen die Iren am darauffolgenden Dienstag in Wien wichtiger wäre, teilen Österreichs Top-Kicker nicht. „Wenn wir das sagen, würde das bedeuten, dass wir am Freitag gegen die Deutschen nicht auch gewinnen wollen“, sagt Marko Arnautovic, der wie Alaba betont: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Die Deutschen haben Respekt vor uns.“
Auch oder vor allem für ihn wird die Partie gegen den Lieblingsgegner eine ganz spezielle: Zum einen, weil er nach seinem Transfer von Werder Bremen zu Stoke City nach England zum vorübergehend letzten Mal auf deutscher Bühne auftreten wird. Zum anderen, weil er es war, der beim letzten Duell am 11. September des Vorjahres wenige Minuten vor dem Schlusspfiff die ganz große Chance auf den Ausgleich vergeben hatte. „Das war ein Spiel von großer Klasse“, erinnert sich der Exzentriker. Ob er eine Rechnung offen habe mit den Deutschen? „Nicht nur ich, sondern wir alle haben das“, betont der 24-Jährige.
Schmähbruder
Und natürlich will es Arnautovic einigen noch einmal beweisen. Jenen zum Beispiel, die meinen, es würde ihn niemand vermissen in Bremen. In der Welt war das zu lesen. Nicht die feine englische Art, wie Arnautovic meint. „Ich glaube, dass das eine Lüge ist“, entgegnet er. „Man wird mich schon vermissen. Vor allem in der Kabine.“ Warum das? „Weil ich ein guter Mensch bin, ein lustiger. In der Kabine lief immer der Schmäh. Und da war ich halt der Anführer.“
Solche werden am Freitag jedoch auf dem Münchner Rasen gefragt sein. Und später dann auch bei seinem neuen Klub Stoke City, der 2,35 Millionen Euro Ablöse für ihn bezahlt hat. Englisch sei für ihn kein Problem. „Verständigen kann ich mich schon. Oxford-Englisch spreche ich halt nicht.“
Um 3 Uhr in der Nacht auf Montag hat er in Stoke einen Vierjahresvertrag unterzeichnet. Was er an Bremen vermissen wird? „Am meisten natürlich die Bild-Zeitung“, scherzt der im Boulevard stets omnipräsente Stürmer. „Ich hoffe, dass die Journalisten nicht so geil auf mich sind in England.“
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